Und erlose uns von dem Bosen
zugestoÃen. Aber wir wissen nicht, was. Was kann ich sagen? Wir haben keine Zeit mehr. Wir sind im Arsch.«
Plötzlich setzte sich Etienne kerzengerade auf. »Mein Gott, das ist Präsident Debauney.«
88
Aramis Debauney, der französische Präsident, war etwa Mitte fünfzig und für diese Gelegenheit sehr gut angezogen, sehr förmlich. Er war ein kräftiger Mann mit straff nach hinten gekämmtem Silberhaar und einem bleistiftdünnen Schnurrbart. AuÃerdem trug er eine Brille mit Metallgestell. Er wirkte ruhig, während er rasch nach vorn schritt. Als er mit seiner Rede begann, hätte man eine Stecknadel fallen hören können.
»Wie Sie wissen, habe ich selbst viele Jahre in den Schützengräben und an vorderster Linie im Polizeidienst gekämpft. Deshalb wollte ich, dass Sie es von mir hören. AuÃerdem wollte ich in diesen letzten Minuten mit Ihnen zusammen sein, ehe das Ultimatum ausläuft.
Ich habe Neuigkeiten. Das Geld wurde aufgebracht. In Paris. In London, Washington und in Tel Aviv, mit der Hilfe vieler Freunde Israels in der ganzen Welt. Die Gesamtsumme wird in dreieinhalb Minuten übergeben werden, ungefähr fünf Minuten, ehe das Ultimatum ausläuft.
Ich möchte allen Anwesenden danken und allen, an deren Stelle Sie hier sind, für zahllose Stunden harter Arbeit, für persönliche Opfer, die eigentlich unzumutbar waren, für die heroischen Bemühungen und die unglaubliche Tapferkeit so vieler. Wir haben unser Bestes gegeben und â was am wichtigsten ist: Wir werden diese Krise überleben. Letztendlich werden wir diese Dreckskerle erwischen â alle. Wir werden auch den Wolf zur Strecke bringen, den Unmenschlichsten von allen.«
An der Wand hinter dem Präsidenten hing eine goldene Empire-Uhr.
Aller Augen hingen wie gebannt auf ihr. Nichts anderes wäre möglich gewesen.
Um fünf Minuten vor sechs, Pariser Zeit, sagte Präsident Debauney: »Jetzt wird das Geld transferiert. In wenigen Sekunden ist das erledigt... So, jetzt ist es erledigt. Das dürfte vorbei sein, und wir haben es überstanden. Glückwunsch und herzlichen Dank.«
Es folgte ein hörbares erleichtertes Ausatmen. Dann Lächeln und Händeschütteln. Manche umarmten sich.
Dennoch warteten wir weiter. Es war wie ein Reflex.
Wir warteten auf ein Wort vom Wolf.
Auf Meldungen aus den anderen Zielstädten: Washington, London, Tel Aviv.
Die letzten sechzig Sekunden vor Ablauf des Ultimatums waren unendlich spannungsgeladen und dramatisch, obwohl das Lösegeld gezahlt worden war. Ich konnte nur den Sekundenzeiger der Uhr beobachten. SchlieÃlich betete ich für meine Familie, für die Menschen in allen vier Städten und für die Welt, in der wir lebten.
Dann war es in Paris und London sechs Uhr. In Washington zwölf und in Tel Aviv sieben.
Das Ultimatum war abgelaufen. Aber was hieà das nun? Waren wir wirklich sicher?
Auf den Monitoren sah man keine signifikanten Veränderungen. Keine Explosionen. Alles Live-Ãbertragungen. Nichts.
Und kein Anruf vom Wolf.
Zwei weitere Minuten verstrichen.
Zehn Minuten.
Und dann erschütterte eine gewaltige Explosion den Raum â und die Welt.
Teil Fünf
Erlöse uns von dem Bösen
89
Die Bombe, oder Bomben, waren keine Atombomben, aber kraftvoll genug, um groÃen Schaden anzurichten. Sie explodierte im Ersten Arrondissement, in der Nähe des Louvre. Der gesamte Bezirk, ein Labyrinth aus schmalen StraÃen und Sackgassen war nahezu dem Erdboden gleichgemacht. Etwa tausend Menschen starben sofort oder zumindest innerhalb weniger Sekunden. Die schrecklichen Mehrfachexplosionen waren in ganz Paris zu hören und zu spüren.
Der Louvre wurde nur geringfügig beschädigt, aber die drei Block umspannende Gegend mit der Rue de Marengo, der Rue lâOratoire und der Rue Bailleul war fast völlig zerstört. Ebenso eine in der Nähe befindliche Brücke â eine kleine -, welche die Seine überspannte.
Eine Brücke. Wieder eine Brücke. Diesmal in Paris.
Vom Wolf kein erklärendes Wort. Er übernahm nicht die Verantwortung für diese böswillige Wahnsinnstat, aber er bestritt sie sicher auch nicht.
Er brauchte ja seine Taten nicht zu erklären. SchlieÃlich hielt er sich für Gott.
Es gibt andere überaus arrogante Menschen, die innerhalb unserer Regierung in Washington tätig sind oder in den nationalen Medien.
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