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UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER

Titel: UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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„Er darf nach Hause.“
    Rosa schossen sofort die Tränen in die Augen. Sie zitterte am ganzen Körper. Die Ärzte hatten ihr seit Wochen versprochen, dass Paps entlassen werden würde – nun war es endlich so weit.
    Sie schluchzte, als sie sich sorgfältig alle Informationen notierte, die die Ärztin ihr durchgab. Eine Sozialarbeiterin würde ins Haus kommen und dabei helfen, alles für die Rückkehr ihres Vaters vorzubereiten. Ihre Brüder, die derzeit in Pensacola und Virginia Beach stationiert waren, würden kommen, um Paps in seinem Zuhause willkommen zu heißen.
    Zwei Jahre, dachte sie. Was für ein langer, schwerer Weg es gewesen war. Paps würde zwar nie mehr hören können, doch er hatte wieder gehen und sprechen gelernt, und sein Allgemeinzustand war gut. Sie hatte schon so lange gebetet, dass er nach Hause durfte.
    Als sie ihn aus dem Krankenhaus kommen sah, mit seiner Mütze und auf einen Stock gestützt, merkte sie plötzlich, dass er ein anderer Mensch geworden war. Ein alter Mann. Es brach ihr das Herz, ihn so dünn und schwach auf sie zukommen zu sehen. Doch sein Lächeln war voller Liebe für sie.
    Sie kochte für ihn und schimpfte genauso wie die gestrenge Strega Nona aus dem Kindermärchen, wenn er nicht brav alles aufaß. Als sie sich schließlich sicher war, dass es ihm wirklich gut ging, konnte sie die unsichtbare Mauer, die sie um ihr Herz errichtet hatte, wieder einreißen. Sie konnte wieder atmen. Sie konnte wieder jung sein.
    Zu den allerersten Dingen, die Rosa nach Paps’ Heimkehr machte, gehörte ein Date mit Sean Costello, einem jungen Hilfssheriff, den sie während der Unfallermittlungen kennengelernt hatte. Er hatte sich mehr engagiert als jeder andere, hatte unermüdlich versucht, Spuren am Straßenrand zu finden, wo der Fahrer eines vorbeifahrenden Wagens Paps gesehen und den Notarzt alarmiert hatte. Sean hatte den Unfallort Zentimeter für Zentimeter nach Hinweisen darauf abgesucht, wer ihren Vater überfahren hatte. Doch trotz seiner Bemühungen konnte nicht geklärt werden, wer den Unfall verursacht und Fahrerflucht begangen hatte. Man vermutete, dass es niemand von hier, sondern ein Fremder gewesen war, der nie gefasst werden würde.
    Tja, und Sean hatte in dieser Zeit mindestens dreimal in der Woche bei „Mario’s“ eine Pizza bestellt und Rosa um ein Date gebeten. Er war verlässlich, sah gut aus und hatte eine ruhige, liebenswürdige Art. Und er hatte eine große, herzliche katholische Familie irischer Abstammung. Sogar Mario hatte nichts an ihm auszusetzen. Jetzt, da Paps wieder zu Hause war und es ihm besser ging, waren Rosa langsam die Ausreden ausgegangen, warum sie sich nicht mit ihm treffen konnte. Und es war einfach Zeit, ihr Schneckenhaus zu verlassen.
    Also ging sie im Sommer mit ihm ins Kino und manchmal nach Newport zum Tanzen. Sie sah ihn jeden Sonntag in der Kirche und lud ihn zu sich und Paps nach Hause zum Essen ein. Er machte ihr nach allen Regeln der Kunst den Hof, und alles war perfekt – sogar die Rosen, die er ihr ab und zu in die Arbeit brachte.
    Außer, dass sie sich nicht in ihn verlieben konnte, sosehr sie sich auch bemühte. Und sie bemühte sich wirklich. Sie wollte dieses Brennen in der Brust spüren. Sie wollte seinetwegen den ganzen Tag auf Wolken schweben. Und sie wollte sich eine Zukunft mit ihm vorstellen. Doch leider hatte dieses Wollen mit der Realität wenig gemeinsam. Liebe ließ sich nicht erzwingen, egal, wie sehr Rosa es sich auch wünschte.
    Als der Sommer zu Ende ging, erkannte sie, dass es keinen Sinn hatte. Sie würde es ihm sagen müssen. Sean war ein netter Kerl. Er verdiente eine Freundin, die gar nicht anders konnte, als ihn zu lieben – nicht eine, die sich ihm verpflichtet fühlte. Als sie mit ihm auf der Veranda vor dem Haus stand, war sie entschlossen, es ihm zu erklären. Sie würde sagen, dass es nichts mit ihm zu tun hatte. Es lag an ihr. Sie hatte ihr ganzes Herz einem anderen geschenkt, und sie wusste nicht, wie sie es wieder zurückbekommen sollte.
    Es war später Nachmittag. Sean hatte Spätdienst, trug bereits seinen Sheriff-Hut und hatte seine frisch gebügelte Uniform an. Seine Stiefel und sein Pistolenhalfter glänzten dermaßen, dass man sich in ihnen spiegeln konnte. Rosa war hin- und hergerissen: Sollte sie es ihm jetzt sagen oder doch erst morgen, wenn er von der Arbeit kam?
    Jetzt, dachte sie. Dann konnte er nachher mit seinen Kollegen darüber reden. Vielleicht half ihm das. „Sean“, begann sie und

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