UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
und bedächtig zog er ein Kondom aus seiner Hosentasche und legte es auf die Decke. Im sanften Licht des Mondes zogen sie ihre restlichen Kleidungsstücke aus und umarmten sich. Sie küssten sich wieder, leidenschaftlich und lang, und dann spürte Rosa seine Hände plötzlich überall. Durch ihren Körper fuhr eine ungeheure Welle der Erregung.
Wie oft hatte sie von diesem Moment geträumt und sich ihn vorgestellt. Und nun war es doch ganz anders – merkwürdig, wunderbar und geheimnisvoll. Sie gab sich Alex hin, gab sich dem Augenblick hin und verlor sich darin. In ihrer Kehle löste sich ein Stöhnen, und sie presste sich an ihn. Niemand hatte ihr beigebracht, wie man einen Jungen berührte, und doch schien sie instinktiv zu wissen, wie es richtig war. Und auch er wusste es. Sie spürte einen Druck, dann einen heißen Schmerz und dann nur noch eine ungeheure Erregung, die immer intensiver wurde. Plötzlich hörte sie sich schreien und Alex laut und tief stöhnen. Dann hielt er sie so fest in seinen Armen, dass sie fast keine Luft bekam, und erstarrte.
Alles wurde langsamer – das Atmen, das Pochen der Herzen, der Wind, der nun sachte über sie beide hinwegstrich, und sogar das Rauschen der Wellen. Rosa wünschte, dieser Moment würde ewig dauern. Sie wollte ihn festhalten, wollte dieses Wunder in ihrem Herzen aufbewahren und diese Liebe nie mehr hergeben, die so rein und stark war, dass sich alles mit einem Schlag verändert hatte.
Sie hatte keine Ahnung, was Alex gerade durch den Kopf gehen mochte. Er setzte sich auf, gab Rosa ihre Bluse und zog sich dann seine Shorts an. „Alles in Ordnung?“, flüsterte er und legte sich wieder neben sie.
„Ja“, antwortete sie. „Sollte es mir nicht gut gehen?“
„Doch, natürlich, aber … Ich dachte, ich frage lieber nach.“
„Mir geht es gut“, sagte sie. „Und dir?“
Er lachte.
„Was ist so lustig?“
„Diese Frage habe ich oft zu hören bekommen, aber noch nie in so einer Situation.“
Sie biss sich auf die Lippen. „Das heißt …, dass du schon einmal in so einer Situation warst.“
„Hm, ich war auf einem Internat, und von daher … Aber damit will ich nicht sagen, dass …“ Er unterbrach sich. „Moment mal, du meinst doch nicht, dass es für dich – du hast noch nie …“
„Nein.“ Sie ersparte es ihm, die Frage ganz auszusprechen.
Er zog die Decke über sie beide. „Mein Gott, Rosa, ich schwöre, das wusste ich nicht.“
Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn an. „Heißt das, du bist davon ausgegangen, dass ich keine Jungfrau bin?“
„Heute ist niemand mehr Jungfrau.“ Er fuhr mit der Hand durch den Sand. „Du hättest es mir sagen sollen. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“
„Sollte es denn nicht so sein?“
„Ich weiß es nicht. Oh Gott, es tut mir leid.“ Er wirkte verunsichert und verwirrt.
„Was tut dir leid?“
„Nun ja, dass ich … du weißt schon.“ Er drückte sie fester an sich und streichelte ihr übers Haar.
Sie musste über seine nun fast verlegene Zärtlichkeit lächeln. „Dir braucht nichts leidzutun. Ich bin froh, dass du der Erste bist.“
„Ehrlich?“
„Ich bin immer ehrlich zu dir. Und ich dachte, du wärst es auch mir gegenüber, aber das ist anscheinend nicht der Fall.“
Er wich ihrem Blick aus und starrte aufs Meer hinaus.
„Ach, komm schon, Alex“, sagte sie. „Ich fasse es nicht, dass du es mir nicht erzählt hast.“
„Es ist etwas, was man für sich behält.“
„Ich dachte, wir erzählen einander alles.“
„Du hast ja vielleicht alles erzählt.“
Eilig zog sie sich an. „Nicht nur vielleicht . Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du vor mir Geheimnisse hast.“
Er setzte sich auf und zog sein Hemd an. „Wir haben uns doch immer nur im Sommer gesehen. Mein ganzes übriges Leben findet nicht mit dir statt.“
Das stimmte. Er wusste deshalb alles von ihr, weil er in ihre Welt kam. Sie war nie in seiner gewesen. Und trotzdem bedeutete das nicht, dass es in Ordnung von ihm war, ihr etwas so Wichtiges zu verheimlichen. „Na gut“, sagte sie. „Schieß los.“
„Das habe ich doch gerade getan.“
„Sehr witzig.“
„War es das?“
„Nein.“ Sie zitterte. „Es war …“ Wunderschön. Doch sie sprach es nicht aus, denn sie war nun vorsichtig. Wie konnte sie ihm alles sagen, wenn sie nicht wusste, wie er empfand? Er behauptete, dass er sie liebte, dass er sie immer geliebt hatte, doch in vielerlei Hinsicht blieb er ein Fremder für
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