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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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verständnisloses Stirnrunzeln bei der Örtlerin. „Was soll denn das nun schon wieder? Wir reden hier über eine sündhafte Liebesbeziehung.“
    „Deren Sündhaftigkeit lediglich angesichts der Gehorsamkeitsgelübde besteht, welches sie auf die Klosterregeln geschworen haben. Wenn sie keine Nonnen wären ...“
    „Aber sie sind Nonnen! Und Schwester Jordanin ist das mit Leib und Seele.“
    „Von jeweils dem Teil abgesehen, der sich nach ihrer Katharina sehnt“, ergänzte Arno sarkastisch. „Ebenso wie die Seele aller Frauen sich nach einer feierlich zelebrierten Hochzeit sehnt und nach Mutterschaft.“
    „Wollt Ihr uns Frauen die Befähigung zum Nonnensein absprechen?“ Die Äbtissin war jetzt ehrlich verärgert. Mit einem energischen Ruck drehte sie sich weg und schritt zum Fenster hinüber. Verharrte dort einen Moment, ehe sie wieder herumfuhr und mit herausfordernd erhobenem Kinn auf Arno herabsah.
    „Aber nicht doch“, beschwichtigte er sie erst einmal. „Ich habe mich lediglich gefragt, ob die Liste der erlaubten“, er suchte nach einem wohlwollenden Ausdruck, „Hilfsmittel eventuell um eines ergänzt werden könnte. Um die 'speziellen Freundschaften' nämlich, wie Ihr sie nennt. Die meiner Meinung nach einfach ein natürliches Bedürfnis von Frauen darstellen.“
    „Das wäre doch wohl das gleiche, wie wenn ihr Priester euch eine Konkubine zulegtet“, giftete sie ihn an. „Immerhin geht es auch um ein 'natürliches Bedürfnis' von Männern!“
    Ihr redet dummes Zeug, schluckte er hinunter. Zwang sich, die Unsachlichkeit ihres Angriffs zu übergehen und ernsthaft darauf zu antworten. „Nun“, er unterbrach sich gleich wieder und wog demonstrativ den Kopf, „ich wage zu behaupten, dass Männer eher in der Lage sind, auf menschliche Nähe – oder auch auf Körperlichkeit – zu verzichten als Frauen.“  
    „Also gibt es unter Priestern lediglich einige wenige schwarze Schafe, die an diesem Verzicht scheitern – während die Gesamtheit der Nonnen von vornherein schwarz ist?“ In ihrer Entrüstung war sie wieder näher gekommen, hatte beide Hände kämpferisch in die Seiten gestemmt und blitzte ihn an.
    Arno seufzte gequält. „Welch Missgunst unterstellt Ihr mir, Mutter Örtlerin?“, fragte er in beschwichtigendem Ton.
    „Nichts anderes habt Ihr gesagt!“
    „Wenn das bei Euch so angekommen ist, dann tut es mir leid. Alles, was ich habe sagen wollen, ist, dass Schwester Jordanin eine vorbildliche Nonne ist – und zwar unabhängig von ihren Bedürfnissen nach einer engen Beziehung zur Greulichin.“
    „Schon wieder!“ Die aufgebrachte Äbtissin vor ihm hatte er damit keineswegs versöhnt. „Ich habe geglaubt, in Euch jemanden zu haben, zu dem ich mit meinen Belangen vertrauensvoll kommen könnte. Stattdessen gehört auch Ihr zu denen, die den weiblichen Ordensleuten ihre Vollwertigkeit als Christen absprechen.“
    „Liebe Mutter Örtlerin,“ Arno hatte sich extra wieder zurückgelehnt, um in keinster Weise den Eindruck von Aggressivität zu vermitteln. „Selbstverständlich weiß ich, wie vorbildlich sich gerade Eure Schwestern bemühen, Gott mit allem, was ihnen zur Verfügung steht, zu dienen.“
    Ihr Gesicht war unvermindert verkniffen, wenn auch ihre hochgezogenen Schultern sich ein wenig gesenkt hatten. Sie wollte mehr.
    „Gerade in der Beichte erlebe ich doch immer wieder, wie ernst und gewissenhaft die Nonnen ihre Aufgabe nehmen“, fuhr er mit getragener Stimme fort. „Wisst Ihr“, ihm war eine Idee gekommen, „ich halte es sogar für möglich, dass Frauen allgemein Gott mehr zu geben bereit sind als Männer. So viel, dass es über ihre Kräfte geht“, oh, das war auch wieder missverständlich gewesen, „ich meine, über die Kraft, die einem Menschen zur Verfügung steht. Und das ist doch bei niemandem deutlicher zu spüren als bei Schwester Jordanin, denkt Ihr nicht?“
    Hinter der Miene der Örtlerin arbeitete es. Arno hielt seine eigentlich zufrieden grinsenden Mundwinkel unten. Diese Frau war eitel – und dieses Laster war ihm schon so oft zupassgekommen.
    „Ihr meint ...“ Sie wollte es von ihm hören.
    Jetzt lächelte er. Nicht zu gönnerhaft, wie er hoffte. „Ich meine, dass sie daher an anderer Stelle mehr Großzügigkeit verdient hätte.“
    „Diese Großzügigkeit aber würde uns doch wieder unvollkommen machen“, wandte sie ein – zu hoffnungsvoll allerdings, um ernst genommen zu werden.
    „Es könnte ihnen lediglich erlaubt werden, Freundinnen zu

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