Und endlich siegt die Liebe (German Edition)
Tabakbeutels hervor, und auf dem Dielenschränkchen lag noch ein Stapel Post, die niemand mehr beantworten würde. Mollie spürte einen Stich im Herzen, wenn sie daran dachte, was ihr noch an traurigen Verrichtungen bevorstand, bevor sie das Cottage für immer verlassen würde.
Der Lichtschein stockte, als er auf ihrem Gepäck landete.
„Du bist die Tochter des Gärtners.“
„Der Name meines Vaters war Henry Parker“, sagte sie steif und spürte einen bitteren Geschmack im Mund.
„Was?“ Offenbar war er mit den Gedanken schon wieder ganz woanders.
„Er ist vor sieben Monaten gestorben.“
„Mein Beileid“, murmelte Jacob mechanisch und wies mit dem Kinn auf das Gepäck neben der Eingangstür. „Du bist gerade erst gekommen?“
„Ja, aus Italien.“ Erst verspätet merkte Mollie, wie seltsam sich das anhören musste. Ihr Vater starb, und sie reiste mal eben nach Italien? Sollte Jacob Wolfe doch von ihr denken, was er wollte! entschied sie im Stillen und presste unwillkürlich die Lippen zusammen. Sie war ihm schließlich keine Erklärung schuldig.
„Verstehe.“
Nichts verstehst du!
„Und du bist zurückgekommen, weil …“ Es hörte sich eher nach einem Vorwurf als nach einer Frage an.
Mollie reckte ihr Kinn vor und schaute Jacob fest in die Augen. „Weil es mein Heim ist, seit dem Tag, an dem ich hier geboren wurde. Nur weil du Wolfe Manor einfach den Rücken gekehrt hast, müssen ja nicht alle anderen deinem Beispiel folgen.“
Sie sah, wie er sich versteifte, und spürte seine Feindseligkeit und unterdrückte Wut sogar körperlich. Dann schien er sich plötzlich zu entspannen und hob arrogant die dunklen Brauen, was ihr noch weniger gefiel.
„Du betrachtest Wolfe Manor als dein Zuhause?“, hakte er trügerisch sanft nach.
„Ja, das tue ich!“, zischte sie ihn an. „Dass es für dich nie so war, dessen bin ich mir sehr wohl bewusst“, fügte sie mit einer Arroganz hinzu, die seiner in nichts nachstand. „Aber keine Angst, ich werde nicht lange bleiben. Eigentlich bin ich nur zurückgekommen, um die letzten Sachen zusammenzupacken.“
Jacob verschränkte die Arme vor der breiten Brust. „Sehr gut“, murmelte er mit einem zynischen Rundumblick, „das sollte nicht allzu lange dauern.“
Eine derartige Taktlosigkeit verschlug Mollie die Sprache, aber nur bis ihr dämmerte, was seine rüde Bemerkung offenbar implizierte. „Du willst, dass ich noch heute Abend verschwinde?“, vergewisserte sie sich.
„Ich bin nicht so herzlos, wie du anzunehmen scheinst“, entgegnete Jacob gelassen. „Meinetwegen kannst du heute Nacht hier schlafen.“
Mollie schluckte trocken. „Und dann?“
Seine Miene verhärtete sich. „Dies ist Privatbesitz, Miss Parker.“
Nach einer Sekunde totaler Verblüffung meldete sich Mollies Kampfgeist. „Oh, ich verstehe!“, höhnte sie. „Offenbar hat der hohe Herr im Herrenhaus zu wenig Platz, sodass er dieses kleine Cottage umgehend annektieren muss!“
„Es ist Privatbesitz“, wiederholte er tonlos.
„Es war mein Zuhause!“, schleuderte sie ihm erbittert entgegen. Zum Glück zitterte ihre Stimme nur ein klein wenig. „Das Heim meines Vaters, der da oben in seinem Bett gestorben ist und …“ Sie brach ab, weil die Erinnerungen zu intim und kostbar waren, um sie zu teilen. Und erst recht wollte sie kein Mitleid erwecken.
Doch was sie gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Bis auf die vier Jahre, in denen sie Gartenbau studiert hatte, war dieses kleine Cottage das einzige Zuhause gewesen, das sie je kennengelernt hatte. Dass Jacob Wolfe sie so kalt lächelnd von seinem Grund und Boden jagen wollte, traf sie mitten ins Herz. Besonders, wenn sie daran dachte, dass ihr Vater sein ganzes Leben für die anmaßenden Wolfes gearbeitet hatte.
Aber wie sollte sie sich gegen den Rauswurf wehren? Im Grunde genommen war Jacob im Recht, auch wenn es ihr schwerfiel, das zuzugeben. Sie hatten hier mietfrei gelebt, solange ihr Vater als Gärtner auf Wolfe Manor gearbeitet hatte, und später war er einfach geblieben, nachdem alle gegangen waren. Gehört hatte ihnen das Cottage nie.
„Gut, ich werde nicht lange brauchen, um die Sachen meines Vaters zu ordnen, danach gehört das Cottage wieder ganz dir.“ Es schmerzte sie mehr, als sie zugeben wollte. Vor allem aber bedeutete es, dass sie ihre Zukunftspläne viel schneller umsetzen musste als geplant. Doch das ging Jacob nichts an.
„Du weißt, wo du unterkommen wirst?“
Auch das war keine Frage,
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