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Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Und ewig währt die Hölle (German Edition)

Titel: Und ewig währt die Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Try
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sich vor, wie Ida um einen Papa trauern würde, den sie über alles auf der Welt geliebt und doch kaum gekannt hatte. Würde Sonja in der ersten Reihe sitzen, oder hätte sie dann bereits einen anderen Mann? Sie wird mich verlassen, dachte er wieder. Manchmal war der Gedanke so stark, dass er fast hoffte, es würde bald passieren. «Denk daran, was dir alles entgeht», hatte er ihr als letzte Warnung ein paar Wochen vor der Hochzeit gesagt.
    «Das Leben besteht ja überwiegend aus Dingen, die einem entgehen», hatte sie mit schiefem Lächeln erwidert.
    Lykke beugte sich vor und bemerkte, dass Parisa, die drei Plätze weiter saß, Uniformrock und Schuhe mit halbhohen Absätzen trug. Er konnte sich nicht erinnern, sie je in etwas anderem als Hosen gesehen zu haben. Neben ihr Lasse Viker, breit und behäbig, wenig überraschend im hellblauen Oberhemd statt in dem weißen, das bei feierlichen Anlässen vorgeschrieben war, und wiederum zwei Plätze weiter: Ted Eriksen, mit messerscharfer Bügelfalte und wie immer in tadelloser Haltung.
    Ich darf nicht so hart zu Ted sein, dachte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 64
    Man hatte Fadil Hadzic den dicken Verband um den Kopf entfernt, und die gebrochene Nase war etwas abgeschwollen. Sein Blick dagegen war noch genauso finster.
    Lykke zeigte auf einen Stuhl in der Ecke.
    «Sind wir so weit?»
    Parisa Sadegh und Bjørn Kuvås nickten. Lykke sah den neuen Dolmetscher fragend an.
    «Ich bin bereit.»
    Der große Däne mit dem dunklen Teint zog die Winterjacke aus und putzte seine Brillengläser mit dem Futter der Jackentasche, ehe er sich vorsichtig auf dem unbequemen Plastikstuhl niederließ.
    «Wollen wir unserem Freund hier nicht ein Glas Wasser hinstellen?» Er lächelte Fadil an und strich sich über den grauhaarigen Kopf.
    «Wasser.» Lykke nickte Kuvås zu, der hinaus auf den Flur verschwand.
    «Sie sprechen Norwegisch?», wandte er sich an den Dolmetscher.
    «Na ja, ein bisschen Norwegisch, ein bisschen Schwedisch, ein bisschen Bosnisch, aber vor allem Dänisch.»
    «Es wird schon gehen.» Lykke räusperte sich und beugte sich ein wenig vor. «Polizeipräsidium, Mittwoch, 1. Dezember. Zweite Vernehmung von Fadil Hadzic. Anwesende: Rolf Lykke, Parisa Sadegh, Bjørn Kuvås und als Dolmetscher Osman Dizar.»
    Lykke versuchte, nicht aufs Mikrophon zu starren, während er sprach. «Uhrzeit: 11.34 Uhr.»
    Er hörte Kuvås’ Schritte auf dem Flur und wartete, bis der lange Trønder das Wasserglas abgestellt und sich hingesetzt hatte.
    «Sagen Sie ihm, wer Sie sind und woher Sie kommen», forderte er den Dolmetscher auf.
    «Okay.»
    Fast fünf Minuten sprach Dizar mit Fadil Hadzic, ohne ein einziges Wort zu übersetzen.
    «Alles in Ordnung?» Lykke war langsam mit seiner Geduld am Ende.
    «Das wird alles prima klappen.»
    Kommissar Rolf Lykke wollte kein Risiko eingehen.
    «Was glauben Sie, warum hat Ihre Schwester Nadija am Tag, an dem sie starb, zweimal versucht, bei Ihnen anzurufen?», fragte er und blickte vom Dolmetscher zu Fadil.
    Fadil Hadzic zuckte mit den breiten Schultern.
    Dizar übersetzte auch das.
    «Keine Ahnung.»
    «Haben Sie versucht, sie zurückzurufen?»
    «Spät am Abend, zu spät.»
    «Warum haben Sie so lange damit gewartet?»
    «Ich rufe nie von meinem Handy aus an. Ich habe aus einem Hotelzimmer in München angerufen.»
    «Warum nicht vom Handy aus?»
    «So ist das eben in meinem Job.»
    Lykke zog die Augenbrauen hoch.
    «Und was ist das für ein Job?»
    «Ich arbeite mit Menschen.»
    Lykke blickte auf seine Notizen.
    «Wie haben Sie erfahren, dass Ihre Schwester tot ist?»
    «In Norwegen leben viele Bosnier. Man hat mir Bescheid gesagt.»
    «Sind Sie hier, um Ihre Schwester zu rächen?»
    Es gab ein kleines Hin und Her, ehe der Dolmetscher übersetzte.
    «Ich bin zur Beerdigung gekommen. Nur deswegen.»
    «Ich möchte, dass Sie seine Antwort direkt übersetzen, ganz egal, ob sie vollständig ist.»
    «In Ordnung», erwiderte Dizar. «Tut mir leid.»
    Ich muss ihn dazu bringen, über die Vergangenheit zu sprechen, dachte Lykke.
    «Haben Sie Sport getrieben?»
    «Als ich ein Junge war, habe ich Fußball gespielt, bei Željezničar.»
    Lykke sah Dizar fragend an.
    «Ein großer Verein in Sarajevo», erklärte der Dolmetscher.
    «Waren Sie gut?»
    Dizar übersetzte.
    «Ich habe drei Spiele in der Juniormannschaft des Vereins mitgespielt.»
    Lykke dachte nach.
    «Warum haben Sie aufgehört?»
    Zum ersten Mal seit Beginn der Vernehmung wandte Fadil Hadzic

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