Und eines Tages kommt das Glück
Umwelt- und Energiebranchen in Zeiten des Klimawandels durchaus auch wirtschaftlich Aussicht auf Erfolg hatten.
»Eigentlich ist das nicht unser Ding«, meinte Stephen. »Es würden keine Synergieeffekte entstehen.«
Die beiden schienen diesen Begriff sehr zu lieben, dachte Darragh und fragte sich, ob sie überhaupt wussten, was er bedeutete.
»Ich weiß, dass das eine vollkommen andere Branche ist«, sagte er, »doch es könnte ein langfristiger Nutzen daraus entstehen.«
Alex und Stephen tauschten einen kurzen Blick.
»Mag sein, aber im Moment scheint mir das Geschäft mit den Deutschen interessanter zu sein«, argumentierte Alex.
»Lasst mir die Unterlagen hier«, sagte Darragh. »Ich werde sie mir in Ruhe durchsehen. Aber ich frage mich, wozu ich in die Schweiz gefahren bin, wenn bei meiner Rückkehr das Angebot einer deutschen Firma auf meinem Schreibtisch liegt.«
»So etwas passiert«, erklärte Stephen. »Außerdem könnte der Deal für die Firma wirklich gut sein.«
»Und das Geschäft mit dem Ökostromunternehmen nicht?«
Sowohl Alex als auch Stephen schienen wenig beeindruckt. Darragh zuckte die Schultern. »Okay. Wir reden noch mal darüber, wenn ich mir die Unterlagen angesehen habe.«
Die beiden Männer nickten und verließen das Büro.
Darragh lehnte sich auf seinem Drehstuhl aus schwarzem Leder zurück. Er war sich nicht sicher, was Stephen und Alex betraf. Einerseits verfügten die beiden über viel Erfahrung, und trotzdem stellte er sich oft die Frage, wie viel ihnen eigentlich an der Firma lag. Sie waren schon lange Zeit bei Dolan Component Manufacturers, und er vertraute ihnen völlig, konnte sich aber trotzdem des Gefühls nicht erwehren, dass sie mit der Zeit immer gleichgültiger wurden. Sie hatten den Biss verloren, wie man
so schön sagt. Der Geschäftsabschluss, der ihnen entgangen war, war den beiden egal, und sie wollten einfache Antworten auf die Herausforderungen, mit denen sich DCM Darraghs Ansicht nach in Zukunft konfrontiert sah. Vielleicht bezahlte er sie zu gut und machte es ihnen zu einfach. Vielleicht hatte er es tatsächlich versäumt, ihr Gehalt an ihre Leistung zu koppeln, wie Kathryn nicht müde geworden war, immer wieder vorzuschlagen (der einzige Punkt, in dem er ihr mittlerweile zögernd zustimmte, auch wenn er das nie zugeben würde). So manches Mal hatte er nämlich das Gefühl, dass die langfristigen Interessen von Dolan weder Alex noch Stephen so richtig am Herzen lagen. Im Grunde konnten sie ihnen nämlich egal sein.
Also musste er sich selbst darum kümmern. Sein Erbe verpflichtete ihn dazu. Der Verlust des Geschäfts mit Jim Cahill hatte ihm bewiesen, dass DCM nicht mehr unbedingt erste Wahl war, auch wenn Jim sich von ruinösen Dumpingpreisen hatte ködern lassen. Doch sie konnten es sich nicht leisten, zweite Wahl zu werden. Darragh war sich nur nicht sicher, welchen Weg er einschlagen sollte, um das zu verhindern, und er hatte das ungute Gefühl, dass weder Stephen noch Alex ihm in diesem Punkt eine große Hilfe sein würden.
Kathryn saß am Schreibtisch und starrte mit leerem Blick auf den Bildschirm ihres Computers. Eigentlich sollte sie für eine Firma die Spur einer Reihe von Belegen und Rechnungen zurückverfolgen, doch im Moment fand sie keinerlei Zugang zu dem Labyrinth der Bilanzen – normalerweise ein offenes Buch für sie. Sie wusste, dass sie auf eine bestimmte Art und Weise vorgehen und bestimmte Ansätze wählen musste, aber sie konnte sich nicht entscheiden, welche.
Kathryns Herz pochte heftig, und der schmale Strahl Sonnenlicht, der es gerade so durch das Bürofenster schaffte (kein Eckbüro, wie ihre Schwester Romy vermutete, und somit auch kein
höherer Status in der Firmenhierarchie), spiegelte sich auf dem Bildschirm wider, sodass sie kaum etwas lesen konnte.
Sie stand auf und holte eine Flasche Wasser aus dem kleinen Kühlschrank. Dann nahm sie eine Aspirin aus der Packung in ihrem Schreibtisch und schluckte sie. Die Tabletten wirkten normalerweise sofort und würden rasch ihre Kopfschmerzen bekämpfen. Nur gegen den Schmerz in ihrem Herzen würden sie nichts ausrichten können, dachte Kathryn kläglich. Aber das ist schließlich nur ein Teil meines Lebens, sagte sie sich, wütend über ihr Selbstmitleid. Der schlechte Teil. Ihr Leben hatte auch viele gute Seiten, aber diese hier überschattete im Moment alles. Ich darf einfach nicht vergessen, dass am Ende die guten überwiegen werden. Die Untersuchung hier auf meinem
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