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Und Finsternis wird kommen

Und Finsternis wird kommen

Titel: Und Finsternis wird kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Nachricht in der Rezeption, wohin sie ging und wann sie wieder zurückkommen würde.
    Sie eilte in den dritten Untergrundbahnschacht hinunter und wartete, bis eine leere Kabine vorbeikam. Die zwei Minuten, die verstrichen, schienen ihr unerträglich lang.
    »Medizinische Akademie der Stadt New York«, sagte sie in das Sprachrohr oberhalb des Sitzes. Die Tür der kleinen Kabine schloß sich, und zischend strich die Luft am Fenster vorbei, als das Abteil nach oben jagte.
     
    Die medizinische Akademie der Stadt New York hatte sich innerhalb der letzten beiden Jahrzehnte in die Höhe und in die Breite ausgedehnt. Die Bibliothek allein nahm einen ganzen Flügel in der dritten Etage ein. Wenn sie all die Bücher, Broschüren und Periodika in der Originalform beherbergen würde und nicht von einigen Mikrofilme angefertigt worden wären, würde selbst das ganze riesige Gebäude nicht genug Platz bieten. Wie Rose wußte, sprach man bereits davon, sich nur auf die Druckwerke der letzten fünf Jahre zu beschränken und nicht auf die des letzten Jahrzehnts, wie es zur Zeit der Fall war.
    Rose hatte als Mitglied der Akademie freien Zugang zur Bibliothek. Sie eilte in die Nische, die die Werke über extraterrestrische Medizin enthielt und stellte erleichtert fest, daß gerade niemand anderer dort arbeitete.
    Es wäre vielleicht klüger gewesen, die Hilfe eines Bibliothekars in Anspruch zu nehmen, aber sie entschloß sich, darauf zu verzichten. Je geringer die Spur war, die sie hinterließ, desto geringer war die Gefahr, daß Drake sie aufspürte.
    Und so ging sie ohne Führer an den Regalen entlang und strich mit dem Finger über die Titel. Die meisten Bücher waren in englisch geschrieben, einige auch in deutsch und russisch. Ironischerweise gab es keine, die in extraterrestrischen Symbolen verfaßt waren. Die Originale befanden sich in einem anderen Raum und waren nur für amtliche Übersetzer zugänglich.
    Ihr Finger hielt inne. Sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte.
    Sie nahm ein halbes Dutzend Bände aus dem Regal und breitete sie auf einem kleinen dunklen Tisch aus. Sie drückte auf den Lichtschalter und schlug den ersten Band auf. Er trug den Titel ›Studien über die Hemmung‹. Sie blätterte ihn durch und widmete sich dann dem Verzeichnis der Autoren.
    Sie las den Namen Harg Tholan.
    Sie prägte sich alle Angaben ein, die sie über ihn finden konnte, dann kehrte sie zu den Regalen zurück, um nach Übersetzungen von Originalwerken Tholans zu suchen.
    Sie verbrachte mehr als zwei Stunden in der Akademie. Als sie fertig war, wußte sie, daß es einen Hawkin-Doktor namens Harg Tholan gab und daß er ein Experte auf dem Gebiet der tödlichen Hemmung war. Er stand in Verbindung mit der Hawkin-Forschungsorganisation, mit der das Institut Kontakt aufgenommen hatte. Natürlich konnte der Harg Tholan, den sie kannte, sich ganz einfach als Arzt ausgeben. Aber warum sollte er das tun?
     
    Sie nahm das Blatt Papier aus der Tasche und schrieb hinter das Wort ›ehrlich‹ mit den drei Fragezeichen ein ›ja‹ in Großbuchstaben. Danach kehrte sie in das Institut zurück und saß um vier Uhr nachmittags wieder an ihrem Schreibtisch. Sie teilte der Telefonistin mit, daß sie keine Anrufe beantworten würde, und schloß die Tür ab.
    In die Spalte ›Harg Tholan‹ trug sie nun zwei Fragen ein: »Warum kam Harg Tholan allein auf die Erde?« Sie ließ genug Platz nach dieser Frage. Und dann: »Warum interessiert er sich für den Vermißtensuchdienst?«
    Sicher war es glaubhaft, daß der Hawkin-Doktor in erster Linie auf die Erde gekommen war, um Studien über die tödliche Hemmung zu betreiben. Sie hatte in der Akademie gelesen, daß die Bekämpfung dieser Krankheit die wichtigste medizinische Aufgabe auf dem Hawkin-Planeten war. Sie wurde dort mehr gefürchtet als der Krebs auf der Erde. Aber wenn die Hawkin-Ärzte glaubten, die Antwort auf ihre ungelösten Fragen auf der Erde zu finden, warum schickten sie dann nicht eine ganze Forschungsexpedition? War es Argwohn und Mißtrauen ihrerseits, daß sie nur einen einzigen Forscher entsandten?
    Was hatte Harg Tholan gestern abend gesagt? Die Todesfälle traten am häufigsten auf dem Hawkin-Planeten auf, der der Erde am nächsten lag, und am seltensten auf der Welt, die am weitesten von der Erde entfernt war. Und wenn man die Tatsache hinzufügte, die Tholan gestern angedeutet und die sie selbst heute in der Bibliothek bestätigt gefunden hatte, daß nämlich die Zahl der Todesfälle

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