Und eines Tages kommt das Glück
ihrer Rückkehr fühlte sich wahrhaftig merkwürdig an.
Romy stellte die Teller in den Geschirrspüler und ging wieder nach oben, eine Tube Teppichschaum in der Hand, mit dem sie die Teeflecken bearbeiten wollte, die sie in Kathryns Zimmer hinterlassen hatte. Sie hatte keine Ahnung, ob der Schaum etwas
nützte, aber sie rieb ihn sorgfältig in den Teppich ein und tröstete sich mit dem Gedanken, dass das Zimmer kaum genutzt wurde und es Monate dauern könnte, bevor man etwas bemerken würde. Und bis dahin wäre sie sicher wieder zurück in Australien.
Anschließend ging sie in Veronicas Zimmer.
Der Raum war riesig und nahm fast ein Viertel des oberen Stockwerks ein. Die Fenster führten nach Süden und Westen und verliehen dem Zimmer eine warme, helle Atmosphäre. Ein King-Size-Bett (nein, noch größer, dachte Romy, ein Super-King-Size-Doppelbett) stand mittig an der Nordwand, mit einem gesteppten Satinüberwurf in Pink und Cremeweiß, auf dem passende Kissen in verschiedenen Größen verteilt waren. Der weiche, hochflorige Teppichboden erstrahlte ebenfalls in luxuriösem Cremeweiß, und die Vorhänge waren aus luftigem, zartrosa Stoff. Ein enormer Frisiertisch nahm den gesamten Platz hinter der Tür ein, und dem Bett gegenüber stand ein Flachbildschirm. Es roch dezent nach Veronicas Lieblingsparfüm von Dior – ein Zimmer, wie gemacht für eine Märchenprinzessin. Als Romys Vater noch hier gewohnt hatte, war der Raum eindeutig nüchterner eingerichtet gewesen.
Romy fragte sich, wie es in dem Jahr von Veronicas Ehe mit Larry wohl hier ausgesehen hatte. Ob die Schlafzimmer von Frauen, die mit Männern zusammenlebten, generell anders aussahen als die alleinstehender Frauen? Hätte auch sie sich ein Barbie-rosa Zimmer eingerichtet, wenn sie es selbst gestaltet hätte? Ihr kleines Zimmer in Keiths Haus war in neutralem Buttermilchweiß gestrichen, der Fußboden war aus blankem Holz und die Bettdecke leuchtend blau. Es gab nur einen kleinen Spiegel und statt eines Frisiertisches eine Kommode, auf der Romy neben ihrem Laptop auch ihren sonstigen Kleinkram aufbewahrte. Kein Prinzessinnenzimmer und nicht einmal sehr weiblich. Aber Romy war zufrieden damit.
Wie von Veronica angekündigt, fand Romy im Schrank die Tüten, in denen sie die Sachen ihrer Mutter nach unten tragen konnte.
Nicht alles, natürlich; was, das solle sie selbst entscheiden. Aber doch bitte ihre gesamte Unterwäsche, falls es ihr nichts ausmache.
Romy öffnete die Doppeltüren der beiden großen Schränke und staunte nicht schlecht. Veronicas Garderobe war akkurat nach Jahreszeiten sortiert und dann wiederum nach Farben geordnet. Nie zuvor hatte Romy einen so ordentlichen Schrank, geschweige denn so viele Kleider gesehen! Einen Teil der beiden Schränke nahm Veronicas Schuhsammlung ein, wobei jedes Paar fein säuberlich in maßgearbeiteten Ablagefächern verstaut war.
Romy nahm einen der Schuhe aus seinem Fach, ein roter Slingback-Pumps aus Satin mit einem zehn Zentimeter hohen Absatz und einer dekorativen Kristallbrosche mit rotem Stein auf der Kappe. Ein echter Jimmy Choo. Romy konnte durchaus sehen, dass der Schuh sehr schön war, fragte sich aber, wie Veronica es schaffte, sich darin aufrecht zu halten, auch wenn sie von anderen Leuten gehört hatte, dass es sehr wohl möglich war, auf hohen Absätzen zu laufen, wenn das Design gut war. Sie schob den Schuh in sein Fach zurück. Daneben befand sich ein weiteres Paar mit hohen Absätzen, ebenfalls signalrot und teils aus Wildleder, teils aus Schlangenleder – eher so etwas wie Sandalen, wie Romy fand. Es gab schwarze Schuhe, graue Schuhe, blaue Schuhe und auch braune Schuhe – alle mit extrem hohen Absätzen und atemberaubend schön. Plötzlich flammte in Romy eine Erinnerung an einen ungewöhnlich nassen und stürmischen Tag im September auf, als Veronica sie zur Schule gebracht hatte. Veronica trug rote Lederstiefel und einen roten Wollmantel mit breiten Schultern, in der Taille von einem schwarzen, breiten Gürtel zusammengehalten. Auf ihrem blonden Haar prangte eine Art schwarze Kosakenmütze, und sie war sorgfältig geschminkt. Die anderen Mütter hatten abgehetzt gewirkt und entweder einen Dufflecoat oder einen Anorak angehabt. Veronicas glamouröser Auftritt am Schultor hatte Romy zwar gefreut, war ihr aber auch ein wenig peinlich gewesen.
Sie stellte die Schuhe wieder zurück. In den kommenden Monaten würde Veronica nicht ein Paar davon tragen können. Eine Etage tiefer
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