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Und ewig seid ihr mein

Und ewig seid ihr mein

Titel: Und ewig seid ihr mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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verstehen, was der Inhalt der Anbetung war. Nur die Worte
Herrscher, Finsternis
und
Opfer
glaubte er gehört zu haben.
    Dann las der Hohepriester Formeln aus dem alten Buch, wohl so leise, dass sie außer ihm niemand zu verstehen schien. Schließlich spießte er die Hostie auf das Messer, und alle sprachen: «Thes, red Biel Itsirhc.»
    Levy dachte kurz nach, was konnte es bedeuten? Dann fiel es ihm ein: Satanisten sprachen bei bestimmten Ritualenrückwärts. Thes, red Biel Itsirhc. Seht, der Leib Christi.
    Nun wurde die Hostie in die Schale gelegt, und ein anderer brachte das Huhn, das über der Schale geschächtet wurde. Dabei wurde ständig auf die Hostie eingestochen, und magische Worte der Opferbereitschaft wurden gemurmelt.
    Währenddessen ließ sich das junge Paar nicht stören. Es vergnügte sich zusehends; besonders als der, der das sterbende Huhn hielt, einige Spritzer auf ihre Gesichter träufelte.
    Levy hatte genug gesehen. Er stieg vom Schemel und überließ Schuster die weitere Observation. Der kam nach wenigen Augenblicken zurück, ging mit Levy in die Hocke, beide an die Wand gelehnt.
    «Nur übermütige Jungs», sagte Levy spöttisch.
    «Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so was bei uns gibt», stotterte Schuster betroffen. «Was sind das für Idioten?»
    «Was glauben Sie denn?»
    «Ich habe so etwas noch nie gesehen. In Videos vielleicht, aber da ist es alles nur Show, nur gestellt.»
    «Sehen Sie, so nahe kann die Wirklichkeit sein.»
    Ein Schlag gleich eines Gongs ertönte, unterbrach ihr Gespräch. Levy stieg zurück auf den Schemel.
    Das junge Paar stand blutverschmiert mit den sieben Priestern um den Tisch. Der Ziegenbockmaskierte brachte aus einer gläsernen Glocke etwas hervor. Er hielt es in beiden Händen. Es hatte die Form eines faustgroßen, menschlichen Organs. Eine rote Flüssigkeit trat aus den abgeschnittenen Blutbahnen hervor.
    Levy schaute zweimal hin, um sicher zu sein. Ja, es war ein Herz, ein menschliches, das der Hohepriester auf den Tisch legte und mit mehreren Schnitten in neun Portionenteilte. Jeder nahm ein Stück, hörte die Worte des Hohepriesters, der sein Stück wie eine Hostie gen Himmel hob.
    Levy musste handeln. Er sprang vom Schemel und forderte die Waffe von Schuster.
    «Schnell, beeilen Sie sich.»
    Schuster war zu überrascht, um ihm diesen Wunsch zu verweigern.
    Levy rannte zur Stalltür, die sich wenige Meter weiter befand. Schuster rief er zu, die Kollegen über Polizeifunk zu alarmieren. Sie sollten mit allem anrücken, was zur Verfügung stand. Der Riegel war schnell zurückgeschoben, und Levy hastete hinein.

14
    «Schöne Scheiße», murmelte Levy.
    Er saß mit der Gruppe im Büro und betrachtete die Berichterstattung über die Aushebung des Satanistennetzes der letzten Nacht im Fernsehen.
    Zwei Kamerateams waren nahezu gleichzeitig mit den zu Hilfe gerufenen Kollegen Schusters am Schweizer-Hof eingetroffen. Wahrscheinlich hatten sie den Polizeifunk abgehört oder einen Tipp von einem Kollegen bekommen. Inwieweit die Presse durch die Suchmeldung tags zuvor besonders aufmerksam gemacht worden war, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen.
    Fakt war, dass Levy im Frühstücksfernsehen ganz groß rauskam. Um ihn herum wurden seltsam vermummte, bizarre Gestalten in die Polizeiwagen geladen. Auch das blutverschmierte Pärchen machte ein gutes Bild. Nur mit einer Decke bekleidet und das Gesicht mit Blut beschmiert, verdrehtensie die Augen, streckten die Zunge heraus und skandierten das baldige Kommen Satans.
    Levy musste jedem der beiden Sender ein Interview geben. Er verhielt sich sachlich korrekt, sagte kein Wort zu viel und schwieg, wenn es um eine mögliche Verbindung zu der gestrigen Pressemitteilung ging.
    Intern liefen die Telefone heiß. Anfragen zu Interviewterminen und Stellungnahmen konnten nicht mehr lange abgewiesen werden. ‹Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was in ihrer Nachbarschaft geschieht.›
    Michaelis schaltete die Monitore aus. Dann lehnte sie sich im Stuhl nach vorne, sammelte sich, machte ihrem Ärger Luft.
    «Welcher Idiot hat das zu verantworten!», zischte sie mehr, als dass sie es sprach.
    Betretene Gesichter. Schweigen.
    «Kommt schon», wiederholte sie. «Irgendjemand muss die Schuld daran tragen. Was ist mit Ihnen, Levy? Sie waren vor Ort, haben uns den ganzen Salat mit den Teufelsanbetern erst eingebrockt.»
    «Ich ging einer Spur nach.»
    «Die Sie mit mir aber nicht abgesprochen haben, verdammt. Ich habe

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