Und erlose uns von dem Bosen
zurückzugeben. Das Projekt Häusliche Fürsorge brachte Ãrzte in die Wohnungen der Kranken im Southeast. Kayla hatte es begründet und hielt es mit unglaublich harter Arbeit und zusätzlichem Spendensammeln in Gang.
»Du siehst gut aus«, sagte ich zu ihr. Die Worte platzten einfach heraus.
»Ja, ich habe ein paar Pfunde verloren, Alex«, sagte sie und zog eine Braue hoch. »Das kommt davon, weil ich so viel rumrenne. Ich bemühe mich, mein Gewicht zu halten, aber es wird von ganz allein weniger. Verdammt noch mal.«
Es war mir aufgefallen. Kayla war fast eins achtzig. Noch nie hatte sie so gut ausgesehen, so schlank und fit, nicht mal als Teenager. Doch immer schon hatte sie ein hübsches Gesicht und ein ausgesprochen freundliches Wesen gehabt.
»AuÃerdem ist es für die Leute ein gutes Beispiel«, sagte sie. »Zu viele Menschen in dieser Gegend sind übergewichtig. Zu viele schlichtweg zu fett, selbst Kinder. Ich glaube, es liegt in den Genen.«
Dann lachte Kayla. »AuÃerdem muss ich zugeben, dass es mein gesellschaftliches Leben beflügelt hat, meine Ansicht über das Leben â und überhaupt .«
»Also, ich fand schon immer, dass du gut aussiehst«, sagte ich.
Kayla schaute Nana an und rollte mit den Augen. »Die Lüge geht ihm locker über die Lippen. Darin ist er wirklich gut.« Beide Frauen lachten wieder.
»Auf alle Fälle, danke für das Kompliment, Alex«, sagte Kayla. »Ich nehme es so, wie es gemeint war. Ich finde es nicht zu herablassend. Ach, du weiÃt schon, was ich meine.«
Ich hielt es für besser, das Thema zu wechseln. »Also, Nana geht es gut, und sie wird hundert?«
»Damit rechne ich«, antwortete Kayla.
Aber Nana verzog das Gesicht. »Warum willst du mich schon so früh loswerden?«, fragte sie. »Was habe ich getan, um das zu verdienen?«
Ich lachte. »Vielleicht weil du mir ständig auf die Nerven gehst. Das weiÃt du, oder?«
»Selbstverständlich weià ich das«, sagte Nana. »Das ist meine Lebensaufgabe. Ich lebe doch nur, um dich zu quälen. Hast du das noch nicht gemerkt?«
Bei diesem Wortwechsel spürte ich, dass ich endlich wieder zu Hause war â zurück aus dem Krieg. Ich nahm Nana und Kayla mit in den Wintergarten und spielte ihnen »Ein Amerikaner aus Paris« vor. Das war ich noch vor kurzem gewesen. Jetzt war ich glücklich, zu Hause zu sein.
Gegen elf Uhr begleitete ich Kayla hinaus zu ihrem Van. Wir blieben noch kurz auf der Veranda stehen und unterhielten uns.
»Danke, dass du bei Nana vorbeigeschaut hast, um nach ihr zu sehen«, sagte ich.
»Du musst mir nicht danken«, sagte Kayla. »Das mache ich, weil ich es gern tue. Rein zufällig liebe ich deine GroÃmutter. Sogar sehr. Sie ist für mich wie ein Leuchtfeuer, meine Mentorin. Und das seit Jahren.«
Dann beugte Kayla sich vor und küsste mich. Ihre Lippen blieben einige Sekunden lang auf meinen. Als sie zurückwich, lachte sie. »Das wollte ich schon seit einer Ewigkeit tun.«
»Und?«, fragte ich, mehr als überrascht.
»Nun habe ich es getan, Alex. Interessant.«
»Interessant?«
»Jetzt muss ich los.«
Lachend lief Kayla zu ihrem Van.
Interessant!
92
Nach der wirklich dringend benötigten Erholungspause ging ich wieder zur Arbeit. Ich war nach wie vor dem Erpressungs-Terrorismus-Fall zugeteilt, um denjenigen zu jagen, der verantwortlich war und der das Geld hatte. Man erklärte mir, dass man mich ausgesucht habe, weil ich gnadenlos sei.
In gewisser Weise war ich froh, dass nicht alles vorbei war. Ich hatte natürlich weiter Kontakt mit mehreren Kollegen von diesem Fall: Martin Lodge in England, Sandy Greenberg bei Interpol, Etienne Marteau in Paris, aber ebenso mit der Polizei und den Geheimdiensten in Tel Aviv und Frankfurt. Jeder, mit dem ich sprach, hatte mögliche Hinweise, aber keiner hatte eine heiÃe Spur, nicht mal eine, die ich für lauwarm hielt.
Der Wolf oder vielleicht Al Kaida oder sonst irgendwelche gerissenen Mörder liefen da drauÃen mit nahezu zwei Milliarden im Koffer frei herum. Unter anderem waren drei StraÃenblöcke in Paris zerstört. Politische Gefangene waren freigelassen worden. Irgendwann mussten sie einen Fehler machen, wodurch wir sie finden oder zumindest feststellen konnten, wer diese Dreckskerle waren.
Am zweiten Tag stieÃen die Analytikerin Monnie
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