Und erlose uns von dem Bosen
ziemlich zuversichtlich, dass wir ihn knacken.«
»Was ist das Schlimmste, womit wir rechnen müssen?«, fragte ich OâConnell.
»Herzstillstand. Nein, zum Teufel, das ist ein Scherz. Na ja, vielleicht auch nicht.«
Früh am Morgen wurde Joe Cahill aus dem kleinen Raum in einen gröÃeren im Keller geschafft, der keine Fenster hatte. Augenbinde und Knebel wurden entfernt, nicht aber die Handschellen. Wir setzten ihn auf einen Stuhl mit gerader Lehne.
Cahill blinzelte, ehe er erkennen konnte, wo er war und wer auÃer ihm im Raum war.
»Desorientierungsmethode. Dieser Trick funktioniert nicht bei mir«, sagte er. »Völliger Blödsinn. Absoluter ScheiÃdreck.«
»Ja, das sehen wir genauso«, sagte Dr. OâConnell und wandte sich an einen Agenten, an Larry Ladove. »Rollen Sie trotzdem mal den Ãrmel für mich hoch. So. Das gibt einen kleinen Pieks, dann ein leichtes Brennen. Danach werden Sie gerne alles Wissenswerte ausspucken.«
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Die nächsten dreieinhalb Stunden sprach Cahill leicht undeutlich und mit so schwerer Zunge wie ein Mann, der ein halbes Dutzend Drinks oder ein paar mehr hatte, aber weitertrinken konnte.
»Ich weià genau, was ihr macht«, sagte Onkel Joe und zeigte uns dreien den Stinkefinger.
»Das wissen wir allerdings«, erklärte der CIA-Agent Ladove. »Und auch, was Sie getan haben.«
»Hab überhaupt nichts getan. Unschuldig, bis zum Beweis der Schuld. AuÃerdem â wenn ihr so viel wisst, warum quatschen wir dann hier noch?«
»Joe, wo ist der Wolf?«, fragte ich ihn. »In welchem Land? Geben Sie uns etwas.«
»Keine Ahnung«, sagte Cahill und lachte, als hätte er einen Witz gemacht. »Die ganzen Jahre â keine Ahnung. Ich weià es nicht .«
»Aber Sie sind ihm doch begegnet«, sagte ich.
»Hab ihn nie gesehen. Nichâ ein einziges Mal. Nichâ mal am Anfang. Sehr schlau. Gerissen. Vielleicht paranoid. Aber lässt keinen Trick aus. Vielleicht hat Interpol ihn auf dem Transport gesehen. Vielleicht Tom Weir? Oder die Briten. Die hatten ihn eine Zeit lang, ehe wir ihn gekriegt haben.« Wir hatten uns bereits in London erkundigt, aber die hatten über seine Flucht nichts, was uns weiterhelfen konnte. Und in Paris war nichts über einen Fehler bekannt.
»Wie lang haben Sie mit ihm gearbeitet?«, fragte ich Cahill. Er blickte zur Decke, als stünde die Antwort dort. » Für ihn gearbeitet meinen Sie?«
»Ja, wie lang?«
»Lange. Hab schon am Anfang des Spiels mitgemacht. Mein Gott, vor ewigen Zeiten.« Cahill fing wieder an zu lachen. »Viele von uns â CIA, FBI, DEA. Hat er jedenfalls behauptet. Ich habe ihm geglaubt.«
»Er hat Befehl gegeben, Tom Weir zu töten«, sagte ich. »Das haben Sie uns schon gestanden.« Hatte er nicht.
»Okay«, sagte er. »Na und? Dann habe ich das eben gesagt. Was soll der Schei�«
»Weshalb lieà er Tom Weir ermorden?«, fuhr ich fort. »Warum Weir? Was hat sich zwischen den beiden abgespielt?«
»So funktioniert das nicht. Man bekommt nur den eigenen Job zugeteilt. Man sieht nie den Gesamtplan. Aber da war was zwischen ihm und Weir â böses Blut.
Wie auch immer â auf keinen Fall hat er mich jemals persönlich kontaktiert. Immer meinen Partner. Immer Hancock. Der hat auch den Wolf aus Russland rausgeholt. Corky, die Deutschen und die Briten. Aber das habe ich euch ja schon gesagt, oder?« Cahill zwinkerte uns zu. »Das Zeug ist gut. Wahrheitsserum. Sauft den Traubensaft allein, Jungs.« Er schielte zu OâConnell. »Du auch, Dr. Mengele. Sauft den ScheiÃsaft. Die Wahrheit wird euch frei machen.«
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Hatten wir aus Joe Cahill die Wahrheit herausbekommen? War bei seinem durch Drogen beeinflussten Gelaber irgendetwas Brauchbares?
Corky Hancock? Die Deutschen? Die Briten? Thomas Weir?
Jemand musste etwas über den Wolf wissen. Wer er war. Wo er war. Und womöglich, was er als Nächstes plante.
Ich war wieder unterwegs, auf der Jagd nach dem Wolf. Joe Cahills Partner war ins Zentrum der Idaho Rockies gezogen, nachdem er sich frühpensionieren lieÃ. Er lebte auÃerhalb von Hailey im Wood River Valley, ungefähr ein Dutzend Meilen südlich von Sun Valley. Kein schlechtes Leben für einen ehemaligen Geheimdienstler.
Als wir vom Flughafen nach Hailey fuhren, kamen wir durch die »Hochwüste«, wie es der
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