Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
vielleicht sein latent schlechtes Gewissen beruhigen. Und zu diesem Zweck wollte er ihr das Angebot ihres Lebens machen.
„Für dich arbeiten?“, echote Mollie ungläubig. Was bildete dieser Mensch sich eigentlich ein? „Mein Vater hat mehr als fünfzig Jahre für deine Familie gearbeitet und fünfzehn davon, ohne einen Penny zu sehen!“
Jacob stutzte. Mollie sah, dass er tatsächlich überrascht war. Ob er in den letzten zwanzig Jahren überhaupt einen einzigen Gedanken an ihren Vater verschwendet hatte?
„Hier geht es nicht um deinen Vater“, erinnerte er sie nüchtern. „Du bist es, die eine Bleibe braucht, und ich benötige …“
„Ich werde weder für dich kochen noch putzen“, schnitt sie ihm das Wort ab.
„Noch als Gartenarchitektin arbeiten?“, schlug er sanft vor.
„Gartenarchitektin …?“ Bildete sie sich den amüsierten Unterton in seiner Stimme nur ein? Seine Miene war immer noch so undurchdringlich wie zuvor.
„Du hast mir erzählt, du hättest Gartenbau studiert und bereits in der Branche gearbeitet. Und ich brauche jemanden, der sich um diese marode Anlage kümmert.“
„Das ist eine ungeheure Aufgabe.“
Jacob zuckte lässig mit den Schultern. „Und?“
„Aber, so ein Auftrag … ich meine …“ Reiß dich zusammen, du dummes Ding! rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie wollte Jacob gegenüber ihre Qualifikation keinesfalls infrage stellen, fühlte sich aber verpflichtet, ihm wenigstens die Tragweite seiner spontanen Entscheidung vor Augen zu führen. „Ein Auftrag dieser Größenordnung gehört in sehr erfahrene Hände.“
„Das ist mir durchaus bewusst“, entgegnete er gelassen, „dir offensichtlich auch, und trotzdem greifst du nicht mit beiden Händen zu?“
So leicht wollte Mollie sich nicht einfangen lassen. „Warum gerade ich?“, fragte sie, immer noch misstrauisch. Wenn sie in sein hartes Gesicht blickte, konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass er ihr das Angebot aus Mitleid machte. Aber was konnte er sonst von ihr wollen?
„Weil du gerade hier bist.“ Der Anflug von Ungeduld in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Und weil ich dringend jemanden brauche, der das Anwesen so schnell wie möglich auf Vordermann bringt, damit es auf den Markt kommt.“
Mollie glaubte, sich verhört zu haben. „Du willst Wolfe Manor verkaufen?“
Sein bitter zynisches Lächeln schnitt ihr ins Herz. Dieser Mann besaß keinen Funken Wärme oder Charisma, wie es den Jacob von früher ausgezeichnet hatte. Das stimmte sie seltsam traurig. Niemand sollte so lächeln müssen.
„Zu viel Platz für eine Person.“
Als Mollie daran dachte, was sie ihm eben noch an den Kopf geworfen hatte, errötete sie.
Offenbar hat der hohe Herr im Herrenhaus zu wenig Platz …
Gut, er hatte sie wütend gemacht. Außerdem kannte sie immer noch nicht seine wahren Gründe für das überraschende Angebot. Am liebsten hätte sie kalt lächelnd abgelehnt, doch das wäre wohl das Dümmste, was sie in ihrer Situation tun könnte.
„Ich denke immer noch …“
„Es ist ziemlich spät“, unterbrach er sie rüde. „Und ehrlich gesagt rechne ich nicht mit einem unbefugten Eindringling, wenn ich einen kleinen Mitternachtsspaziergang auf meinem Grundstück unternehme. Wenn du dir deiner fachlichen Qualifikation tatsächlich so unsicher bist, wie es den Anschein hat, kannst du mir ja morgen ein paar Reputationsobjekte zeigen, damit ich mir selbst ein Bild mache.“
Damit wandte er sich zur Haustür, durch die er gerade noch so rabiat hereingeplatzt war. Die Hand schon auf der Klinke, drehte er sich noch einmal um.
„Und wenn nicht, fängst du am besten noch heute Nacht an, zu packen.“
Nachdem Jacob weg war, lehnte sich Mollie kraftlos gegen die raue Kamineinfassung und schaute ins schwach flackernde Feuer, von dem bald nicht mehr als ein Haufen Asche übrig sein würde. In ihrem Kopf ging es drunter und drüber. Irgendwie war das alles zu viel für sie: Erst kam sie nach sechs langen Monaten in das Haus ihrer Kindheit zurück, sah überall die vertrauten Sachen ihres verstorbenen Vaters, dann tauchte völlig überraschend Jacob Wolfe auf und jetzt noch sein Angebot …
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft trafen aufeinander wie in einem Urknall.
Mollie seufzte und schob die wirren Gedanken entschlossen zur Seite. Sie schnappte sich die Taschenlampe und ging nach oben. Inzwischen war es ihr völlig egal, ob sie Licht oder Wasser oder irgendetwas zu Essen hatte. Ihr Bett würde auf
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