Und ewig währt die Hölle (German Edition)
sofort, und Fadils Blick richtete sich auf sie.
«Fadil Hadzic.»
Lykke übersprang die restlichen Formalitäten.
«Ihre Schwester Nadija Hadzic hat zweimal bei Ihnen angerufen, unmittelbar bevor sie am Abend des 23. November getötet wurde. Warum?»
Tadina übersetzte.
«Weiß ich nicht.»
Lykke spürte einen Stich von Enttäuschung.
«Haben Sie eine Vorstellung, wer Ihre Schwester getötet haben könnte?»
Fadil schüttelte den Kopf.
«Können Sie sich vorstellen, warum sie an ihrem Todestag versucht hat, Sie anzurufen?»
«Nein. Vielleicht wollte sie Hilfe.»
«Hilfe wobei?» Lykke fixierte den jungen Mann.
Fadil machte eine ärgerliche Kopfbewegung.
«Woher soll ich das wissen? Ich habe seit fast fünfzehn Jahren nicht mehr mit ihr gesprochen.»
«Warum nicht?»
Tadina übersetzte, dann wurde es still.
Lykke wechselte einen Blick mit der Dolmetscherin.
«Was ist?»
Tadina sagte etwas zu Fadil und bekam eine lange Tirade zu hören.
«Er will nicht antworten.»
«Warum nicht?»
Fadil blickte zu Tadina und sagte hitzig etwas auf Bosnisch.
Lykke sah sie fragend an. «Was sagt er?»
«Er meint, dass ich Belgrader Dialekt spreche.»
«Ach ja?»
Fadil feuerte eine neue Salve ab. Und die kleine Frau antwortete weiterhin in beherrschtem Ton, aber Lykke sah ihr an, dass sie nervös wurde.
«Was ist los?»
«Ich habe ihm gesagt, dass ich in Belgrad aufgewachsen bin, aber dass meine Mutter Norwegerin ist und ich mein ganzes erwachsenes Leben in Norwegen verbracht habe.»
«Aber …?»
«Mein Vater war Serbe. Fast alle Belgrader sind das.»
«Himmel!» Lykke platzte der Kragen. «Und jetzt?»
Die Dolmetscherin sah ihn unglücklich an.
«Er weigert sich, mit einer Serbin zu sprechen», kam es schließlich.
Lykke erhob sich ärgerlich.
«Das ist doch zum Haareraufen!»
Er drehte sich zu Fadil um und wollte gerade etwas sagen, überlegte es sich aber anders und starrte auf den bandagierten Kopf hinab. Das schwarze Haar war feucht im Nacken. Plötzlich ging ihm auf, dass der Mann Angst hatte. «Können Sie ihm klarmachen, dass wir nicht mehr von ihm wollen als einen Namen? Er kann ihn mir sagen. Ich habe keinen Tropfen serbisches Blut in den Adern.»
«Ich will es versuchen …» Die Dolmetscherin machte ein ernstes Gesicht und wandte sich an Fadil.
«Nun?» Lykke versuchte vergeblich, etwas aus der Antwort herauszuhören.
Die Frau blickte gequält zu Kuvås hinüber.
«Wortwörtlich, bitte», sagte Kuvås.
«Er sagt, ich soll mir in den Kopf schießen und dass der Bulle», sie nickte zu Lykke, «nach Hause gehen und seine Mutter ficken soll.»
«Na wunderbar.» Lykke drehte sich zu Kuvås um. «Wie lange dauert es, einen anderen Dolmetscher zu besorgen?»
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Kapitel 57
«Absagen, jetzt? Um fünf vor fünf? Kommt überhaupt nicht in Frage.»
Polizeidirektorin Breiby erhob sich ungehalten.
«Ich glaube nicht, dass Gusev unser Mann ist», sagte Lykke und versuchte, auf dem weichen Besucherstuhl eine bequeme Position zu finden. «Zumindest nicht der Haupttäter.»
«Ich nehme Ihre Worte zur Kenntnis, aber Sie können doch immer noch die DNA-Ergebnisse …»
«Ich sitze hier nicht zum Spaß», fiel Lykke ihr ins Wort. «Wenn Sie eine Pressekonferenz abhalten wollen, auf der wir bekanntgeben, dass der Fall gelöst ist, dann müssen Sie das selbst tun. Ich mache mich da oben nicht zum Clown.»
«Wollen Sie damit sagen, ich benehme mich wie ein Clown?»
Breiby trat hinter dem dunklen Schreibtisch hervor und baute sich breitbeinig vor Lykke auf. An ihrem Hals zeigten sich hektische rote Flecken.
«Manchmal können Sie ein richtig sturer Bock sein, Rolf, und entschuldigen Sie, wenn ich das sage, aber ich glaube, jetzt reiten Sie Ihr Steckenpferd.»
«Steckenpferd?» Lykke schob den Stuhl zurück, um nicht dazusitzen und auf ihren Schritt zu starren. «Wer sagt das, Eriksen?» Er sah ihr in die Augen. «Wenn Sie Ted Eriksens Einschätzung mehr vertrauen als meiner, sollten Sie gleich ihm den Posten des Oberkommissars anbieten, nicht mir.»
Breiby zog sich wieder hinter ihren Schreibtisch zurück.
«Ich habe selbstverständlich nicht mit Eriksen gesprochen, aber ich bekomme sehr wohl mit, was passiert und worüber gesprochen wird. Das ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit.»
Sie setzte sich auf ihren Stuhl. Das Plakat an der Wand hinter ihr bildete eine Art Rahmen um ihren Kopf. «Im Dienst für eine sichere Hauptstadt».
«Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist es,
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