Und eines Tages kommt das Glück
hatte sie nicht gehört, was er gerade gesagt hatte, als sie ihm in die Küche gefolgt war.
»Ob du vielleicht irgendetwas Essbares im Haus hast, wollte ich wissen«, wiederholte er.
Romy schaute auf die Uhr. Es war fast sechs Uhr abends.
»Was denn?«
»Irgendetwas«, erwiderte Darragh gereizt. »Eine warme Mahlzeit vielleicht. Du kannst doch kochen, oder? Das hast du doch in der Schule gelernt. Ich kann mich erinnern, dass du immer was mit nach Hause gebracht hast.«
»Äh, ja«, sagte sie. »Ich kann kochen. Aber willst du denn zum Essen nicht nach Hause fahren?«
»Giselle ist heute Abend in ihrem Kurs«, erklärte er. »Sie hat also keine Zeit. Außerdem ernährt sie sich immer sehr gesundheitsbewusst, und dieses kalorienarme Zeug hängt mir allmählich zum Hals raus.«
»So, aha. Was ist mit Mimi? Braucht sie denn nichts zu essen?«
»Das Au-pair-Mädchen passt auf sie auf. Außerdem ist sie heute Abend nicht mit dem Kochen an der Reihe, und ich will sie nicht darum bitten. Also – wie sieht es aus?«
»Äh, irgendetwas werde ich schon zustande bringen.« Darraghs Bitte verwirrte Romy. »Huhn? Oder lieber Thunfisch?«
»Hast du vielleicht Fleisch im Haus?«, fragte Darragh hoffnungsvoll, und Romy musste lachen.
»In der Gefriertruhe sind noch Hackfleischfrikadellen«, erklärte sie. »Echte Beefburger vom Metzger. Ich habe sie gestern erst gekauft. Mir würden Beefburger und Pommes frites reichen, wenn du das unter Kochen verstehst. Die Fritten sind allerdings aus der Packung, also beschränken sich meine Kochkünste nur aufs Warmmachen.«
»Das hört sich köstlich an«, meinte Darragh.
Ich kann nicht glauben, was ich hier tue, dachte Romy, als sie das Fleisch aus der Gefriertruhe nahm. Ich wüsste nicht, wann ich jemals im Leben für Darragh etwas zu essen gemacht hätte. Nicht einmal Pommes frites!
Darragh war nicht oft zu Hause gewesen in der Zeit, als man Romy endlich an den Herd gelassen hatte. Damals war er ihren Eltern vom Alter her näher gewesen als ihr und von Veronica
und Dermot entsprechend als Erwachsener behandelt worden. Als die Eltern sich getrennt hatten, war er längst ausgezogen gewesen und hatte einige Meilen entfernt in einer kleinen Wohnung gelebt. Nach Dermots Weggang war er wieder zu Hause eingezogen und wie selbstverständlich in die Rolle des Mannes im Haus geschlüpft, die Dermot sich seiner Meinung nach unrechtmäßig angeeignet hatte. Das war eine schlimme Phase in der Beziehung von Romy und Darragh gewesen, da Romy ständig das Gefühl hatte, als versuchte er, seinen Groll über Dermot an ihr auszulassen. Ständig ging er auf sie los, bereit, wegen jeder Kleinigkeit mit ihr zu streiten. Damals hätte sie sich nie träumen lassen, jemals für ihn zu kochen.
Und Darragh hatte tatsächlich ein aufbrausendes Temperament. Laut Veronica ähnelte er darin sehr seinem Vater Tom, nur dass dieser sich besser im Griff gehabt hatte. Darragh konnte sich von einer Sekunde auf die andere wegen der größten Banalitäten aufregen, und irgendwie schien immer Romy seinen Ärger abzubekommen, auch wenn der Anlass nichts mit ihr zu tun hatte. (Wie damals, als der Jack-Russell-Welpe von Mrs McArdle in den Garten kam und alle Pflanzen ausbuddelte, die Darragh gerade erst eingegraben hatte.) Jetzt fiel Romy die Episode mit dem Hund wieder ein – Darragh hatte ihr vorgeworfen, die Gartentür offen gelassen zu haben!
Doch im Moment war er äußerst charmant zu ihr, so als ob nie etwas zwischen ihnen gewesen wäre, und sie fragte sich, wie lange das wohl anhalten würde.
Darragh ging ins Fernsehzimmer hinüber, und bald hörte Romy die Stimme des Nachrichtensprechers. Sie verteilte die Pommes frites auf dem Ofenblech und legte die Burger auf den Grill. Dann gab sie ein paar gefrorene Erbsen in eine Schüssel, fügte ein wenig Wasser hinzu und stellte sie in die Mikrowelle. Das sieht mir überhaupt nicht ähnlich, dachte sie. Ich, die brave Hausfrau am Herd? Und noch dazu wegen Darragh? Nein!
Sie aßen am Küchentisch, wo Romy für zwei Personen gedeckt hatte.
»Nicht schlecht«, sagte er, als er den Beefburger kostete. »Das hast du schon immer gut gekonnt, stimmt’s?«
»Hackfleischfrikadellen grillen? Das ist nicht unbedingt große Kochkunst.« Sie zuckte die Schultern. »Du hast noch nichts von mir gegessen, wenn ich mal richtig loslege.«
»Mam hat mir von deinen Kochkünsten erzählt«, fuhr Darragh fort. »Sie war sehr überrascht, weil du doch früher immer nur auf
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