Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
Vom Netzwerk:
Kopf.
    «Es wäre schön, wenn Sie deutlich ja oder nein sagen könnten», sagte Parisa und lächelte aufmunternd.
    Parisa ist gut, dachte Lykke wieder einmal.
    «Entschuldigung. Nein.»
    «Nummer zwei», fuhr Parisa fort.
    «Nein.»
    «Nummer drei.»
    «Nein.»
    «Nummer …»
    «Moment, kann ich Nummer drei noch mal sehen?»
    Parisa wechselte einen Blick mit Lykke, der leicht den Kopf schüttelte.
    «Tut mir leid, aber die Vorschriften besagen, dass Sie nicht noch einmal zurückgehen können. Sonst wäre das bei Gericht nicht verwertbar.»
    «Okay, entschuldigen Sie bitte. Ich habe gewusst, dass ich in so was nicht gut bin.»
    «Nummer vier», fuhr Parisa fort.
    «Nein.»
    Lykke beobachtete konzentriert das Gesicht der jungen Frau. Obwohl er sie im Nachhinein aus zwei verschiedenen Aufnahmewinkeln und in der Nahaufnahme würde studieren können, war ihm der reale Eindruck am wichtigsten. Bisher hatte sie die Fotos ohne nennenswerte Unsicherheit betrachtet.
    «Nummer acht.»
    «Nein.»
    «Nummer neun.»
    «Nein.»
    «Nummer zehn.»
    Stille. Siri Røymark rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum.
    «Ich weiß nicht, irgendwas ist da …»
    «Ja oder nein?», fragte Parisa.
    «Ja, vielleicht, aber …»
    Parisa senkte die Stimme.
    «Ja oder nein?»
    Siri Røymark begann zu zittern.
    «Ich weiß nicht!», schluchzte sie. «Ich möchte Ihnen so gern helfen, aber ich kann mich einfach nicht erinnern!»
    Tränen und Wimperntusche liefen ihr die Wangen hinab.
    Lykke erhob sich.
    «Könnten wir bitte ein Glas Wasser und Papiertaschentücher bekommen?», sagte er in die Kamera.
    Er blickte auf Bild Nummer zehn. Ein fünf Jahre jüngerer Bjørn Kuvås ohne Bart.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 52
    «Sie hat ihn nicht wiedererkannt. Na und? Wenn das Messer im Kofferraum Gusevs Fingerabdrücke und die DNA von Lakshmi Singh trägt, ist er geliefert. Oder?» Lasse Viker blickte fragend in die übernächtigten Gesichter am Tisch.
    «Geliefert ist er jetzt schon, wenn du mich fragst.» Ted Eriksen blickte herausfordernd zu seinem Chef hinüber.
    Lykke atmete tief durch. Breiby hatte angerufen, ihm gratuliert und eine Pressekonferenz für elf Uhr vorgeschlagen. Er hatte sie gebeten, damit zu warten. Die Indizien gegen Sergej Gusev häuften sich mittlerweile. Trotzdem, irgendetwas stimmte da nicht. Irgendetwas wollte nicht passen. Er fand kein Motiv. Fange ich langsam an, die Dinge nicht mehr im Griff zu haben?, dachte er. Ist vielleicht doch was dran an dem, was Ted sagt? Dass ich immer recht haben muss ?
    «Was ist das Motiv?», hörte er sich sagen.
    «Herrgott noch mal …»
    «Das Motiv», wiederholte Lykke.
    «Der Mann ist Rassist, vielleicht auch Neonazi, was weiß ich. Er wollte ein Exempel statuieren. Irgendwas in der Art.» Ted Eriksen nahm einen Schluck aus seiner halbleeren Cola-Flasche. «Es haben schon Leute aus weniger überzeugenden Motiven gemordet», fuhr er fort. «Der Lasermann in Stockholm oder der Typ in Malmö, der auf alles geschossen hat, was nach Ausländer aussah. Und das einzige Motiv war Ausländerhass.»
    «Gut.» Lykke stand auf unf ging zur Tafel. Er zog die Kappe von einem roten Filzstift und begann zu schreiben. «Gusev ist ein Spieler, und er liebt Geld.»
    «Wer tut das nicht?», grinste Viker.
    «Warum tötet er dann eine seiner wichtigsten Kundinnen? Eine Frau, an der er fast hunderttausend Kronen pro Jahr verdient?»
    «Er hat doch wohl noch genug andere Kunden, oder?»
    Eriksen war jetzt forscher. Er spürt den wachsenden Rückhalt in der Gruppe, dachte Lykke.
    «Möglich», sagte er. «Aber warum tötet er zwei Frauen mit demselben Schlachtermesser? Dem einzigen Messer in seiner Sammlung, das beschädigt ist und das sich deshalb anhand der Wundränder der Opfer identifizieren lässt? Und außerdem …», Lykke unterbrach sich, um die Worte ans Whiteboard zu schreiben, «außerdem versteckt er die Waffe, anstatt sich von ihr zu trennen, und er versteckt sie an der naheliegendsten Stelle, die man sich denken kann.»
    Lykke steckte die Kappe wieder auf den Rotstift und tauschte ihn gegen einen blauen. «Selbst ein Familienvater auf Einkaufstour in Strömstad hätte mehr Phantasie aufgebracht.»
    Niemand am Tisch sagte etwas.
    «Dann haben wir Fadil», fuhr Lykke fort und schrieb in der neuen Farbe weiter. «Warum hat Nadija kurz vor ihrem Tod zweimal bei ihrem Bruder angerufen, den sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen hat? Warum ist er Hals über Kopf geflohen, als wir ihn bei der

Weitere Kostenlose Bücher