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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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sein“, führte er aus. „Ganz normale Freundinnen, die aus ihrer Gemeinsamkeit mehr Freude an ihrem Leben hier hätten und daher mehr Kraft für Gott. Freundschaften sind im Männerkonvent durchaus an der Tagesordnung, und niemand käme auf die Idee, diese Beziehungen plötzlich als Sünde zu deklarieren und zu verbieten.“
    Die Stirn der Äbtissin schien noch immer nicht gänzlich überzeugt.
    Arno wartete einen Augenblick ab, seufzte dann und formulierte es noch einmal um in der Hoffnung, jetzt endlich ihre Sprache zu treffen: „Was ist denn dagegen einzuwenden, wenn Elisabeth ein weiteres Trösterlein namens Katharina bekäme?“
    „Um die allabendlich während des Nachtsilentiums mit in ihr Bett zu nehmen!“ Die Gesichtsfarbe der armen Örtlerin explodierte in tiefes Rot. Die Scham ließ sie sich von ihm abwenden.
    „Die Jordanin hat mir immer beteuert, dass sie sich keiner Unkeuschheit hingegeben hätten“, stellte Arno rasch klar.
    „Nein!“ Die wild fuchtelnden Arme der Örtlerin beulten den Schleier, sodass das Kreuz auf ihrem Kopf verrutschte. Hastig zog sie es wieder zurecht. „Es ist Evas Sünde. Ihr braucht mich nicht auch noch so daran zu erinnern.“ Als ihre Stimme brach, schnellten beide Hände vor ihr Gesicht.
    Doch dann schien sie die regelrecht abzuwerfen. Die ganze Person durchlief ein Ruck – und plötzlich durchschnitt harte und kalte Entschlossenheit die Stille im Raum. „Aber ich werde Schwester Jordanin diesen inneren Feind austreiben. So wahr ich Katharina Örtler bin.“
    „Aber damit, sich es 'auszutreiben', müht sie selbst sich doch schon die ganzen Monate ab.“ Auch Arno war lauter, ungeduldiger geworden. „Sie quält sich, sie kasteit sich, sie büßt und bestraft sich selbst mit purem Leiden – ohne dass sie bislang auch nur einen Schritt weitergekommen wäre.“
    „Was wollt Ihr von mir?“ Unvermittelt hatte die zürnende Katharina sich auf ihren Stuhl fallen lassen. Nur noch erschöpft jetzt. „Dass ich die beiden hinauswerfe?“
    „Dass Ihr sie von einer willkürlichen Regel entbindet, die sie unglücklich macht?“, echote Arno.
    „'Willkürliche Regel' – das ist nicht Euer Ernst, Pater!“
    „Ebenso willkürlich und unehrlich wie Ehering und Püppchen – was Ihr doch wirklich nicht als 'gottgegeben' ansehen könnt.“
    Ihre vorwurfsvoll entrüsteten Augen ließen ihn im Sitzen zurückweichen. Hatte er die Grenze des Gangbaren doch noch überschritten?
    „Ich bitte Euch.“ Nicht minder stechend. „Wir reden hier die ganze Zeit von Gottes Forderung an uns Ordensleute, ihm uns vollständig hinzugeben und keine irdischen Bindungen einzugehen. Die ihr Leben lang zu erfüllen, hat Schwester Jordanin in ihrer ewigen Profess gelobt. Und auch die Greulichin, die bislang nur zeitlich begrenzt gebunden ist.“ Sie brauchte eine Pause, um wieder zu Atem zu kommen. „Aber selbst wenn sich tatsächlich herausstellen sollte, dass die beiden zu schwach wären, ihr jeweiliges Gelübde zu erfüllen: Wo sollten sie denn hin? Was haben sie denn außerhalb dieses Konvents? Wollt Ihr sie beide verheiraten?“  
    Arno schnaubte.
    „Nein, Pater, da macht Ihr es Euch zu leicht. Es ist Eure Pflicht, die beiden bei ihren Bemühungen um ein sündenfreies Leben zu unterstützen. Und das werdet Ihr tun, das ist ein Befehl!“
    Sie stand auf, trat unmittelbar vor das Gitter, ihn mit ihren gestrengen grauen Augen fixierend.
    „Selbstverständlich werde ich alles für die beiden tun, was in meiner Macht steht, und das wisst Ihr auch“, beruhigte er sie.
    „Dann ist es ja gut.“
    „Da ich im Rahmen dieser Pflicht jedoch schon so vieles versucht habe, möchte ich Euch bitten, diesmal etwas Neues ausprobieren zu dürfen.“ Auch darüber hatte er schon mehrfach nachgedacht – obwohl die Klausur der Nonnen alles in dieser Richtung sehr schwierig machte.
    Der Blick der Äbtissin prallte misstrauisch gegen seinen.
    „Wäre es irgendwie möglich, die beiden unglückseligen Frauen voneinander zu trennen?“, unterbreitete er ihr. „Räumlich, meine ich.“
    „Ich habe auch schon darüber nachgedacht, ob ich die Greulichin irgendwie loswerden könnte.“
    Arno starrte sie entgeistert an. Hatte er sich verhört?
    „Schwester Jordanin war absolut unbescholten – immer. Eine vorbildliche Nonne. Bis die Greulichin kam. Wenn sie sich einfach in Luft auflösen würde ...“
    Oh, mein Gott, hilf mir, die Dummheit mancher Menschen besser zu ertragen! Arno schnaubte. „Ich hoffe um

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