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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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darauf.

    Als sie die Tür zu ihrer kleinen Wohnung aufschloss, dachte sie als Erstes daran, ob sie Gummibärchen im Haus hatte.
    Sie zog den Mantel aus, stellte die Schuhe hinten in den kleinen Flur, wo die Fußbodenheizung am wärmsten war, und ging direkt zum Küchenschrank. Leer.
    Einen Moment lang blieb sie unentschlossen stehen, dann zog sie die restlichen Sachen aus, legte sich in Slip und BH auf das Eichenparkett und ballte die Fäuste. Fünfzig Liegestütze auf den Fingerknöcheln, mit einem Handklatschen nach jedem dritten, dauerten genau sechsundneunzig Sekunden.
    Sie stand auf, nahm eine Cola light aus dem Kühlschrank, machte es sich auf der breiten Fensterbank bequem und öffnete den Laptop.
    Neunzehn neue Nachrichten. Sie überflog rasch die vier ersten und öffnete die fünfte. Die Mail war um 07.12 Uhr abgeschickt worden, nur vierzehn Minuten nachdem sie geantwortet hatte. Er ist eifrig, dachte sie und war sich nicht sicher, ob das gut oder schlecht war.
Hallo,
wie schön, eine Antwort zu bekommen. Hätte gern etwas mehr von dir erfahren. Ich mache das noch nicht lange mit dem Internetdating, habe aber mitbekommen, dass wir Männer uns üblicherweise zuerst vorstellen. Füge deshalb ein Foto bei, aufgenommen in Florenz 2009 (ich bin der im roten Hemd). Würde gern auch ein Bild von dir haben und hoffe diesmal auf eine etwas längere Antwort.
Liebste Grüße, Haakon
    Parisa trank einen Schluck Cola und las die Nachricht noch einmal langsam durch. Keine Rechtschreibfehler. Das war schon mal positiv. Die Sätze waren auch ganz in Ordnung. Keine große Lyrik, aber offensichtlich hatte er nachgedacht, bevor er ihr schrieb. Gut, sehr gut.
    Dass er etwas von einem Gentleman an sich hatte, konnte sie auch zwischen den Zeilen herauslesen. Jedenfalls hatte er genug Verstand, nicht um ein Foto zu betteln, bevor er selbst eins schickte. Die Abschiedsfloskel fiel allerdings aus dem Rahmen. Wieso «liebste» Grüße? Er hat bestimmt lange überlegt, dachte sie. Das war garantiert eine von mehreren Alternativen. Vielleicht hatte er es im selben Moment bereut, als er auf «Absenden» klickte. Sie lächelte. Warum nicht ein schlichtes «Gruß, Haakon»? Oder zur Not einfach nur «Haakon»?
    Was ihr am besten gefiel, war allerdings der strikte Verzicht auf Smileys.
    Sie beugte sich über den Laptop und klickte den Dateianhang auf. Oh, ziemlich attraktiv.
    Er hatte ein rotes Hemd an und stand, flankiert von zwei älteren Damen, leicht nach vorn gebeugt und zeigte auf etwas außerhalb des Bildes. Mindestens eins fünfundachtzig, dachte Parisa, und sportlich. Sie studierte sein Gesicht, das er der Kamera im Halbprofil zuwandte. Zwischen fünfunddreißig und vierzig, vielleicht etwas älter. Kurzes, ein wenig dünnes braunes Haar, männliche Gesichtszüge. Sie beugte sich noch tiefer über den Bildschirm. Ein schönes Lächeln und große, gutgeformte Hände. Was in aller Welt machte so ein Typ bei match ?
    Obwohl ihre Freundinnen ihr versichert hatten, dass «alle» es taten, und sie in der Zeitung gelesen hatte, dass siebzig Prozent der norwegischen Bevölkerung das Internet für eine hervorragende Möglichkeit des Kennenlernens hielten, war sie im Grunde überzeugt gewesen, dass das Web in erster Linie ein Tummelplatz für Leute mit übertriebenem Appetit auf Sex und ebensolchem Kontaktbedürfnis war. Dass Haakon schrieb, Internetdating sei neu für ihn, kaufte sie ihm nicht ganz ab. Wenn sie das für bare Münze nähme, müssten da draußen lauter Neulinge unterwegs sein. Ganz egal, was die Leute bei Meinungsumfragen angaben – vorläufig war es absolut nicht förderlich für den eigenen Ruf, Stammgast bei Singlebörsen zu sein. Das galt auch für Männer.
    Parisa schaute hinaus in die Dunkelheit. Der Regen war in Schneeregen übergegangen. So würde es die nächsten Monate bleiben. Kalt und dunkel. Ihr grauste davor.
    Sollte sie antworten? Sie war immerhin Ermittlerin bei der Osloer Polizei. Sie nahm noch einen Schluck, ließ die Kohlensäure im Mund kreisen, bevor sie das Wasser hinunterschluckte. Dann begann sie zu schreiben.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 19
    Nora erwachte vom Kreischen der Möwen und dem Geräusch eines Autos, das unten auf der Straße anfuhr. Sie erkannte die gelb gestrichenen Wände wieder und begann zu weinen. Lautlos, nur stumme Tränen und ein leichtes Zittern unter der Bettdecke. Sie drehte sich auf die Seite und entdeckte ihren Vater, der auf einer Matratze neben ihrem Bett schlief. Er

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