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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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besonders wichtig, dass der folgende Satz richtig formuliert war. «Ihr alter Freund Blindheim hat seinen Dienst quittiert.»
    Lykke zog die Augenbrauen hoch.
    « Trond Blindheim?»
    Die Polizeidirektorin lächelte.
    «Er ist jetzt Sicherheitsberater bei einer Objektschutzfirma. Ich weiß nicht mehr genau, welche.»
    Selbstverständlich weißt du das, dachte Lykke.
    «Manche Leute hier im Haus fanden, dass er Oberkommissar im Dezernat für Gewaltverbrechen werden sollte.»
    «Ich habe davon gehört.»
    Lykke ahnte, was nun kommen würde.
    «Ich weiß, dass Sie schon zweimal abgelehnt haben, Rolf, aber ich finde, jetzt ist die Zeit reif. Dieser Posten ist wie für Sie gemacht.»
    Er runzelte die Augenbrauen.
    «Ich habe einen Posten, der wie für mich gemacht ist. Ich habe ihn mir selbst geschaffen.»
    Breiby bemühte sich tapfer, ein Lächeln zu unterdrücken.
    «Ich dachte mir schon, dass Sie etwas in der Art sagen würden.»
    «So.»
    «Ich weiß, dass Sie nicht viel von einer Beförderung halten, aber denken Sie trotzdem ein paar Tage darüber nach. Auch wenn Sie Oberkommissar werden, hören Sie ja nicht auf, Ermittler zu sein.» Breiby legte den Plastikhefter auf den Schreibtisch. «Das ist die Stellenbeschreibung. Von mir formuliert», sagte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter. «Versprechen Sie mir, dass Sie wenigstens einen Blick hineinwerfen?»
    «Gut.»
    Lykke entzog sich diskret ihrer Hand, nicht weil er seine sieben Jahre jüngere Vorgesetzte unsympathisch fand, aber sie hatten einfach nicht dieselbe Wellenlänge. Sie war die Superbürokratin aus dem Justizministerium, die es noch vor ihrem vierzigsten Geburtstag zur Polizeidirektorin gebracht hatte. Sie beherrschte das Spiel und die Regeln perfekt. Mehr als einmal war er beeindruckt gewesen von ihrer Fähigkeit, zwischen Politik und Beamtenapparat zu manövrieren, aber seiner Meinung nach fehlte ihr das, worauf es ankam: der polizeiliche Hintergrund.
    «Ist es der Mord in der Tøyengata, der Sie hier festhält?»
    «Wir haben noch nichts in der Hand.»
    Die Polizeidirektorin machte ein paar Schritte auf die offene Tür zu.
    «Der Ehemann?» Sie blieb stehen, eine Silhouette vor dem grellen Licht aus dem Flur. Lykke ahnte die Konturen ihrer Brustwarzen unter der hellblauen Uniformbluse und wandte den Blick rasch zum Fenster.
    «Hat ein Alibi. Aber irgendwas ist da …»
    «Könnte er einen Helfer gehabt haben?»
    «Möglich.»
    Breiby blieb einen Moment unentschlossen stehen, dann sagte sie: «Machen Sie richtig Druck, Rolf. Im Sommer hat Dagbladet gefragt, ob wir Verbrechen gegen Einwanderer nicht wichtig genug nehmen. Ich bin sicher, dass die nur auf eine Gelegenheit warten. Geben Sie ihnen keinen Vorwand, aus diesem Fall ein Politikum zu machen.»
    Rolf Lykke drehte sich halb zu seiner Vorgesetzten um.
    «Ich untersuche den Mord an einer Frau», erwiderte er kurz.
    «Natürlich, natürlich … Ich wollte damit keineswegs andeuten, dass …» Breibys Stimme klang eine Spur gepresst.
    «Ich habe heute als Vertretung für Darre einen Mann von Kripos bekommen», fiel Lykke ihr ins Wort. «Und ich habe Leiner und Heltne für den Außeneinsatz abgestellt. Das genügt.»
    «Gut.» Breiby straffte die Schultern. «Höre ich nächste Woche von Ihnen?» Sie deutete auf den Plastikhefter auf Lykkes Schreibtisch.
    «Sie können meine Antwort morgen haben, wenn Sie wollen.»
    Breiby lächelte steif.
    «Nächste Woche reicht völlig.»
    Sie schloss die Tür hinter sich.
    Lykke warf einen Seitenblick auf den Hefter. Unter dem Plastikdeckel erkannte er einen gelben Post-it-Zettel. Darauf stand mit rotem Kugelschreiber sein Name. Vier Jahre waren seit dem letzten Mal vergangen, und eigentlich hatte er nicht mehr mit weiteren Aufforderungen gerechnet, aber hier lag sie nun also. «Eine Stellenbeschreibung, von mir formuliert.» Seit wann legten Polizeidirektorinnen die Arbeitsaufgaben von Oberkommissaren fest?
    Lykke steckte den Hefter in seine abgenutzte Aktentasche und warf einen Blick auf die Uhr. Zehn nach sieben. Zu spät, um rechtzeitig zu Hause zu sein, bevor Ida ins Bett musste. Er zog sein Handy aus der Jackentasche. Sonja meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    «Bei mir wird es später.»
    «Ist gut. Kannst du Ida morgen hinbringen?»
    Lykke überlegte angestrengt.
    «Zur Schule?»
    Hörte er ein Seufzen?
    «Morgen ist Samstag. Sie wird geimpft. Weißt du nicht mehr?»
    «Doch, natürlich.» Ihm dämmerte etwas von einer Impfung gegen Zeckenbisse und

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