Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
denen sie ihren kranken Vater betreut hatte, erschöpft.
Aber was war mit Sehnsucht … und mit Begehren?
Dass Jacob der attraktivste Mann war, den sie je gesehen hatte, konnte Mollie nicht leugnen. Ebenso wie die verräterischen Reaktionen ihres Körpers auf seine unerwartete und extrem beunruhigende Nähe. Doch das hatte nichts zu sagen.
Ich werde es einfach ignorieren! nahm sie sich tapfer vor, schlüpfte in T-Shirt und Pyjamahose, schlang den Gürtel um die schmale Taille und krempelte die Hosenbeine hoch, um nicht auf der Treppe zu stolpern. Es war schon ein seltsames Gefühl, allein durch das düstere Herrenhaus zu streifen. Während Mollie sich vorstellte, wie Jacob tagtäglich das Gleiche tat – von lastenden Erinnerungen verfolgt –, musste sie ein Schaudern unterdrücken.
Es dauerte eine Weile, bis sie die Küche im hinteren Teil des weitläufigen Gebäudes erreichte. Auf der Schwelle stutzte sie angesichts der überraschenden Szenerie, die sich ihr bot. Jacob hatte offenbar aus dem ganzen Haus antike silberne Leuchter zusammengetragen, sodass sich der eher nüchterne große Raum in weiches Kerzenlicht getaucht präsentierte.
„Ah, du hast es geschafft“, stellte er anerkennend fest. „Ich hatte schon Angst, du hättest dich verlaufen.“
„Nur fast“, bekannte sie und erwiderte sein Lächeln. „Ehrlich gesagt habe ich dein Angebot ausgenutzt und mir ein Bad in der Luxuswanne gegönnt. Es war großartig.“ Etwas verlegen zupfte sie an ihrem improvisierten Outfit herum. „Und vielen Dank dafür, das war sehr … bedacht.“
„Mir wurde plötzlich klar, dass Annabelles Kleider ziemlich verstaubt und muffig sein dürften.“
Wie geschickt er das Thema mit der unterschiedlichen Kleidergröße umschiffte … oder war das gar keine Absicht? Egal, Mollie beschloss spontan, ihrem unfreiwilligen Gastgeber nicht immer gleich das Schlimmste zu unterstellen.
„Schon ein seltsames Gefühl, nach all den Jahren wieder hier im Haus zu sein. Mir war gar nicht bewusst, was ihr alles hier zurückgelassen habt“, sagte sie versonnen.
„Jeder von uns hat woanders sein ganz eigenes Leben aufgebaut.“
„Ich weiß …“ Hoffentlich hatte das nicht zu traurig geklungen.
Jacob nahm zwei Teller aus dem Schrank und stellte sie auf den Tisch. „Du hast es doch alles kommen sehen, oder nicht? Immerhin warst du es, die zurückblieb, während alle anderen gegangen sind.“ Er sprach ruhig, ohne Spur von Ironie.
„Ja“, murmelte Mollie, „ich bin geblieben.“
„Warst du wirklich die ganze Zeit über auf Wolfe Manor? Bist du nie irgendwo anders hingereist außer jetzt nach Italien?“
Das klingt, als wäre ich so etwas wie der Wächter des verlorenen Schatzes gewesen! empörte sich Mollie innerlich. Dabei hat er ja recht, ich bin geblieben und habe gewartet. Darauf, dass mein Vater stirbt.
„Während meines Gartenbaustudiums war ich auch nicht hier“, erwiderte sie steif.
„Natürlich, aber davon abgesehen …“
„Ja …“ Es war kaum mehr als ein Wispern. Mollie schluckte heftig und wandte den Kopf. „Mm … das riecht aber köstlich“, lenkte sie ab und versuchte, dabei locker und sorglos zu klingen.
Jacob öffnete die Herdklappe und holte eine geschlossene Aluform aus dem Ofen. „Ich befürchte, als Koch bin ich eine Niete“, bekannte er offen. „Ein Fertiggericht vom Inder, aber zum Glück ist es ein Gasherd, sodass ich es aufwärmen konnte.“
„Wie großzügig von dir, dein Essen mit mir zu teilen“, sagte Mollie, während Jacob die Folie von dem Reisgericht mit Hühnchen zog. Erst jetzt wurde ihr bewusst, was für einen Bärenhunger sie hatte. Während sie die Sachen ihres Vaters sortierte, war sie gar nicht auf die Idee gekommen, sich etwas zu Essen zu machen.
Jacob verteilte das Gericht auf die beiden Teller und schob ihr einen hin. „Iss.“
Mollie setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber und war sich der Intimität der ungewöhnlichen Situation sehr bewusst. Zwei Menschen allein in einem Raum, der nur von Kerzenschein erhellt wurde …
Während sie versuchte, ihren Heißhunger zu zügeln und wenigstens einigermaßen manierlich zu essen, überlegte sie, dass dies eigentlich ein günstiger Zeitpunkt war, um Jacob zu fragen, was er all die Jahre über mit seinem Leben angestellt hatte. Irgendwie glaubte sie, durch Klarheit in diesem Punkt auch für sich endlich den Absprung von Wolfe Manor zu schaffen.
Andererseits … hatte sie überhaupt das Recht, ihm derart intime
Weitere Kostenlose Bücher