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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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gut die Tür zumachen.»

    Nach der Pressekonferenz trafen sie sich zu einer kurzen Teambesprechung, tauschten Informationen aus und hörten sich einen halbstündigen Vortrag über Sexualmörder in der norwegischen Kriminalgeschichte an, den ein Kommissar von der Sitte hielt. Die Idee dazu stammte von Ted Eriksen. Lykke hatte die Augenbrauen hochgezogen, hielt aber den Mund. Parisa wusste, dass Teds ständige Versuche, amerikanische Ermittlungsmethoden zu kopieren, den Chef ärgerten, und zwar zunehmend mehr. Kuvås, der neue Mann im Team, hatte den ganzen Tag mit Ted Eriksen zusammengesessen und sich die Videoaufzeichnungen aus den Geschäften angesehen. Ein echter Scheißjob, aber er wirkte kein bisschen genervt. Nicht einmal, als Lykke die beiden bat, sich das restliche Videomaterial nach der nächsten Morgenbesprechung vorzunehmen. Parisa hatte nicht viel übrig für hinterwäldlerische Schnauzbärte, aber bei Bjørn Kuvås hatte sie das Gefühl, eine Ausnahme machen zu können.
    Lykke ordnete an, Kvamme rund um die Uhr zu überwachen. Lasse Viker sollte die Polizei in Risør über den Fall ins Bild setzen. Ted Eriksen bekam den Auftrag, Fadil Hadzic mit Hilfe der Kollegen in Bosnien aufzuspüren, eine Aufgabe, auf die er sich sicher freute. Lykke selbst wollte Kvammes frühere Freunde aus der Botschaft in Belgrad und aus Tåsen kontaktieren. Es waren immer noch wenige Spuren, die sie verfolgen konnten, aber alle spürten, dass sie sich die nächsten Tage viel mit Gisle Kvamme beschäftigen würden.

    Der Winter machte langsam Ernst. Parisa hatte vorgehabt, zu Fuß nach Hause zu gehen, überlegte es sich aber anders, als sie aus dem Präsidium kam und in eine fünf Zentimeter dicke Schneeschicht trat. Sie winkte sich ein Taxi heran. Der kalte Nordwind hatte ordentlich aufgefrischt, und die Leute, die so unvernünftig waren, sich trotzdem hinauszuwagen, eilten im Laufschritt an den Häuserwänden entlang und hielten ihre Mützen und Schals fest.
    Sie bat den Taxifahrer, am Deli de Luca in der Thereses gate zu halten, bezahlte und lief rasch in den menschenleeren Supermarkt, um sich eine Fertigpackung Penne Arrabiata, einen halben Liter Cola light und eine große Tüte Gummibärchen zu kaufen. Morgen früh doppelte Trainingsrunde, dachte sie, stopfte die Gummibärchen in die Umhängetasche und legte die hundert Meter zu ihrer Wohnung in der Louises gate im Laufschritt zurück.
    Sie streifte die DKNY-Sneaker in dem kleinen Flur ab und stellte die Schale mit der Pasta in die Mikrowelle. Dann setzte sie sich auf einen Küchenstuhl und starrte auf das blaue Display, das die Sekunden herunterzählte. Sie wurde nicht schlau aus Lykke. Warum war er im Auto so schweigsam gewesen? Ihr lagen hundert Fragen auf der Zunge, die sie gern mit ihm diskutiert hätte. Was für eine Beziehung hatte Nadija wirklich zu Gusev vom Billardsalon gehabt? Wer war der Mann, den sie nicht hatte identifizieren können? Warum wirkte die Geschäftsführerin der Werbeagentur so nervös? Hatte Egil Pay irgendeinen Kontakt zu Nadija gehabt? Und was ihr am meisten auf den Nägeln brannte: Hatte Gisle Kvamme irgendetwas mit der Sache zu tun?
    Sie hoffte inständig, dass dem nicht so war, aber seine Reaktion, als sie gefragt hatte, ob seine Tochter sich tatsächlich hinter der Küchentür befand, war schon hart an der Grenze gewesen. Hätten sie einen Durchsuchungsbeschluss gehabt, hätte sie seine Wohnung augenblicklich auf den Kopf gestellt.
    Sie zog die dampfenden Nudeln im selben Moment heraus, als es «Pling» machte, griff sich zwei Tomaten von der Anrichte und nahm eine saubere Gabel aus dem Geschirrspüler. Überhaupt wurde man aus Lykke nicht richtig schlau.

    Einige Minuten später nahm sie den Laptop auf den Schoß und loggte sich mit Nutzernamen und Passwort ein. Rasch scrollte sie die Seite abwärts. Da war sie!
Danke für deine liebe Mail und das Foto. Nach dem, was ich so lese und sehe, scheinst du eine tolle Frau zu sein! Ich würde dich gern näher kennenlernen. Was machst du zum Beispiel beruflich? Da ich in der Schule nie eine Leuchte im Verfassen von Aufsätzen war, schlage ich ein baldiges und unverbindliches Treffen vor, anstatt jede Menge Mails hin- und herzuschicken. Wie wär’s mit Lunch morgen um 13.30 Uhr im Theatercafé?
Sei ganz lieb umarmt! Haakon
    Parisa runzelte die Stirn. Morgen! Ihr hatten eher einige Wochen voller unverbindlicher Mails vorgeschwebt. Offenbar war der Herr von der eifrigen Sorte oder sehr selbstsicher,

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