Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Hüttendorf auf dem Hallingskarvet-Hochplateau gesehen. Große Hütten mit Torfdächern und kleinen Vorratsschuppen. Sollte sie endlich einmal Glück haben? Ich bin fast dreißig, dachte sie, ging in die Küche und griff nach der Zigarettenschachtel auf der Anrichte. Sie wollte den Moment genießen. Die Spannung. In ihrer letzten Mail hatte sie ein Treffen vorgeschlagen. Sie hatte lange gehofft, dass er die Initiative ergreifen würde, aber nachdem er erzählt hatte, dass sein Hund in den Bergen verschollen war und wie sehr er darunter litt, hatte sie sich nicht länger zurückhalten können.
Sie zündete sich eine Zigarette an und öffnete die Mail.
Hallo,
danke für deine wieder sehr lieben Zeilen. Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass du dich mit mir treffen willst. Bin ja ziemlich traurig, seit Max verschwunden ist, und kann ein bisschen Gesellschaft gut gebrauchen. Ich hoffe, du hast es nicht als Selbstmitleid aufgefasst, aber Max war wirklich mein bester Freund. Heute Abend fliege ich mit ein paar Kollegen nach Paris. Wichtige Besprechung morgen, aber Samstag am späten Nachmittag bin ich zurück. Ich könnte einen Tisch in einem guten Restaurant bestellen und dich gegen sieben Uhr abholen. Ich würde auch sehr gern einige deiner Zeichnungen sehen, ginge das? Ich freue mich schon so auf unser Treffen! Werde dein Foto nach Paris mitnehmen und an dich denken, bevor ich einschlafe.
Sehen wir uns Samstag um sieben?
Liebste Grüße, Terje
Ihr entschlüpfte ein leises Kichern. Sie erhob sich, wanderte mehrmals um den Tisch herum und zog dabei heftig an ihrer Zigarette. Samstag bedeutete, dass es ernst war. Normale Wochentage waren unverbindlich, aber Freitag und Samstag … Für einen Moment betrachtete sie ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. Ob er enttäuscht sein würde? Sie fuhr sich mit den Fingern durch das lange, schwarze Haar. Wurde plötzlich unsicher. Sie hatte sich nie hübsch gefunden. Hässlich auch nicht, eher durchschnittlich. Sie wog ein paar Kilo zu viel, die Nase hätte kleiner und der Mund etwas größer sein können, und sie hätte gern schlankere Handgelenke gehabt, aber sonst … Sie zog einen Schmollmund und schob die Brüste vor. Immerhin hatte sie lange Beine und schmale Hüften.
Als junges Mädchen hatte sie sich widerwillig darauf eingestellt, dass ihre Familie einen Mann für sie aussuchen würde. Eine Ehe mit einem waschechten Norweger war so undenkbar, dass sie nicht einmal zur Diskussion stand. Erst als ihr Vater starb, hatte sie begonnen, in anderen Bahnen zu denken. Ihre Mutter hatte anfangs heftig protestiert, dann aber eingesehen, dass sie ihr nichts verbieten konnte.
Lakshmi hatte vorsichtig mit einem anonymen Profil auf sukker.no angefangen. Inzwischen war sie mit vollem Namen und Foto bei drei norwegischen Singlebörsen vertreten.
Etwas Weiches schmiegte sich an ihr Bein.
«Na, Bagheera?»
Sie hob die Katze auf den Schoß und strich ihr zärtlich über das graue Fell.
Die Katze blinzelte träge mit den grünen Augen, gähnte und leckte sich zufrieden das Maul. Ihre langen Eckzähne schauten etwas heraus.
Lakshmi streichelte weiter das weiche Fell und blickte zu den beiden gerahmten Zeichnungen im Flur. Er wollte ihre Zeichnungen sehen. Ihre Kunstlehrerin hatte gesagt, sie hätte Talent, ihre Freundinnen sagten das auch alle, aber trotzdem … Sie spürte ein Kribbeln im Bauch. Ob sie ihm als Kunstkenner wohl gefielen? Ob wohl etwas aus ihnen beiden werden würde …?
Die Katze auf ihrem Schoß rollte sich auf den Rücken.
«Hast du Hunger, mein Schatz? Willst du Leber?»
Sie setzte die Katze auf den Fußboden, ging in die Küche und nahm eine Schale mit Kalbsleber aus dem Kühlschrank.
«Aber nur, weil Mami so glücklich ist. Hier!»
Sie schnitt die Leber durch und legte ein großes Stück in den roten Plastiknapf. Die Katze verschlang die Leber gierig.
«Nicht so schnell! So etwas Feines musst du doch genießen.»
Die graue Katze blickte sie gleichgültig an, leckte sich die Vorderpfoten und verzog sich auf die warmen Fliesen im Bad.
Lakshmi griff zu ihrem iPhone und schrieb eine schnelle SMS an Siri: «Wir gehen Samstagabend aus. Du musst hier sein. Er holt mich um sieben ab. Yesss!!»
Siri war ihre älteste Freundin, sie hatten vom Kindergarten bis zum Schulabschluss alles zusammen durchgestanden. Siri war über die Entwicklung in Sachen Terje bestens informiert.
Sie machte wieder eine Runde durch das kleine Wohnzimmer. Schaute aus dem Fenster. Es
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