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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Leben.“ Er fuhr an den Rand einer kleinen Ausweichbucht und stellte den Motor ab.
    „Das ist doch gut, oder?“
    Er drehte sich zu ihr und sah sie an. „Es ist weder gut noch schlecht. Es ist einfach … wie es ist.“
    „Also sind sie nicht glücklich miteinander.“
    „Sie sind glücklich, wenn sie nicht zusammen sind. Mein Vater ist diesen Sommer ein einziges Wochenende hier gewesen, und zwar wegen des Rosemoor-Balls.“
    „Ich nehme an, er verbringt so viel Zeit in der Stadt, weil er arbeiten muss.“
    Alex lachte bitter. „Haha.“ Er rieb sich die Brust – eine unbewusste Geste, die Rosa gut kannte. Genau das hatte er als Kind getan, wenn er gemerkt hatte, dass er einen Asthmaanfall bekam. „Ich dachte immer, sie würden eine normale Ehe führen. Jedes Kind glaubt, dass bei ihm zu Hause alles normal ist. Die beiden gehen unglaublich höflich miteinander um, aber sie reden nie wirklich miteinander. Es geht immer nur um Geschäftstermine, Reisen oder die Charity-Arbeit meiner Mutter.“
    „Warum haben sie dann überhaupt geheiratet?“
    „Es wurde nie darüber geredet – aber Madison ist sieben Monate nach der Hochzeit auf die Welt gekommen.“
    Das alles klang so traurig, dass sie ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Rosa wünschte, er hätte solche Eltern, wie sie sie gehabt hatte. Eltern, die eine sehr harmonische Beziehung führten, miteinander lachten oder einfach am Abend gemeinsam im Garten saßen. „Es tut mir so leid, Alex.“ Sie beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn. „Eines haben sie trotzdem richtig gemacht“, fügte sie hinzu. „Denn irgendjemand hat dir vermittelt, was Liebe ist.“
    Er legte seine Hände auf ihre Schulter und sah ihr tief in die Augen. „Das warst du.“
    Rosa war so bewegt, dass sie zitterte. „Meine Mutter hat immer gesagt, wir leben nur einmal, und es ist eine Schande, in diesem einen Leben unglücklich zu sein.“
    „Ich glaube, mein Vater kriegt seinen Kick durch die Arbeit für das Familienunternehmen und meine Mutter durch ihr Engagement im Charity-Bereich. Und – nicht zu vergessen – durchs Trinken.“
    So offen hatte er noch nie darüber geredet, dass seine Mutter möglicherweise Alkoholikerin war. Rosa spürte, wie sich seine Stimmung gerade verdunkelte – als schiebe sich eine Wolke vor den Mond. „Was ist los, Alex? Hast du Probleme mit deiner Mutter?“
    „Nein, es ist nicht … ach, Scheiße. Bevor ich heute zu dir gefahren bin, hatten wir eine Art Auseinandersetzung.“
    „Meinetwegen“, sagte Rosa. Sie wusste es einfach. Dann starrte sie auf die Straße. „Unseretwegen.“
    Seine Hand umklammerte das Lenkrad so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Sie hatte ein paar ‚Mint Juleps‘ – oder was auch immer auf der Cocktailparty bei uns im Garten heute gereicht wurde – zu viel intus. Wenn sie getrunken hat, sagt sie manchmal seltsame Dinge …“
    „Dinge, die sie eigentlich nicht so meint?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, aber Dinge, die sie sonst nicht sagen würde.“
    Jetzt sprach Rosa aus, was sie schon lange wusste. „Wie zum Beispiel, dass wir beide nicht zusammen sein sollten.“ Rosa fiel der Telefonanruf ein, den ihr Vater heute entgegengenommen hatte. Vielleicht hatte er nicht das Geringste mit Gartenarbeit zu tun gehabt.
    „Es ist so ein verdammter Blödsinn“, sagte er. „Und das habe ich ihr auch gesagt. Ich habe es satt, dass sie ständig rumnörgelt.“
    Rosa vermutete, dass der Streit viel schlimmer gewesen war, als Alex es schilderte, und dass es schon den ganzen Sommer Schwierigkeiten gegeben hatte. Sie vermutete auch, dass er ihr nie alles darüber erzählen würde – wie zum Beispiel, was genau seine Mutter an ihr auszusetzen hatte.
    Der Gedanke, dass sich die beiden ihretwegen stritten, war furchtbar. „Du solltest dich entschuldigen.“
    „Kommt überhaupt nicht infrage. Sie liegt völlig falsch mit allem, was uns betrifft. Sie versteht es nicht. Rosa, ich habe ihr gesagt, dass ich dich liebe und dass ich mich nie von dir trennen werde. Und da ist sie durchgedreht, total durchgedreht.“
    Seine Worte beeindruckten sie, doch sie empfand sie gleichzeitig auch als beängstigend. „Ich bin trotzdem der Meinung, du solltest dich wegen des Streits bei ihr entschuldigen. Es ist schrecklich, wenn die eigene Mutter wütend auf einen ist.“
    Er stieg aus und ging um das Auto herum, um ihr die Tür aufzuhalten. „Ich wechsle jetzt ganz offiziell das Thema.“
    Sie stieg aus.

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