Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
sie hinter Regenschleiern und grauem Nebel verschwand, und Hecken und Büsche im nahenden Sturm nur noch als dunkle Schatten erkennbar waren. Für ein paar Sekunden schloss er die Augen und stählte sich gegen den brennenden Schmerz in seiner Brust.
Er musste Ruhe bewahren. Seine Selbstkontrolle zurückgewinnen.
Feigling!
Er hatte es verdient, daran bestand kein Zweifel. Und er akzeptierte das vernichtende Urteil. Alles würde er ertragen, wenn er Mollie dadurch schützen konnte. Vor sich und seinem zerstörerischen Einfluss. Sein Leben würde weitergehen wie bisher, indem er das Unabänderliche hinnahm. Das hatte er längst akzeptiert.
Oder es zumindest bis vor Kurzem gedacht …
Jacob fluchte leise, stieg aus der Limousine und entließ den wartenden Chauffeur mit einem knappen Kopfnicken. Dann kehrte er in das Haus zurück, in dem die Geister der Vergangenheit auf ihn warteten und ihn daran erinnerten, was ihm für immer verwehrt bleiben würde. Und in dem Mollie in ihm Hoffnungen geweckt hatte, auf das, was sein könnte, wenn …
Schluss! Hör endlich auf mit dieser Selbstquälerei! rief er sich zur Ordnung.
Und wieder, wie so oft in letzter Zeit, überfielen ihn Zorn und Selbsthass mit einer solchen Gewalt, dass ihm der Atem stockte. Nach zwanzig langen Jahren war alles noch so lebendig und präsent, dass es ihn selbst schauderte. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er diesen Dämon kontrollieren und in Schach halten konnte.
Wie sollte er es dann verantworten, damit jemanden in Gefahr zu bringen, den er lieben könnte?
Mollie stürzte sich mit einer ruhelosen Energie in ihre Arbeit, die an Besessenheit grenzte. Sie schuftete vom Morgengrauen an, wenn Erde und Pflanzen noch feucht vom Tau waren, und kehrte erst am späten Abend ins Cottage zurück, weil die aufziehende Dunkelheit es ihr unmöglich machte, mit der Plackerei fortzufahren. Dann fiel sie zu Tode erschöpft ins Bett, in der Hoffnung, zu müde zum Denken zu sein.
Doch nichts rettete sie vor den schmerzhaften Erinnerungen, die sie in der Nacht überfielen. Immer wieder sagte sie sich, dass es so besser wäre, für sie und für Jacob. Und dass es zwischen ihnen nie etwas gegeben hatte, was den Namen Beziehung verdient hätte. Dass ihrer beider Träume und Leben viel zu unterschiedlich waren. Und dass Liebe schon gar nichts damit zu tun hatte!
Und trotzdem …
Reiß dich zusammen, dummes Ding! rief sie sich zur Ordnung, als sie eines Mittags gegen halb zwei die Treppe im Cottage hinaufhastete, um sich rasch etwas präsentabler zu machen. Um zwei war sie mit dem Baumchirurgen verabredet, und sie wollte dem Mann nicht wie eine aufgelöste Vogelscheuche entgegentreten.
Sie war fast oben angekommen, als sie die letzte Stufe verfehlte und einen Moment hilflos mit den Armen in der Luft herumruderte, bevor sie fiel. Wie in Zeitlupe sah sie sich selbst die alte Holztreppe hinabstürzen, fühlte die Erschütterung in jedem ihrer Knochen und wunderte sich noch über das hässliche Geräusch, als sie mit der Schläfe hart auf die steinerne Kaminumrandung aufschlug.
Dann wurde es schwarz um sie.
Seit er aus London zurück und Mollie hinter dichten Regenschleiern verschwunden war, durchlebte Jacob ein qualvolles Wechselbad der Gefühle.
Er hatte sie nicht mehr gesehen, außer manchmal ganz flüchtig und aus der Ferne, wenn sie irgendwo in den Gärten herumwerkelte. Und jedes Mal hatte er sich davon abhalten müssen, zu ihr zu gehen, sie in die Arme zu schließen und bis zur Besinnungslosigkeit zu küssen.
Natürlich würde er das nicht tun. Er durfte es nicht tun.
Stattdessen vergrub er sich in seiner Arbeit und feilte am Design eines unter ökologischen Gesichtspunkten geplanten Bürokomplexes in Rio de Janeiro. Daneben kümmerte er sich um die Bauaufsicht, was die zügig voranschreitende Renovierung von Wolfe Manor betraf. Ende des Monats könnte er das Anwesen auf den Immobilienmarkt bringen.
Warum ihn dieser Gedanke irritierte und in einer Weise beschäftigte, die an Unbehagen grenzte, konnte er sich nicht erklären. Er hatte sich hier noch nie wohlgefühlt und sich eigentlich geschworen, das Haus nie wieder zu betreten. Und trotzdem …
Wie soll man einen frischen Start hinlegen können, wenn man mit der Vergangenheit noch nicht im Reinen ist?
Hatte er das nicht eigentlich Mollie gesagt, um sie zu überzeugen, die Planung und Wiederherstellung der Gartenanlagen zu übernehmen? Ihr hatte er auf diesem Weg die Aussöhnung mit der
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