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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Äbtissin Geheimes von ihrem Subprior wollen?
    Sein sofort in Aufruhr versetztes Herz ließ da nicht allzu viele Möglichkeiten zu.
    Gnädigerweise wartete sie, bis er die Tür hinter Glaubrecht und Palgmacher geschlossen und sich auch die Priorin in die andere Richtung entfernt hatte, ehe sie Entwarnung gab:
    „Die gute Phase Schwester Jordanins ist offenbar vorüber.“
    Arno atmete auf und kehrte zu seinem Platz zurück, um sich wieder zu setzen.
    Nicht dass er erleichtert wäre, wenn es seinen Schützlingen schlecht ging. „Das ist ein Jammer“, versicherte er schnell.
    Die Örtlerin nickte fahrig, ihm mit der Hand bedeutend, näher ans Gitter zu kommen. Nun, wie sie wollte. Ergeben rückte Arno nach vorn, unwillkürlich seinen Kopf ihr entgegenneigend, weil sie noch immer nicht weitersprach.
    Will sie mir etwa beichten, schoss ihm durch den Kopf, als sie sich prompt räusperte und begann: „Im Moment kann ich sie gerade noch davon abhalten, sich wieder permanent zwanghaft für bloße Gedankenverfehlungen anzuklagen. Aber es geht ihr sehr schlecht, ich rechne täglich damit, dass sie der Versuchung nachgibt – und ich darauf reagieren muss.“  
    „Das ist wirklich bedauerlich“, wiederholte er. „Diesmal hatte ich die Hoffnung, dass ihr Zustand sich stabilisiert hätte.“
    „Das war auch so – aber nun ist das leider vorbei. Ich weiß, Ihr habt lange nicht mit ihr gesprochen ...“
    Was wollte sie damit sagen?
    „Und ich wünsche mir, dass sich das in Kürze wieder ändern wird.“  
    Arnos Augenbraue übernahm es, seine Freude über diese Anerkennung als Erstaunen zu tarnen. Natürlich waren es nicht wirklich seine Beichtgespräche, die dazu beigetragen hatten, dass die Jordanin sich besser gefühlt hatte. Aber naja, die war immer zufrieden mit ihm und den von ihm auferlegten Bußen gewesen.
    „Jedenfalls werde ich sehen, was ich tun kann, um Euch wieder vermehrt auf den Beichtstuhl zu bekommen. Und dafür bitte ich Euch, im Vorfeld schon zu überlegen, wie Ihr Schwester Jordanin wieder auf den rechten Weg führen könntet.“
    Das war schon ein starkes Stück! Dass sie sich damit an ihn wandte, anstatt direkt an den eigentlichen Beichtvater. Arno ließ seine Augenbrauen wieder herunter. Wobei er sich natürlich fragen musste, ob sie ein ähnliches Gespräch auch schon mit Palgmacher geführt hatte. Und ihr Anliegen an sich eine Frechheit darstellte. 'Sie wieder auf den rechten Weg führen'! Er schüttelte abfällig den Kopf. Was, um Gottes Willen, stellte sie sich denn darunter vor?
    „Mutter Örtlerin“, er lehnte sich auf seinem Stuhl nach vorn, „wie lange kämpft die Arme nun schon gegen ihre Liebe zu der Greulichin an?“
    Geballtes Misstrauen schlug ihm entgegen. „Warum fragt Ihr?“
    „Weil ich befürchte, dass dieser Kampf ein aussichtsloser sein könnte.“
    Das nur einmal anzudenken, regte die Äbtissin gleich so sehr auf, dass sie ganz fassungslos aufsprang und händeringend vor ihm stehenblieb. „Was soll das heißen? Wollt Ihr ihr absprechen, ihr Gelübde erfüllen zu können?“
    Sinnvoller wäre es vielleicht, Euren klösterlichen Regeln abzusprechen, sinnvoll zu sein. Etwas, worüber er immer mit Heussgen hatte diskutieren wollen.  
    „Erst einmal geht es hier doch gar nicht um ein gottverlangtes Gelübde“, korrigierte er. „Sondern um willkürlich festgelegte Klosterregeln.“
    „Es geht um das Gelübde, sich selbst Gott und Jesus vollkommen hinzugeben“, beharrte sie.
    „Es geht um Gehorsam, sich an diese Regel zu halten.“ Stur sein konnte auch er. „Die Frage ist doch aber, wie sinnvoll ein solcher Gehorsam ist. Wenn es um etwas geht, das durchaus mit den göttlichen Regeln zu vereinbaren wäre ...“
    „Wollt Ihr bestreiten, dass es sich beim ersten Gebot um eine göttliche Regel handelt?“
    „Ihr tut so, als ob Schwester Jordanin die Greulichin als Göttin verehren möchte.“
    „Sie will sie lieben!“
    „Ja. Und?“
    „Pater Arno, Ihr seid Priester! Niemand anderen zu lieben neben Eurem Gott ist das, was Ihr gelobt habt.“
    „Aber darüber reden wir doch jetzt gar nicht.“
    „Oh doch, genau das tun wir.“
    Arno stöhnte gebeutelt auf. Sie wollte ihn nicht verstehen. Gut, dann würde er anders beginnen. „Warum haben die Nonnen drüben ihre – wie nennt Ihr sie? – 'Trösterleinpuppen'?“
    Die Örtlerin blinzelte verwirrt. Recht so!
    „Und warum wird die Weihe wie eine Ehe vollzogen? Wozu braucht Jesus Brautkleid und Ehering?“
    Noch immer

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