Und eines Tages kommt das Glück
hoffentlich bald wieder zurück. Es ist wirklich ein wahnsinnig schöner Tag heute.«
»Mach mich nicht noch neidischer, als ich ohnehin schon bin.«
»Es ist richtig, was du tust«, sagte er.
»Ich weiß. Aber vielleicht ist das Richtige nicht unbedingt das, wozu man gerade Lust hat.«
»Eines Tages wirst du froh sein, dass du es getan hast.«
»Hm.« Romy war sich da nicht so sicher.
»Doch, du wirst«, beteuerte er. »Wie auch immer, ich wünsche dir einen schönen Tag.«
»Hier ist es Nacht.« Romy kicherte. »Ich bin gerade ins Bett gegangen.«
»Oh, Mist, ich habe nicht daran gedacht, dass du total erledigt sein wirst. Also, schlaf gut.«
»Danke. Bis bald.«
Romy klappte ihr Handy zu und ließ sich auf das Kopfkissen zurücksinken. Australien schien bereits jetzt ein halbes Leben zurückzuliegen. Schon merkwürdig, wie schnell man sich daran gewöhnte, woanders zu sein. Merkwürdig und irgendwie beunruhigend.
Sie schloss die Augen und dachte an Keith und Tanya und alle anderen, die sie zurückgelassen hatte. Aber nicht lange, denn bereits nach wenigen Minuten war Romy tief eingeschlafen und bewegte sich auch nicht, als Veronica einige Zeit später auf dem Weg ins Bett den Kopf zur Tür hereinsteckte.
Kapitel 6
Um sich für das festliche Abendessen im Golfclub ein neues Kleid kaufen zu können, musste Giselle zum Glück nicht in ein Geschäft für Umstandsmoden gehen, da sie bereits in ihrer Lieblingsboutique in Terenure, dem schicken Vorort von Dublin, fündig geworden war. Als sie am fraglichen Abend vor dem hohen Spiegel im Schlafzimmer stand, dachte sie zufrieden, dass es wahrscheinlich eine Menge nicht schwangerer Frauen gab, die sehr froh gewesen wären, nur halb so gut auszusehen wie sie. Das neue Kleid war schwarz, aus einem fließenden, weichen Material geschnitten und unter dem Busen gerafft, sodass es gnädig ihren Fünfmonatsbauch kaschierte. Die wenigsten Gäste würden überhaupt auf die Idee kommen, dass sie Nachwuchs erwartete, dachte Giselle, als sie sich langsam vor dem Spiegel drehte. Sie war am Vormittag beim Friseur gewesen, und jetzt war ihr blondes Haar am Hinterkopf zu einer Lockenfrisur hochgesteckt und wurde von diamantenbesetzten Spangen gehalten. Dazu trug sie ein passendes Diamantcollier und ein Paar Ohrringe, die Darragh ihr zu ihrem letzten Hochzeitstag geschenkt hatte. Sie wusste, dass sie sowohl elegant als auch ein klein wenig verletzlich aussah. Heute Abend würde sie alle anderen Golfergattinen in den Schatten stellen.
Gut auszusehen war wichtig für Giselle. Regelmäßig informierte sie sich in Zeitschriften wie Elle und InStyle und anderen Klatsch- und Modemagazinen über den Look der Promis, um deren Stil zu kopieren. In ihrer Freizeit bevorzugte sie im Augenblick das legere Outfit einer Kate Beckingsale oder Sienna Miller; ihre Glamouridole hingegen waren Scarlett Johansson und Sharon
Stone. Aufgewachsen in einer ärmlichen Neubausiedlung an der Greenhills Road, hätte Giselle es sich in ihrer Kindheit und Jugend niemals träumen lassen, eines Tages mit den Reichen und Berühmten der irischen Gesellschaft zu verkehren. Nicht dass sie damals nicht glücklich gewesen wäre, als sie die Stände mit den Sonderangeboten bei Penney’s und Dunne’s durchwühlte, aber die Hochzeit mit Darragh war auf der Erfolgsleiter ein Riesenschritt nach oben, und Giselle war fest entschlossen, jede Sekunde davon zu genießen. Und deswegen stammte ihre Garderobe heute nicht nur aus edlen Warenhäusern wie Brown Thomas und Harvey Nicks, sondern auch aus angesagten Designerboutiquen; und wann immer ein gesellschaftliches Event anstand, kaufte sie sich ein neues Kleid und neue Schuhe, weil man sich schließlich nicht zweimal im selben Outfit sehen lassen konnte. (Die Schuhe aus dem Dundrum Town Centre, die sie heute Abend trug – schwarzer Satin, besetzt mit winzigen Swarowski-Kristallen –, gefielen ihr besonders gut.) Die Zeit und das Geld, die sie in ihr gutes Aussehen investierte, verliehen ihr Selbstsicherheit, und die brauchte sie dringend, wenn sie mit Darragh in Gesellschaft war.
Giselle besprühte sich mit Chanel und rümpfte kurz die Nase. Der Geruch von Parfüm bereitete ihr in ihrer zweiten Schwangerschaft leider oft Übelkeit. Aber deswegen konnte sie auf keinen Fall auf ihren Lieblingsduft verzichten. Sie holte ein paarmal tief Luft, ehe sie nach unten ging.
»Sie sehen hinreißend aus«, sagte Magda, als Giselle ins Wohnzimmer kam.
»Danke«, erwiderte
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