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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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verwundert.
    „Muss ssie keinen Schleier tragen?“ Die Schönin wies mit dem Kinn auf Mathilda.
    Die einen entsetzten Schritt zur Seite trat. Nein! Das würde früh genug kommen. Dazu war sie – noch – nicht bereit.
    Zu ihrer unsäglichen Erleichterung schüttelte die Äbtissin sofort den Kopf: „Mathilda ist weder offiziell eingetreten noch in irgendeiner Weise dem Kloster gegenüber verpflichtet. Sie trägt ein Ordenskleid, um sich der hiesigen Kleiderordnung anzupassen.“
    „Dann gehört der Schleier nicht zur Kleiderordnung?“
    Die Äbtissin schüttelte den Kopf: „Der Schleier hat eine ganz eigene Aussage und würde uns allen hier etwas vorgaukeln, was noch gar nicht ist.“
    „Gut“, nickte die Schönin, wirkte jedoch gar nicht so, als ob nun alles gut wäre. Und in der Tat, sie war noch nicht fertig. „Mathilda trägt einen Habit, weil ssie ssich dem Klosterleben anpassen ssoll. Wass aber isst mit ihren Haaren?“
    „Was soll mit ihren Haaren sein?“, fragte die Äbtissin und blinzelte irritiert.
    „Ssie stören mich“, sagte die Schönin. „Ssie sind aufreizend und eitel und ...“
    „Was?“, fiel ihr da Katharina ins Wort. „Mathildas Haare sind keineswegs aufreizend.“
    „Sie sind weltlich“, schloss sich Schwester Ursula Klöblin der Meinung der Schönin an. „Das passt nicht hierher.“
    „Ssie müssen ab.“
    „Nein!“ Mathilda hatte ein paar Schritte nach hinten gemacht und stand jetzt neben dem Thron der Äbtissin.
    „Ssie ssind hoffärtig“, beharrte die Schlange. „Mathilda isst stolz, weil ssie alss einzige hier ihre Haare offen tragen darf.“
    „Sie trägt ihre Haare doch gar nicht offen, sondern zu einem Zopf zusammengebunden“, sprang Katharina wieder für Mathilda ein. Sie war nun ebenfalls hochgefahren und starrte die unschöne Nonne mit blitzenden Augen an. „Und stolz ist sie deswegen auch nicht. Also, ich finde ihre Haare schön.“
    Im Gegensatz zur sonstigen Stille wirkten die auf einmal im Saal durcheinanderschwirrenden Stimmen sehr laut. Mathilda sah erstauntes Kopfschütteln, aber auch bejahendes Nicken. Die Meinungen über ihre Haare waren also durchaus geteilt.
    „Alss Zeichen ihrer Demut fordere ich, dass ihr der Zopf abgeschnitten wird.“ Die Schönin deutete auf Mathilda. „Ssie kann dann ja mit geschorenem Kopf ohne Schleier gehen.“
    „Das meinte ich nicht“, widersprach die tiefe Stimme Schwester Klöblins. „Ihr Kopf muss nur bedeckt sein.“
    Daraufhin fuhr die Schönin mit wütend blitzenden Augen zu ihr herum.
    Doch noch ehe sie etwas erwidern konnte, hatte die Äbtissin ihre Arme erhoben. „RUHE.“
    Die Stille setzte so schlagartig ein, dass Mathilda beinahe gelacht hätte, wäre der Grund, weshalb sie noch immer hier stand, nicht so ernst gewesen. Sie sah Münder sich schließen, Hände unter Skapulieren verschwinden, Köpfe sich senken.
    „Ich hatte mir nicht vorgestellt, dass es solche Widerstände gegen Mathildas Haare geben könnte“, fing die Äbtissin zu sprechen an.
    Mathilda bekam schon wieder Angst um ihren Zopf. Würde er jetzt schon fallen, weil diese dumme Nuss von Unschönin das so wollte?
    „Es ist gegen die Regeln für Kandidatinnen.“ Die Äbtissin schien ihre Sorge ganz genau zu sehen oder fühlen, denn sie fügte, an Mathilda gewandt, hinzu: „Außerdem gehört das Haareschneiden zum Zeremoniell des Schleiernehmens.“ Sie wandte sich an die Schönin. „Deshalb sage ich nein. Mathildas Haare bleiben – vorerst.“
    Die atmete auf – während die Schönin empört nach Luft schnappte.
    Doch die Äbtissin war noch nicht fertig: „Ich stimme Euch, werte Schwester Schönratin, allerdings insofern zu, als es sein kann, dass sich die Eine oder Andere durch Mathildas Haarpracht gestört fühlt. Deswegen lege ich fest, dass sie ab sofort eine Haube tragen soll.“
    Stimmen erhoben sich.
    „Ja, eine Haube ist gut“, brummte Schwester Klöblin.
    „Was soll eine Haube bringen? Die verdecken die Haare doch nicht ganz“, zeterte die etwas grelle Stimme Schwester Steudlins.
    Mathilda sah etliche Nonnen beipflichtend nicken.
    „Wozu? Sie ist Kandidatin und muss ihre Haare überhaupt nicht bedecken“, wunderte sich Elisabeth.
    Katharina lächelte bejahend und auch Edeltraud nickte.
    Dennoch, dass es so viele Nonnen gab, die sich ihre Haare wegwünschten? In Mathilda verkrampfte sich alles. Konnte es denen nicht reichen, wenn ihre Haare unter einer Haube verschwänden? Weg war schließlich weg. Der Gedanke, jetzt

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