Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Tresen hervor und schenkte ihnen ein strahlend weißes Lächeln, als er an ihnen vorbeiging.
«Die Zähne hat er bestimmt bei eBay …»
Viker wurde von seinem Handy auf dem Tisch unterbrochen. Das kleine Nokia verschwand in seiner Pranke.
«Der Chef», sagte er, stand auf und ging Richtung Ausgang.
Parisa blieb sitzen und beobachtete Gusev, der sich weit über den Billardtisch beugte. Ein schmaler Streifen nackter Rücken kam zwischen T-Shirt und der engen Jeans zum Vorschein.
Seine Haut ist schneeweiß, fuhr ihr durch den Kopf.
Eine plötzliche Idee ließ sie zu ihrem Handy greifen. Eine neue Nachricht: «Sitze im Dr. Holms an der Bar. Denke an dich. Haakon».
Ein bisschen zu viel, ein bisschen zu früh, dachte Parisa.
«Gute Neuigkeiten!» Lasse Viker zwängte sich auf seinen Stuhl und hatte plötzlich keine Augen mehr für das, was sich auf dem Fernsehschirm abspielte.
«Und?»
«Grünes Licht vom Ermittlungsrichter. Wir können die Wohnung durchsuchen.»
«Gusevs?»
«Japp.»
Sie erhoben sich gleichzeitig.
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Kapitel 44
Es schneite heftig, als die beiden Ermittler, dicht gefolgt von einem unwilligen Sergej Gusev, im Aufgang des Hauses Sars’ gate 52 verschwanden.
Gusev schloss die Wohnungstür auf und drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht zu Parisa Sadegh und Lasse Viker um.
«Sie machen einen großen Fehler.»
«Das Risiko nehmen wir auf uns», sagte Viker und machte eine ungeduldige Handbewegung in Richtung Tür.
Es war stockdunkel in dem kleinen Flur. Gusev schaltete Licht ein.
«Kann ich mein Handy jetzt wiederhaben?»
«Nein.» Lasse Viker hatte es zu eilig, um die Ablehnung zu begründen. «Sie setzen sich da hin.» Er zeigte auf einen schlichten Hocker neben der Tür. «Und ich will keinen Ton hören, es sei denn, wir fragen Sie etwas. Verstanden?»
Gusev nickte, aber seine Augen waren schwarz.
Es war eine typische Zweizimmerwohnung, erbaut Anfang des letzten Jahrhunderts. Vermutlich zwischen vierzig und fünfzig Quadratmeter groß. Parisa blieb am Eingang stehen und versuchte, sich einen Eindruck zu verschaffen. Sie atmete ruhig und blickte in das kleine Wohnzimmer. Das Licht der billigen Deckenlampe wurde von der Wandtäfelung aus imitiertem Palisander verschluckt.
Das Erste, was ihr auffiel, war der neutrale Geruch. Fast alle Wohnungen hatten einen eigenen Geruch. Nach Zigarettenrauch, Essen, Staub, ungewaschenen Menschen, Parfüm, Topfpflanzen, feuchten Wänden, alten Möbeln, was auch immer. Aber hier roch es nach nichts, nach absolut gar nichts. Als wäre die Wohnung abgeseift und anschließend mit klarem Wasser ausgespült worden. Sie zog sich blaue Überschuhe über die Stiefeletten und machte ein paar vorsichtige Schritte über den grünen Teppichboden, der nach der Abnutzung zu urteilen vermutlich noch aus den Siebzigern oder Achtzigern stammte.
Die beiden Fenster waren hinter den Jalousien und den braunen Plüschvorhängen nur zu erahnen. An der Stirnwand standen ein Sofa im, wie Parisa annahm, Rokokostil und ein Couchtisch mit geschwungenen Beinen. Ein Stressless-Sessel aus schwarzem Leder stand vor einem Vierzig-Zoll-Flachbildfernseher mit dazugehörigem Festplattenrecorder und DVD-Player. Etwas, das aussah wie eine Gebrauchsanweisung, lag aufgeschlagen auf der Fensterbank, ansonsten war das Zimmer kahl. Keine Bilder, Blumenvasen, Dekoschalen, DVDs, Kerzenhalter, Andenken … nichts.
«Sieht aus wie das billigste Zimmer in einem Zweisternehotel», murmelte Lasse Viker. Er wandte sich in Richtung Flur. «Sind Sie sicher, dass Sie hier wohnen?»
«Sie finden hier nichts», erwiderte Gusev mit flacher Stimme. «Ich habe Ihnen gesagt, dass Sie einen großen Fehler machen.»
Viker nahm die Polster hoch und kippte das Sofa um, kniete sich auf alle viere und untersuchte Teppichränder und Scheuerleisten, schüttelte den Festplattenrecorder und den DVD-Player, schraubte die Rückwand des Flachbildfernsehers ab. Nichts.
«Verdammt!»
Parisa betrat die Küche. Kühlschrank mit Gefrierfach. Abgeschrägte Hängeschränke mit Schiebetüren, wie sie in den Sechzigern modern gewesen waren. Herd mit Ceranfeld und am Fenster ein einzelner Stuhl. Keine Pflanzen, kein Brotbehälter, kein Gewürzregal, keine Kaffeemaschine, nicht mal ein kleiner Küchentisch. In Teds Bericht stand, dass Gusev seit fast vier Jahren unter dieser Adresse gemeldet war. Frühstückte er im Stehen? Parisa öffnete den Kühlschrank. Leer, abgesehen von einer Dose Bier, einem Glas
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