Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
Fragen zu stellen? Selbst wenn sie seit ihrer Geburt auf diesem Anwesen und im Schatten seiner Familie lebte, gehörte sie nicht dazu. Sie war immer nur eine Beobachterin gewesen. Warum sollte ein Wolfe ihr also etwas schulden?
Doch ganz egal konnte sie Jacob auch nicht sein, denn sonst hätte er ihr nicht den mehr als großzügigen Scheck ausgehändigt, oder?
„Also, was hast du in all den Jahren gemacht?“ Ihre Stimme war zu hoch, zu laut und viel zu forsch.
Und Jacobs Miene wirkte sofort noch verschlossener als bisher.
„Alles Mögliche“, erwiderte er vage.
„Wie zum Beispiel …“
„Arbeiten.“
„Was für eine Arbeit?“
„Dies und das.“
Entnervt von dem albernen Katz- und Mausspiel legte Mollie ihre Gabel zur Seite. „Geht es vielleicht um etwas Illegales, weil du einfach nicht damit herausrücken willst?“
„Natürlich nicht!“
Sie zuckte mit den Schultern. „Wie soll ich das wissen? Du hast ja nie etwas von dir hören lassen. Und Annabelle hat jahrelang fast täglich darauf gewartet …“
„Ich werde nicht mit dir über meine Schwester sprechen“, unterbrach er sie eisig.
Doch so leicht ließ Mollie sich nicht abschrecken. „ Deine Schwester ist zufällig meine beste Freundin“, erinnerte sie ihn.
„Weshalb sie wohl auch die Wände ihres Zimmers mit deinen Fotos tapeziert hat.“
Der unüberhörbare Spott in seiner Stimme und das Wissen, dass sie Jacobs abschätzigen Blicken, wenn auch nur im Bild, hilflos ausgeliefert war, ließen Mollie erröten.
„Wenn es nichts Illegales ist, warum kannst du mir dann nicht davon erzählen?“
„Warum bist du nur so verdammt neugierig, Mollie Parker?“ Sein Ton war sanft, aber zum ersten Mal hatte Mollie das Gefühl, Jacobs eiserne Selbstkontrolle zumindest angekratzt zu haben.
„Ich glaube, ich habe das Recht dazu“, entgegnete sie mit klopfendem Herzen. „Wie du selbst erwähnt hast, bin ich geblieben und habe zusehen müssen, wie einer nach dem anderen Wolfe Manor verlassen hat. Und darum möchte ich wissen, was diesen schleichenden Exodus ausgelöst hat. Ist das so unverständlich?“
„Also willst du nicht wissen, was ich in den vergangenen Jahren getan habe, sondern warum ich gegangen bin.“
Mollie nickte, während sich Jacob in seinem Stuhl zurücklehnte. Nach außen wirkte er völlig entspannt, doch sein Blick war kühl und wachsam.
„Wieso verrätst du mir nicht, was du glaubst, warum ich gegangen bin?“, konterte er plötzlich.
Das hatte sie nicht erwartet, und darauf wusste sie zunächst auch keine Antwort.
Jacob lachte hohl. „Schon gut, ich kann es mir lebhaft vorstellen!“
„Kannst du das?“
„Und ob!“, versicherte er sarkastisch. „Du denkst, ich wäre aus Langeweile gegangen. Dass ich es satthatte, den Daddy für meine jüngeren Geschwister zu spielen und lieber meinem Privatvergnügen nachgehen wollte. Und dass ich ihnen nie geschrieben habe, weil mir nichts an meinen Geschwistern liegt. Und an dir, Mollie Parker, dem Plagegeist mit den riesigen Augen, der mich auf Schritt und Tritt verfolgt und beobachtet hat.“
Ohne dass sie es verhindern konnte, keuchte Mollie entsetzt. Was sie noch mehr schockierte als die Tatsache, dass Jacob ihre alberne Schulmädchenschwärmerei bemerkt hatte, war die Brutalität, mit der er so ein delikates Geheimnis einfach aufdeckte.
„Na, habe ich ins Schwarze getroffen, Mollie Parker?“, hakte er jetzt seidenweich nach. Da wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie ebenso grausam war wie er. Sie hatte ihm sogar noch Schlimmeres unterstellt in ihrem Frust, so einfach verlassen und vergessen worden zu sein.
Als sie aufschaute, sah sie in seinen Augen einen solchen Schmerz aufflackern, dass es ihr förmlich den Atem verschlug. Doch schon in der nächsten Sekunde war der Eindruck vorbei, und Mollie fragte sich, ob ihre lebhafte Fantasie ihr nicht wieder einmal einen Streich gespielt hatte.
Jacob lachte, aber es hörte sich nicht fröhlich an. „Du musst nichts sagen, Mollie, ich weiß genau, was du denkst. Jeder Gedanke und jede Emotion von dir spiegeln sich in deinen wundervollen Augen wider.“
In deinen wundervollen Augen …
Das lenkte sie unversehens in eine völlig neue Richtung. Sein unerwartetes Kompliment glättete die aufgestellten Stacheln und brachte ihren Körper zum Singen.
„Tut mir leid“, sagte Mollie nach einer kleinen Pause und wusste nicht einmal, wofür sie sich gerade entschuldigte. In ihrer Einsamkeit und Verletzlichkeit hatte sie
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