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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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unbeholfenen Versuch, etwas Positives zu finden.
    «Nur das Weiße in den Scheren.»
    «Ja, das stimmt …»
    Sie blieben im Wind stehen. Eine Schar Möwen kreiste über dem Krabbenkutter.
    «Glaubst du, Mama hat an mich gedacht, als sie gestorben ist?»
    Die Frage kam so plötzlich, dass Kvamme unwillkürlich die Schultern straffte.
    «Da bin ich mir ganz sicher», antwortete er und musste sich räuspern, um weitersprechen zu können. «Du warst ja das Wichtigste in ihrem Leben.»
    «Einmal haben wir uns gehauen.»
    «Du und Mama?»
    «Wir waren so böse aufeinander, dass wir uns richtig geprügelt haben.»
    Gisle Kvamme registrierte kaum, dass einige leichte Schneeflocken vom blaugrauen Himmel fielen.
    «Aber hinterher habt ihr euch wieder vertragen.»
    «Das war meine Schuld.»
    «Was denn?»
    «Ich wollte mein Zimmer nicht aufräumen, und dann habe ich mit Absicht eine Vase umgeschmissen, die Mama ganz besonders gemocht hat.»
    Kvamme spürte, wie der schmächtige Mädchenkörper zitterte, und drückte ihre Schultern in der etwas zu großen Daunenjacke.
    «Ich bin sicher, dass Mama dich auch da noch sehr lieb hatte.»
    Er dachte an den Zettel mit der Telefonnummer eines Kinderpsychologen in Arendal, den ihm der Krisendienst der Jugendfürsorge mitgegeben hatte.
    «Mama will nicht, dass du traurig bist. Wenn sie uns jetzt sieht, denkt sie bestimmt, dass du aufhören musst zu weinen und wieder ein fröhliches Mädchen sein sollst.» Er hörte selbst, wie hohl das klang.
    Ein kleiner roter Nissan fuhr langsam auf sie zu und hielt an. Ein Mann Mitte dreißig stieg aus. Gisle Kvamme drehte sich um, als der Mann ihn am Ärmel zog.
    «Die Polizei hat angerufen.»
    Um Kvammes Mund erschien ein strenger Zug.
    «Nicht hier», zischte er.
    «Ich sag nur eins, das war das letzte Mal, dass ich für dich gelogen habe.»
    Der Mann machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Auto zurück.
    «Wer war das?»
    Gisle Kvamme drückte seine Tochter an sich.
    «Nur jemand, den ich von der Arbeit her kenne», murmelte er. «Komm, jetzt gibt’s Krabben.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 16
    «Blenda wäscht weißer?»
    Lasse Viker starrte seinen Chef an.
    Lykke strich sich über den Nasenrücken.
    «Das ist der Grund, warum ich skeptisch bin», sagte er langsam. «Das ist beinahe zu offensichtlich. Geradezu plump. Täter, die diese Art von Spuren legen, sind meistens subtiler.»
    «Daran haben wir gestern nicht gedacht …»
    Ted Eriksen spielte mit einem Kugelschreiber. Lykke betrachtete den jungen Ermittler. Dieser Ted Eriksen hatte etwas an sich … Er hatte sich schon öfter gefragt, ob der junge Kollege jemals etwas anderes als Polizist war.
    «Nein, haben wir nicht», sagte Lykke. «Warum nicht?»
    «Ja, lieber Himmel», sagte Eriksen mit dieser affigen tiefen Stimme, «es müssen ja nicht alle Mörder so wahnsinnig interessant sein. Vielleicht ist er bloß ein schlicht gestrickter Scheißkerl, der nachts Taxi fährt, rechtsradikal wählt und die ganzen Kanaken satthat, die sich vor den Gemeinschaftsarbeiten in seinem Wohnblock drücken. Wäre ja nicht unbedingt verwunderlich.» Er warf einen raschen Seitenblick auf Parisa, ehe er fortfuhr: «Vermutlich weiß er nicht mal, was subtil bedeutet, kennt dafür aber jeden Werbespot im Fernsehen.»
    «Und nachdem er die Blenda-Reklame gesehen hat, kommt ihm eine zündende Idee?» Lasse Viker sah Ted Eriksen fragend an.
    «Wieso nicht? Nicht jeder Killer ist eine Kopie von Hannibal Lecter.»
    «Okay …» Lykke hatte den Kopf in den Nacken gelegt und betrachtete die Lampen an der Decke. «Aber wenn es nur irgendein Kerl mit schlichtem Verstand ist, warum sucht er sich dann eine junge Frau aus Bosnien aus? Warum nicht einen Schwarzen aus Somalia oder meinetwegen einen Pakistaner? Nadija Hadzic war kaum brauner als ich.»
    «Sie war Ausländerin», erwiderte Eriksen kurz. «Für manche reicht das schon.»
    «Vielleicht.»
    Lykke erhob sich und merkte, wie es ihm ins Kreuz schoss.
    «Gut, was haben wir?»
    «Einen Sergej Gusev. Betreibt einen Billardsalon am Carl Berners plass. Von ihm hatte Nadija den Queue, aber er behauptet, sie wären nur Freunde gewesen.» Parisa neigte den Kopf zur Seite. «Er kommt mir nicht ganz astrein vor. Charmant, aber irgendwas ist mit ihm … Er sagt, sie hätten sich im Norwegischkurs kennengelernt.»
    «Wer?»
    «Gusev und Nadija Hadzic. Ich habe Heltne gebeten, das nachzuprüfen.»
    «Irgendein Motiv?» Lykke hatte seinen Platz am einzigen Fenster des

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