Und ewig währt die Hölle (German Edition)
mit verschrumpelten Gewürzgurken und drei Zitronen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten.
«Essen Sie nie zu Hause?»
«Ich esse in meinem Restaurant. Ist ja nur zweihundert Meter entfernt. Wann begreifen Sie endlich, dass Sie sich irren?»
Das Gefrierfach enthielt zwei Flaschen Wodka und eine Plastikform mit Eiswürfeln.
«Scheiße.»
Parisa drehte sich zum Flur um und entdeckte einen eingebauten Kleiderschrank. Sie öffnete die Tür. Das eine Scharnier war kaputt, deshalb musste sie sie gleichzeitig anheben und daran ziehen. Auf den Kleiderbügeln hingen zwei Jacketts und ein Anzug. Darunter war ein Stapel Drahtkörbe mit Unterhosen, Socken und T-Shirts. Sie wollte die Schranktür gerade vor lauter Frust zuknallen, als sie hinter den Drahtkörben etwas aufleuchten sah. Sie stutzte und starrte auf die Stelle. Da war es wieder. Plötzlich begriff sie, was sie entdeckt hatte. Mit klopfendem Herzen bückte sie sich und zog den kleinen Laptop hervor. Die blinkende grüne Lampe zeigte an, dass der Akku geladen war.
«Lasse!»
Zwei Sekunden später beugte Viker sich über ihre Schulter.
«Verdammt komischer Platz, um einen Laptop aufzubewahren, nicht?» Er grinste den Mann auf dem Hocker an.
«Da ist nichts drauf, nur private Sachen.» Gusevs Stimme war unverändert trotzig.
«Wir müssen ihn vorläufig beschlagnahmen.»
Parisa umklammerte den kleinen Computer wie eine Kostbarkeit. «Falls wir nichts finden, bekommen Sie ihn in ein paar Tagen zurück.»
«Was denn finden? Warum sagen Sie mir nicht, was Sie suchen? Ich verstehe das nicht. Können wir jetzt gehen? Ich muss zurück in mein Lokal.»
«Wir sind gleich fertig, aber ich glaube nicht, dass Sie in irgendein Lokal gehen.»
«Wie meinen Sie das?»
Parisa ignorierte Gusevs Frage und steuerte auf das Schlafzimmer zu. «Nur noch einen Blick hier hinein.»
Sie öffnete die Tür und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. «Was zum …»
Das, was einmal ein Schlafzimmer gewesen sein musste, war von der Decke bis zum Fußboden mit durchsichtiger Plastikfolie ausgekleidet. Das Fenster war mit Brettern vernagelt. An großen Haken in den Zimmerecken hingen unzählige Beile und Messer in verschiedenen Größen. Mitten im Raum stand ein Metalltisch, fast zwei Meter lang und mit einem feingezackten Sägeblatt an einem Ende.
«Was zum Teufel ist das?» Parisa drehte sich zu ihrem Kollegen um.
«Eine Schlachtbank», erwiderte Lasse Viker.
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Kapitel 45
Die Autoschlange auf dem Ring 3 kroch im Schneckentempo durch das dichte Schneetreiben. Kommissar Rolf Lykke gähnte. Er ärgerte sich, dass er die Fahrt zur Rechtsmedizin nicht ein paar Stunden verschoben hatte. Bei den Stichworten Rushhour, Schneetreiben und Autobahnring hätten bei ihm alle Alarmglocken schrillen müssen. Er schaltete das Radio ein, wechselte von P2 zum Nachrichtenkanal, verstellte die Rückenlehne und bewegte die steifen Schultern. Trotz der Schmerzen im Kreuz fühlte er sich heute weniger verspannt als in den letzten Tagen. Endlich kam Bewegung in die Ermittlung. Zwar war er sich noch nicht im Klaren, welche Rolle Gusev in der Sache spielte, aber dass der Kerl keine weiße Weste hatte, daran bestand kein Zweifel. Wer hatte schon eine Schlachtbank im Schlafzimmer? Aber war das schon die Lösung?
Ihm ging nicht aus dem Kopf, dass Nadija Hadzic kurz vor ihrer Ermordung zweimal bei ihrem Bruder angerufen hatte. Hierin liegt der Schlüssel, dachte er, nur, wo ist die Verbindung zu Gusev? Zusammen mit Sadegh und Viker hatte er den Abend und die halbe Nacht damit verbracht, Gusev zum Reden zu bringen, aber der Mann war plötzlich stumm wie eine Auster. «Ich will einen Anwalt» war der einzige Satz, den sie aus ihm herausbekommen hatten.
Lykke warf einen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Fünf vor acht. Seine Finger schlugen Trommelwirbel auf dem Lenkrad. Er würde zu spät zu seinem Termin bei Rigmor kommen, was bedeutete, dass er sie zur Eile drängen musste, um rechtzeitig zur morgendlichen Teambesprechung zurück zu sein. Und er kannte niemanden, der es weniger ausstehen konnte, gedrängt zu werden, als Rigmor Haugen.
Drei Kriminaltechniker hatten die Nacht damit zugebracht, mit Staubsaugern auf der Plastikplane in Gusevs Wohnung herumzukriechen. Parisa Sadegh und ein Computerspezialist von Økokrim waren unter Hochdruck damit beschäftigt, den Laptop zu untersuchen, um zur Teambesprechung einen vorläufigen Bericht abliefern zu können.
Das Auto vor ihm
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