Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Billardtisch. Der in der engen Jeans, er spielt mit den beiden Typen, die wie polnische Handwerker aussehen.»
Er musterte Gusev diskret über den Rand seines Cola-Glases. «Schönling.»
Parisa hob die rechte Augenbraue.
«Absolut.»
Viker fuhr sich mit den Fingern durch das volle Haar.
«Lass noch mal hören, was Eriksen herausgefunden hat.»
Parisa kramte in ihrer Umhängetasche und zog den Notizblock heraus.
«Sergej Gusev, neununddreißig, aufgewachsen in Uschhorod, einem Kaff in der Ukraine an der Grenze zu Ungarn und Slowakien. Ist Mitte der Neunziger nach Litauen gezogen.»
«Hat er als Türsteher gearbeitet?»
«Ted war sich nicht sicher, aber sein Kontakt in Riga meinte, dass er auf jeden Fall im Milieu gearbeitet hat.»
«Und dann ist er in den Bau gewandert?»
«Er hat achtzehn Monate gesessen, nachdem er zwei Zigeuner auf einer Autofähre halb totgeschlagen hatte. Einer der beiden, ein einundsiebzigjähriger Mann, ist seitdem blind und auf einem Ohr taub.»
«Was war der Grund?»
«Laut Teds Kontaktmann stand im Polizeiprotokoll, dass er auf sie losgegangen ist, weil sie Zigeuner waren … Anscheinend gibt es viele Ukrainer, die ziemlich nationalistisch sind.»
Lasse Viker kippelte mit dem gebrechlichen Holzstuhl.
«Mag keine Zigeuner. Kannte Nadija Hadzic. Das ist doch schon mal was.»
«Das Beste, was wir bisher haben.»
Parisa steckte ihren Notizblock in die Tasche zurück.
Ein Glas Pepsi Max wurde unsanft auf den Tisch gestellt. «Bitte.»
Parisa griff rasch nach der schmutzigen Kellnerschürze. Wie durch Zauberei tauchte plötzlich ihr Dienstausweis in ihrer Hand auf.
«Haben Sie diese Frau schon mal gesehen?» Sie zeigte ihm ein Bild von Nadija.
Der junge Mann warf einen Blick auf das Foto, dann schüttelte er seinen Bürstenhaarschnitt.
«Njet.»
Er wollte gehen, aber Parisa hielt ihn an der Schürze fest.
«Sehen Sie noch mal hin.»
Der Typ sah sich das Foto etwas genauer an, schüttelte aber wieder den Kopf.
«Ich jobbe hier nur als Aushilfe am Wochenende», sagte er mit einem Unterton, der Parisa verriet, dass dies nicht sein erster Kontakt mit der Polizei war. «Die war nie hier, wenn ich Schicht hatte.»
«Und die?»
Nadija Hadzic wurde durch eine lächelnde Lakshmi Singh ersetzt.
«Die auch nicht.»
Parisa musterte sein trotziges Gesicht.
«Haben Sie einen Löffel dort drüben hinter der Theke?»
«Klar.»
«Gut. Dann schlage ich vor, dass Sie das Glas wieder mitnehmen und den Löffel benutzen, um all die Eiswürfel herauszuholen, die ich nicht bestellt habe.»
Wortlos nahm der Jüngling das Glas vom Tisch und steuerte auf den Tresen zu.
«Nettes Bürschchen.» Viker sah zum Billardraum hinüber. «Sollen wir warten, bis sie fertig sind?»
Parisa erhob sich.
«Auf keinen Fall.»
Gusev schien nicht erfreut darüber, sie wiederzusehen.
«Was wollen Sie denn hier?»
Er musterte sie von Kopf bis Fuß, ehe er demonstrativ seinen Queue kreidete und ihr den Rücken zudrehte.
«Ich will mit Ihnen über eine alte Bekannte sprechen», log Parisa.
Gusev wandte den Blick nicht von den bunten Kugeln.
«Wir haben nichts mehr zu besprechen. Stören Sie mich nicht.»
Parisa musterte die anderen Spieler, beide etwa Mitte dreißig. Die Situation behagte ihnen offenbar nicht.
Sie knallte Lakshmis Foto auf den grünen Filz.
«Und zwar über diese Frau hier.»
Gusev hob den Blick, und Parisa bemerkte die Unsicherheit in seinen dunklen Augen.
«Nie gesehen.» Er zielte auf die schwarze Kugel und verfehlte sie. «Scheiße, da haben Sie’s!»
«Ich will jetzt mit Ihnen sprechen. Entweder hier oder auf dem Präsidium.»
Gusev warf den Queue auf den Tisch und wandte sich den beiden anderen zu.
«Merkt ihr, wie die mich unter Druck setzt? Merkt ihr das?»
Die beiden Männer nickten stumm. Sie hatten offensichtlich wenig Lust, in die Sache hineingezogen zu werden.
«Wollen Sie mich verhaften, weil ich um Geld spiele? Sind Sie darauf aus? Herrgott noch mal, warum könnt ihr Bullen nicht Diebe und Mörder festnehmen? Ist das so schlimm, wenn meine Kumpels und ich ein paar lumpige Kröten setzen? Hä?»
Parisa verzog keine Miene.
«Da!» Gusev zog zwei zusammengeknüllte Zweihundertkronenscheine aus der Hosentasche und warf sie auf den Tisch. «Soll keiner sagen, dass ich nicht dafür geradestehe. Habe ich das nicht immer getan?» Er sah den jüngeren der beiden scharf an. Ein kurzhaariger Typ in weißen Malerhosen.
«Immer», murmelte der Typ, schnappte sich einen
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