Und ewig währt die Hölle (German Edition)
Mordfälle aufzuklären», erwiderte Lykke, «und ich bin absolut überzeugt, dass dieser Fall noch nicht aufgeklärt ist.»
«Überzeugen Sie mich.»
Lykke sah Breiby überrascht an.
«Wir haben Nadijas Bruder heute vernommen», sagte er zögernd. «Fadil Hadzic hatte seit fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner Schwester.» Er machte eine Kunstpause. «Kurz bevor sie getötet wurde, hat sie zweimal versucht, ihn anzurufen.»
«Ja, das sagten Sie schon.»
«Ich bin sicher, dass sie etwas aus ihrer Vergangenheit miteinander verbindet.»
«Ach ja?»
«Logisch gesehen deutet alles darauf hin. Nadija hat etwas erlebt, was sie ängstigte und was mit ihrer eigenen Vergangenheit und der ihres Bruders zusammenhängt.»
«Das schließt Gusev aber doch nicht aus?»
«Nein … Ich glaube nur nicht, dass er es war.»
«Sie glauben?»
«Ich finde auch kein Motiv. Das passt nicht zusammen.»
Breiby studierte ihre Fingernägel.
«Was sagt der Bruder?»
Lykke wappnete sich.
«Das wissen wir erst morgen.»
«Wie bitte?» Breiby sah ihn ungläubig an.
«Er weigert sich, seine Aussage von einer Frau dolmetschen zu lassen, die einen serbischen Vater hat. Wir mussten die Vernehmung abbrechen. Morgen Vormittag kommt ein bosnischer Dolmetscher aus Kopenhagen.»
«Morgen? Es gibt doch wohl Leute in Oslo, die Bosnisch sprechen?»
«Das hilft uns nicht. Wir brauchen einen vereidigten Dolmetscher, und der nächste sitzt in Kopenhagen. Kripos», fügte er hinzu.
Breiby saß regungslos da und sah ihn an.
Lykke erwiderte ihren Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
«Wie sicher sind Sie sich, Rolf?»
Er spürte, wie ihre Gedanken eine andere Richtung nahmen.
«Es würde mich absolut überraschen, wenn Gusev unser Mann wäre.»
Breiby erhob sich wieder und trat ans Fenster. Ihre Uniformbluse bewegte sich im Luftstrom der Klimaanlage.
«Dieser Fall beschäftigt die Polizeiführung und die politischen Entscheidungsträger im Justizministerium. Sie sind sehr ungeduldig.»
Sie drehte sich zu ihm um.
«Wenn ich den Kopf für Sie hinhalte und sich herausstellt, dass Sie sich geirrt haben, gerate ich in eine … äußerst unglückliche Situation. Wenn man eine Pressekonferenz wenige Minuten vorher absagt, wird das aufmerksam registriert.»
«Ich mache nur meinen Job.» Lykke fiel selbst auf, wie trotzig er klang. «Mit Fehlern ist niemandem gedient», fügte er in einem Ton hinzu, der versöhnlich klingen sollte.
Breibys Gesicht straffte sich.
«Besonders jetzt nicht», sagte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. «Sie sollten umgehend liefern, um es mal so zu sagen.»
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Kapitel 58
Ein proppenvoller Gliederbus schlich im dichten Schneetreiben den Ullevålsveien hinauf, hielt am Knud Knudsens plass und sammelte Kraft, bevor er die Fahrt nach Adamstuen fortsetzte. Parisa beobachtete die Menschen, die an der Haltestelle ausstiegen und davoneilten. Aus ihren Mündern dampfte der Atem. Ein junger Mann versuchte, ein Auto unter einem halben Meter Schnee freizuschaufeln. Sie dachte an Fadil. Hatte er etwas zu erzählen, oder war er nur der letzte Ausweg für eine verzweifelte Nadija in Not gewesen?
«Hallo!»
Parisa drehte sich zu der Stimme um. Vor zwei Stunden hatte sie sich entschlossen. Café Pascal. Gute Küche, angemessen zwanglos und kurzer Heimweg.
«Tut mir leid, dass ich so spät dran bin», sagte Haakon Stang, warf einen Blick auf seine Armbanduhr und fegte sich den Schnee vom Mantelkragen. «Mein Chauffeur hat heute seinen freien Abend.» Er zwinkerte neckisch. Und Parisa wusste sofort, dass Dutzende von Frauen bei genau diesem Zwinkern schwachwerden würden. Was macht dieser Mann bei match ?, dachte sie zum wiederholten Mal.
«Draußen sind zehn Grad minus», sagte Parisa. Erst jetzt bemerkte sie, dass er außer Atem war. «Bist du den ganzen Weg vom Zentrum gelaufen?»
«Nur vom Parkplatz», erwiderte er lächelnd und rieb sich die roten Ohren.
Selbstbewusst, dachte sie.
«Schön, dass du mich wiedersehen wolltest.»
«Findest du?» Parisa sah ihn schräg an.
«Natürlich.»
Er legte den Mantel über einen freien Stuhl. Sie erhaschte einen Blick auf das Etikett am Kragen. Corneliani.
«Die Garderobenfrau ist heute Abend mit deinem Chauffeur unterwegs.»
«Haha, du bist schlagfertig.» Er lachte so laut, wie er sprach.
Sie bestellten, und danach verschwand Stang hinter der Weinkarte. Nach einer Weile tauchte er wieder auf und sah Parisa fragend an.
«Burgunder oder
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