Und eines Tages kommt das Glück
das hat sich auf mich übertragen. Ich habe übermorgen ohnehin einen Termin in der Klinik und werde den Vorfall noch mal mit dem Arzt dort besprechen.«
»Du hast gesagt, dir war schwindlig«, erinnerte Romy sie. »Woher kam das?«
»Hm, hallo, ich bin schwanger.« Giselle deutete auf ihren Bauch.
Romy grinste. »Ich weiß, aber ich habe gedacht, es hätte vielleicht auch etwas anderes sein können.«
»Schwanger zu sein kann manchmal nerven«, erklärte Giselle. »Nur damit du es weißt.«
Romy zog eine Augenbraue in die Höhe, überrascht von der Vehemenz in Giselles Stimme.
»Okay«, erwiderte sie. »Ich werde daran denken.«
»Ja, tu das«, sagte Giselle. »Ich bin sicher, dass du ohnehin nicht vorhast, dir dein Leben von Kindern ruinieren zu lassen.«
»Eigentlich will ich mir das von niemandem kaputtmachen lassen«, entgegnete Romy. »Können wir gehen?«
Als sie aus der Praxis kamen, schaute Romy fragend von Giselle zu ihrem Wagen und wieder zurück. Sie hatten Giselles SUV und nicht Veronicas Golf genommen. »Soll ich wieder fahren oder willst du?«
»Oh, fahr ruhig du«, meinte Giselle. »Der Verkehr ist katastrophal, und ich muss mich entspannen.«
Romy setzte sich hinter das Steuer. Es machte ihr Spaß, mit diesem großen Wagen zu fahren, auch wenn sie eigentlich eine leidenschaftliche Gegnerin solcher Vehikel war, die sie für überflüssige modische Statussymbole hielt, vor allem in der Stadt. Bei Ausgrabungen fuhr sie oft Transporter oder Geländewagen, da sie größere Gegenstände transportieren musste, und im Grunde ihres Herzens genoss sie es, höher als die anderen Autofahrer zu sitzen.
Als sie in die Einfahrt zu Giselles und Darraghs Haus einbogen, war es schon fast sechs Uhr. Romy hatte die beiden noch nie zuvor hier besucht und war sehr beeindruckt von der roten Backsteinfassade, dem untadeligen Rasen vor dem Haus, der mit Pflastersteinen belegten Auffahrt und der allgemeinen Atmosphäre von unaufdringlichem Wohlstand, die das Haus umgab.
»Komm doch noch auf einen Kaffee mit rein«, schlug Giselle vor, als sie die Haustür aufsperrte.
Romy folgte ihr ins Haus. Überall roch es nach Geld – echte
Gemälde an den Wänden und teure Möbel in allen Räumen, denen die Hand eines geschickten Innenarchitekten deutlich anzusehen war.
»Mammy!« Mimi strahlte sie an, als sie in das Spielzimmer kamen.
»Hallo, Mrs Dolan.« Magda, die Kinderfrau, begrüßte sie förmlich, aber auf ihrem Gesicht zeichnete sich großer Schrecken ab, als sie die Beule auf Giselles Stirn sah. Giselle erklärte ihr kurz, was passiert war, und versicherte Magda, dass es ihr gut gehe und dass es ihr leidtue, sich verspätet zu haben. Dann wollte sie wissen, ob Mimi bereits gegessen habe.
»Natürlich«, erwiderte Magda. »Wir spielen nur noch ein bisschen miteinander.«
»Meinen Sie, Sie könnten heute Abend Mr Dolan noch etwas zu essen machen?«, fragte Giselle. »Ich fühle mich nicht wohl genug. Dafür werde ich auf Mimi aufpassen. In der Zwischenzeit wäre es nett, wenn Sie für mich und Romy – meine Schwägerin – Kaffee kochen könnten.«
»Gern«, sagte Magda und verschwand in der Küche.
»Ich kann uns den Kaffee doch auch kochen.« Romy fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass jemand sie bedienen sollte.
»Das ist ihr Job«, meinte Giselle schulterzuckend. »Sie ist unsere Kinderfrau, erledigt aber auch leichtere Hausarbeiten für uns. Dann habe ich noch ein Mädchen, Jelena, die einmal in der Woche gründlich putzt, aber Magda reicht für die tägliche Arbeit.«
Romy nickte, konnte sich aber immer noch nicht mit der Vorstellung anfreunden. Natürlich hatten heutzutage viele Menschen Haushaltshilfen, weil man unmöglich alles selbst machen konnte, aber dass ihr jemand zu Hause eine Tasse Kaffee kochte, war außerhalb ihrer Erfahrungswelt. Wenn Giselle und Darragh so daran gewöhnt waren, warum waren sie dann so vehement dagegen gewesen, dass man für Veronica eine bezahlte Hilfe einstellte? Das war schließlich kein großer Unterschied, dachte sie.
Romy ließ sich in eines der tiefen Sofas sinken und trank ihren Kaffee, während Giselle sich in einem der Sessel niederließ und Mimi liebevoll an sich zog. Romy fragte sich, wie es wohl wäre, so wie Darragh zu leben. Als sie noch jünger gewesen waren und mit Veronica zusammengelebt hatten, hatte es ihnen an nichts gemangelt, doch diesen Komfort hatten sie nicht gekannt. Und natürlich war Dermot kein Mann, der auf Luxus
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