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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Arno gehen und ihn fragen!
    Deswegen betete sie Abend für Abend weiter Rosenkränze.
    Also weiter: „Ave Maria ...“
     
    Mathilda hatte den heutigen Rosenkranz gerade beendet – und ihn auf der Kommode abgelegt, als sie leises Pochen hörte. Sie verharrte, lauschte. Da war es wieder – an ihrer Tür. Heute allerdings musste sie nicht befürchten, dass einfach jemand in ihr Zimmer kommen könnte, der Riegel war vorgelegt. Nie mehr hatte sie ihn vergessen, seit ... Sie huschte zur Tür, legte ihre Lippen an den Spalt und raunte hinaus: „Wer ist da draußen?“
    „Ich bin's“, flüsterte Katharina zurück.
    Erfreut öffnete Mathilda, und Katharina schlüpfte herein. Sie trug noch ihre Kutte, war aber bereits ohne Schleier, ihr Haar leidlich von einer Schlafhaube verhüllt. Sie schloss die Türe hinter sich und verriegelte sofort.
    „Was gibt es?“, fragte sie an Mathilda gewandt.
    „Was soll es geben?“ Überrascht sah diese sie an. „Es ist Nachtsilentium.“
    „Ich weiß“, antwortete Katharina. „Aber schließlich wolltest du etwas von mir.“
    „Ich? Was meinst du? Du bist gekommen!“
    Jetzt sah auch Katharina verwirrt aus. „Aber du warst es doch, die zuerst gekommen ist.“
    Mathilda blinzelte. Was sollte sie getan haben?
    „Du warst es nicht?“, hakte Katharina noch einmal nach.
    „Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.“
    „Jemand hat bei mir angeklopft“, erklärte Katharina endlich. „Aber bis ich die Türe entriegelt und geöffnet hatte, war niemand mehr da. Da hab ich gedacht, du bist vielleicht in deine Kammer zurückgegangen, weil jemand draußen ... Das warst wirklich nicht du?“
    Mathilda schüttelte vehement den Kopf – und Katharina begann zu strahlen. „Dann weiß ich schon, wer es war.“
    „Meinst du Elisabeth?“ Den Gedanken hatte Mathilda soeben auch gehabt. „Hast du ihr endlich von dem gefundenen Zettel erzählt?“ Es erschien ihr ganz selbstverständlich, dass Elisabeth wieder mit Katharina zusammen sein wollte, wenn sie endlich keine Angst mehr vor einem Mitwisser haben musste.
    Zu ihrer Enttäuschung schüttelte Katharina den Kopf.
    „Sie hat bisher kein Wort mit mir geredet.“ Trotz des bekümmerten Gesichtes schwang Jubel in ihrer Stimme. „Aber ich werde es ihr jetzt sofort sagen.“
    Und damit wandte sie sich der Türe zu und legte ihr Ohr daran. „Erst mal lauschen, ob draußen alles ruhig ist.“
    Es pochte an der Türe.
    Katharina sprang zurück, den Mund zu einem stummen Schrei geöffnet, auf Mathilda zu. Die stand schreckensstarr und starrte die Türe an.
    Wieder klopfte es.
    „Mathilda?“ Die Stimme der Äbtissin drang klar und deutlich herein. „Öffne die Türe!“
    Schockiert und zu keiner Regung fähig, stand Mathilda neben Katharina.
    Wieder klopfte es. „Mach sofort auf!“ An der Klinke wurde gerüttelt.
    Mathilda, die sich fühlte, als würde der Boden unter ihr wanken, machte einen langsamen Schritt nach vorn. Und während Katharina mit bleichem Gesicht zur Seite wich, in die kleine Nische hinter der Türe, streckte Mathilda die Hand nach vorn, schob den Riegel zurück, fasste zur Klinke und öffnete.
    „Na endlich.“ Die Äbtissin, immer noch in vollem Habit, war leiser geworden, kam sofort ins Zimmer und schloss die Türe hinter sich.
    Mathilda konnte nichts sagen, nicht reagieren, wich nur einen Schritt zurück und noch einen und noch einen, bis sie am Bett anstieß.
    Die Äbtissin starrte sie stumm und erbost an. Dann wandte sie den Kopf ganz leicht zur Seite. „Ich weiß, dass Ihr hinter der Türe steht, Greulichin.“
    „Mu ... Mutter Örtlerin“, stammelte Katharina und tat ebenfalls einen Schritt nach vorn. Ihre Augen stachen dunkel aus dem sonst wachsbleichen Gesicht.
    „Was soll ich hierzu sagen?“ Die Stimme der Äbtissin war kalt, ihre Wangen dagegen hatten einen grellen Rotton angenommen.
    Mathilda ließ sich aufs Bett plumpsen und schlug einen Moment die Hände vors Gesicht. Ihr Herz jagte. Jetzt war alles aus.
    Die Äbtissin fuhr kuttenraschelnd zu Katharina herum. „Was macht Ihr hier?“
    „Ich ...“ Katharina brach ab und machte eine hilflose Geste.
    „Sie ...“ Mathilda hatte den Kopf wieder gehoben und gleichzeitig mit Katharina gesprochen, ihre Stimme ebenfalls brüchig. „... wollte nur etwas fragen.“
    „Es ist großes Silentium!“
    „Ich weiß.“ Katharina stand da wie ein Häufchen Elend.
    Die Äbtissin wandte sich an Mathilda. „Gegenseitige Besuche in den Zellen sind ebenfalls streng

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