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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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nicht Ihren Chef fragen, ob Sie die Frau kennen?»
    Er wirkte jetzt geradezu verängstigt und schielte zu den Snookertischen hinüber.
    «Die hab ich hier noch nie gesehen», sagte er schließlich.
    Parisa lächelte.
    «Verstehe», sagte sie. «Und wo finde ich Gusev?»
    «Hier.»
    Parisa drehte sich um. Vor ihr stand der Mann mit dem Knackarsch.
    Sein Lächeln wirkte echt. Die schneeweißen Zähne auch. Ende dreißig, Osteuropäer, gut gebaut, etwa eins neunzig. Attraktiv, und er weiß es, dachte Parisa.
    «Kennen Sie diese Frau?», fragte sie und schlug den Pass auf dem Tresen auf.
    «Das ist Nadija. Ist was passiert?»
    Gusev blickte von Parisa zu dem Typen hinter der Theke, der vielsagend mit den Schultern zuckte.
    «Nadija Hadzic wurde gestern ermordet», sagte Parisa.
    «Was?»
    «Ja.»
    «Das ist nicht wahr!»
    Gusev machte eine dramatische Armbewegung. «Das ist nicht wahr», wiederholte er und knickte in den Knien ein, während sein Oberkörper von einer Seite zur anderen schwankte.
    Parisa Sadegh versuchte, seinen theatralischen Auftritt zu deuten. Hatte die Nachricht ihn wirklich so getroffen?
    «Tut mir leid», sagte sie nüchtern. «Woher kannten Sie Nadija Hadzic?»
    Gusev sank auf einen Barhocker und verbarg das Gesicht in den Händen.
    «Warum! Sie war der netteste Mensch auf der ganzen Welt. Warum?»
    Parisa wechselte einen Blick mit dem Barkeeper, der hinter der Theke immer rastloser wirkte.
    «Ist sie vergewaltigt worden?» Gusev starrte Parisa an.
    «Sie wurde in ihrer Wohnung getötet. Mehr kann ich dazu nicht sagen.» Parisa hielt seinem düsteren Blick stand. «Woher kannten Sie sie?»
    Einer der Gäste am Fußballtisch hielt sein leeres Glas hoch und grunzte etwas, das Parisa nicht verstand. Der Barkeeper hantierte hastig an den Zapfhähnen.
    «Vom Norwegischkurs», kam es endlich.
    «Sie haben zusammen einen Norwegischkurs besucht?»
    Parisa konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
    «Ja, sechs Monate lang. Nach dem Unterricht habe ich sie immer eingeladen, hier zu spielen. Sie war auch an den Wochenenden hier, weil ihre Tochter dann beim Vater war.»
    Plötzlich richtete er sich auf.
    «Was wollen Sie von mir?»
    «Mit Ihnen reden.» Parisa spürte die Kälte, die von ihm ausging. «Und mit allen anderen, die Nadija kannten.»
    Gusev ließ seinen Blick betont langsam über ihren Oberkörper wandern.
    «Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?»
    «Parisa Sadegh, Ermittlerin bei der Osloer Polizei», erwiderte sie ruhig.
    Gusev machte eine höhnische Kopfbewegung.
    «Braune Bullen sind die schlimmsten.»
    «Treffen Sie oft welche?» Parisa wich seinem Blick keinen Millimeter aus.
    Für einen kurzen Moment versteifte sich der Körper am Tresen, dann, ohne jede Vorwarnung, ließ er die Schultern sinken.
    «Fast nie», sagte er mit einem Lächeln und streckte ihr eine schmale Hand entgegen. «Sergej Gusev. Mir gehört dieser Laden.»
    Parisa fiel auf, dass er ein wenig lispelte, was seinem nicht ganz fehlerfreien Norwegisch eine etwas unreife Note gab.
    «Haben Sie ihr den Queue geschenkt?»
    Die Trauer kehrte in sein Gesicht zurück.
    «Wir waren Freunde. Sie hatte nicht so viele …»
    «Freunde?»
    «Ja, nur Freunde. Sie war …», Gusev verstummte und suchte nach den richtigen Worten, «… nicht auf der Suche nach einer Beziehung.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Wie gesagt, wir waren befreundet. Freunden erzählt man alles.»
    Parisa nickte vielsagend.
    «Kannten Sie ihre Familie? Die in Bosnien», fügte sie hinzu.
    «Darüber haben wir nicht gesprochen», kam es sofort.
    «Nie?»
    «Nie.»
    «Ist das nicht ein bisschen seltsam, wenn man so gut befreundet ist?»
    Gusev packte Parisas Unterarm, nicht sehr fest, aber fest genug, um seine Überlegenheit auszudrücken. Die Feindseligkeit war in seinen Blick zurückgekehrt.
    «Wir sprachen über die Zukunft. Nur darüber.»
    Parisa nahm seine Hand von ihrem Arm weg.
    «Warum steht ‹Vielleicht› auf dem Queue, den Sie ihr gegeben haben? Erhofften Sie sich mehr als nur Freundschaft?»
    In seinem scharfgeschnittenen Gesicht kamen die weißen Zähne wieder zum Vorschein.
    «Ich bin nicht sehr gut im Schreiben. Dreimal hat sie mir bei Diktaten geholfen, und jedes Mal habe ich das Wort wieder falsch geschrieben. Immer ‹vieleicht›, mit nur einem l in der Mitte. Verstehen Sie. Mit einem l.»
    Parisa nickte.
    «Deshalb hat sie gesagt, ich soll hundertmal ‹vielleicht› schreiben, damit ich es nie wieder vergesse.»
    «Und da haben Sie das

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