Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Besprechungsraums eingenommen.
«Soweit ich das sehen kann, nein.»
«Eifersucht vielleicht?», schlug Lasse Viker vor und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.
«Möglich.» Parisa Sadegh zuckte mit den Schultern. «Nadija war allerdings in der letzten Zeit dauernd mit ihrem Mac beschäftigt. Vielleicht hat sie ja mit einem heimlichen Lover gechattet.»
«Haben wir etwas über diesen Gusev?», fragte Lykke.
«Keine Vorstrafen, Aufenthaltserlaubnis ist in Ordnung. Da war nur eine Sache …»
«Ja?» Lykke wippte ungeduldig auf den Zehenspitzen.
«Während ich in der Kneipe mit ihm sprach, kam ein Mann rein, bei dem ich mir sicher bin, dass ich ihn schon mal irgendwo gesehen habe. Er hat sich sofort umgedreht und ist wieder gegangen, deshalb habe ich ihn nur von hinten gesehen, aber trotzdem … Gusev sagt, er weiß nicht, wer der Typ ist. Aber ich werde mal ein bisschen in der Datenbank des Erkennungsdienstes stöbern.»
«Gut. Was Neues von Darre?»
Lasse Viker lächelte resigniert und schüttelte den Kopf.
«Nix. Kein Sterbenswörtchen.»
«Wir haben endlich ein paar Informationen über Kvamme erhalten. Die vom Außenministerium sind nicht gerade die Schnellsten.»
Parisa zog ein paar Blätter aus der Umhängetasche und reichte sie herum. «Das kam gestern Abend. Sehr viel ist es nicht. Jurist. Mit sechsundzwanzig Grundausbildung im Auswärtigen Dienst. Von 1991 bis 1996 Botschaftssekretär in Budapest, danach Botschaftsrat in Belgrad bis 1999, die letzten Jahre juristischer Berater.»
Lykke notierte sich die Daten auf einem Post-it.
«Wie weit oben in der Hierarchie steht ein Botschaftsrat?»
Parisa zuckte mit den Schultern.
«Nummer zwei oder drei nach dem Botschafter.»
«Und dort hat er Nadija Hadzic kennengelernt?», fragte Lykke.
«Sagt er, ja.»
Lykke ging eine Runde um den Tisch und strich sich dabei über den Nacken.
«Recherchiert weiter in Sarajevo. Sie muss irgendwo Angehörige haben. Macht die Leute ausfindig, die zur selben Zeit wie Kvamme in Belgrad gearbeitet haben.»
«Geht klar.» Parisa machte sich Notizen.
«Und fragt die Tochter, ob sie was über die Reise nach Berlin weiß», ergänzte Lykke, «und was ihre Mutter im Internet gemacht hat.»
Parisa sah skeptisch aus.
«Es ist wenig wahrscheinlich, dass sie ihre Tochter eingeweiht hat.»
«Wenig wahrscheinlich, aber nicht undenkbar.»
Lykke schob sich ein Kaugummi in den Mund und knüllte das Papier zu einer kleinen Kugel zusammen. «Wir müssen mehr aus ihr herausbekommen. Ihr Vater wird sicher behutsam vorgehen. Er wirkt nicht so, als ob …»
Es klopfte an der Tür. Eine Beamtin steckte den Kopf herein.
«Eine Nachricht für Kommissar Lykke.»
Sie machte einen zögernden Schritt in den Raum hinein und übergab ihm ein zusammengefaltetes Blatt Papier.
«Danke.» Lykke warf einen raschen Blick auf die Mitteilung. «Nicht schlecht», murmelte er. Die anderen sahen ihn abwartend an. «Ich hatte Breiby um Verstärkung gebeten. Kripos hilft uns mit einem Kollegen aus.»
«Wieso das denn? Wir brauchen doch wohl keine Hilfe von der Kriminalpolizeizentrale.»
Ted Eriksen schien nicht begeistert zu sein. Lykke fixierte den jungen Ermittler.
«Doch, Ted. Wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können.»
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Kapitel 17
Lakshmi Singh schloss die Tür hinter sich, warf den Mantel über einen Stuhl und ging zum Couchtisch, auf dem ihr roter Laptop stand. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie ihren Nutzernamen eintippte und sich direkt zum Postfach durchklickte. Da war er! Ein hellgelber symbolischer Briefumschlag. Sie lächelte und setzte sich aufs Sofa. Seit zwei Tagen tauschten sie nun schon Mails aus. Er wirkte unglaublich interessant. Sechsunddreißig Jahre alt, Single, keine Kinder. Höhere Schulbildung, liebte Kunst und klassische Musik. Eins neunundachtzig, braune Augen, und er sprach drei Sprachen, darunter ein bisschen Hindi, ihre Muttersprache. Sie war sich nicht sicher, aber soweit sie verstanden hatte, war er eine Art Ingenieur und hatte an einem großen Projekt in Kalkutta mitgearbeitet.
Lakshmi Singh starrte auf den gelben Umschlag. Sie schickten sich mehrmals pro Stunde Mails. Er war ganz anders als die anderen. Vor allem so höflich und unterhaltsam. Ihr Blick blieb an seinem Foto hängen. Er sah durchtrainiert aus, obwohl sie seinen Körper unter dem dicken Anorak nur erahnen konnte. Eine Hütte in den Bergen! In Ustaoset. Sie hatte im Internet gesucht und Fotos von dem
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