UND ES WAR SOMMER - Wiggs, S: UND ES WAR SOMMER
meine Tante stehst.“
„Hat Rosa dir das gesagt?“
„Nö.“
„Aber woher …“
„Mann, Mann, Mann …“ Joey schüttelte nur den Kopf.
„Was hat sie über mich gesagt?“, fragte Alex.
Joey schnaubte. „Ich dachte, ich hätte die Junior Highschool schon hinter mir.“
Anstatt beleidigt zu reagieren, lachte Alex. „Wenn es um Frauen geht, ist man mit der Junior High nie fertig. Warte noch einen Moment, ich möchte sichergehen, dass ich dir auch wirklich alle Teile gegeben habe.“ Er hob einen Stoß alter Schallplatten von den Byrds und Herb Alpert, ein paar Kleidungsstücke, die man schon vor Jahrzehnten hätte wegwerfen sollen, einen Stapel Klaviernoten und alte „Life“- und „Time“-Magazine aus der Truhe.
„Sieh mal.“ Alex zeigte ihm eine Plastiktüte voller Ansteck-Buttons mit Wahlslogans wie „Nixon – Erfahrung zählt“ oder „Goldwater for President“. Joey fragte sich, wer, zum Teufel, diese Leute waren. Wahrscheinlich Politiker, die es nicht besonders weit gebracht hatten.
Joey nahm ein gerahmtes Foto einer Frau in die Hand und staubte es mit dem Ärmel ab. Sie hatte langes rotes Haar, lehnte sich an ein blaues Auto und lachte in die Kamera. „Wer ist das?“
Alex, dessen Gesicht plötzlich wie versteinert wirkte, nahm das Bild und starrte es ein paar Sekunden an. „Meine Mutter – vor ungefähr zwanzig Jahren.“
„Es tut mir leid, dass sie gestorben ist.“ Grandpa hatte ihm auf der Fahrt hierher die Situation erklärt. Voll die Härte … die Frau hatte sich selbst das Leben genommen. „Echt übel“, fügte er hinzu. Dann beschloss er, die Klappe zu halten. Jedes weitere Wort wäre ihm unpassend vorgekommen.
„Ja, ziemlich übel“, stimmte Alex zu. „Es ist nicht leicht für mich, damit fertig zu werden. Ich versuche, nicht daran zu denken, aber dann denke ich umso mehr daran.“
„Dann solltest du vielleicht darüber nachdenken“, sagte Joey.
Alex musste lächeln. „Vielleicht, ja.“ Er warf die alten Zeitschriften rasch wieder in die Truhe. „So, ich denke, du hast alles, was du brauchst. Versuch mal, ob du mit dem Ding klarkommst.“
An diesem Abend war Rosa während der Arbeit nervös und unkonzentriert, doch sie bemühte sich, sich nichts anmerken zu lassen. Sie begrüßte die Gäste, kontrollierte, ob in der Küche alles nach Plan lief, und verhielt sich ganz so, als wäre dies ein Abend wie jeder andere. Niemand sah ihr an, wie durcheinander sie wegen Alex Montgomery war.
Dachte sie zumindest.
Vince fing sie in der Küche ab. „Du wirkst schon den ganzen Abend so, als hättest du Hummeln im Hintern.“
„Woher willst du das wissen?“, fragte sie. „Zu deiner Information, da ich noch nie Hummeln im Hintern hatte, weiß ich selber nicht, wie ich mich in so einem Fall verhalten würde.“
„Genauso wie jetzt“, erwiderte er. „Nervös und eine Spur abwesend. So würde es mir zumindest gehen.“
Kopfschüttelnd ließ Rosa ihn stehen und marschierte zu den Schwingtüren, die in den Speisesaal führten. Im Vorbeigehen warf sie noch rasch einen Blick auf den Monitor, mit dem man den Speisesaal, den Eingangsbereich, die Terrasse und auch den Parkplatz einsehen konnte. Sie riss die Augen auf und wich einen Schritt zurück. „Oh, Mist.“
Bei ihrem unterdrückten Fluch trat Vince neben sie und warf ebenfalls einen Blick auf den Monitor. „Sieh an, sieh an“, sagte er.„Miss Rosa hat einen Verehrer.“ Er stemmte die Arme in die Hüften. „Überlass das nur mir. Ich sorge dafür, dass er wieder verschwindet.“
Rosa verfluchte sich innerlich, dass sie nicht den Mund gehalten hatte, als sie Alex erblickte. Aber nein, sie musste ja immer alle Gefühle zeigen … „Danke, Vince, ich kümmere mich schon um ihn.“
Vince starrte noch immer auf den Monitor. „Nicht nötig. Teddy ist dir zuvorgekommen.“
Nun waren Teddy und Alex auf dem Parkplatz zu sehen, wie sie sich gegenüberstanden, Brust an Brust, Nase an Nase – wie ein Schiedsrichter und ein zorniger Fußballspieler. Teddy war ein Mann von beeindruckend großer Statur. Die meisten Leute würden es sich zweimal überlegen, sich mit ihm anzulegen. Er tippte Alex mit seinem dicken, kräftigen Zeigefinger an die Brust, doch Alex rührte sich keinen Millimeter von der Stelle.
„Scheiße“, fluchte Rosa wieder, rannte zum Hinterausgang und stürmte hinaus in die kühle Sommernacht. Ihre Arbeitskleidung – ein eng anliegendes schwarzes Kleid und High Heels – war nicht für
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