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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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hatte, war vorbei. Nun würden die da drüben nicht eher ruhen, ehe sie aus Mathilda eine Nonne gemacht, ehe sie sie so verändert hätten, dass sie in diesem Leben hier nicht mehr aneckte.
    Während Arno – dabei zusah. Misstrauisch und besorgt. Hoffend, dass den Nonnen das nicht gelänge, dass Mathilda siegen würde in diesem Kampf. Weil ...
    Weil Mathilda so bleiben soll, wie sie ist. Weil sie glücklich sein soll. Weil sie das Leben einer irdischen Frau leben soll. Weil ...
    Er war stehengeblieben, so abrupt, dass er um sein Gleichgewicht ringen musste. Warum interessierte ihn das alles? Warum war sie ihm so wenig egal? Was um alles in der Welt wollte er von ihr?
    Es war, als ... als hätte sie etwas für ihn. Etwas, das er bisher übersehen hatte. Etwas, das er in seinem Leben brauchte. Was er brauchte, um seine wahre Bestimmung ...
    Er vollführte eine komplette Drehung auf der Stelle und trat an die Wand unter dem Fenster. Streckte beide Arme aus, um sich abzustützen. Seine Handflächen klatschten laut an den Stein.
    Das war bodenloser Unsinn! Er hatte seine Bestimmung schon lange gefunden. Er hatte allem Irdischen abgeschworen, um sich im Göttlichen zu versenken. Er hatte sich entschieden.
    Frauen wie Mathilda konnten ihm nichts geben. Frauen wie Mathilda waren bedeutungslos.
    Er verlagerte das Gewicht seines Körpers auf seine an die Wand gestützten Arme. Drückte sie durch, um sich sogleich wieder nach vorn zu lehnen. Wiederholte das. Wieder. Und wieder.
    Bewundernswert waren allein zur Nonne berufene Frauen. Die waren es, die sich von Evas Sündhaftigkeit so weit wie möglich befreit, die die Schwäche und Gewöhnlichkeit ihrer menschlichen Unvollkommenheit hinter sich gelassen hatten, um sich dem Göttlichen anzunähern.
    Die Jungfrau Maria war bewunderungswürdig. Und Mathilda meilenweit entfernt von ihr! Sie war eine gewöhnliche Frau – und er bemitleidete sie! Mathilda war nicht wunderbar, sondern vielmehr unvollkommen – zu schwach, um göttlich zu werden.
    Mit aller Kraft stieß er sich von der Wand ab. Wandte sich dem Kruzifix zu. Machte den Schritt hinüber und kniete nieder.
    Ich bin glücklich, dir mit all meiner Seele zu dienen, oh Herr. Dienen will ich dir allein mit meiner ganzen Kraft. Du allein bist meine Erfüllung. Du allein bist mein Weg. Du allein bist alles, was ich brauche.  
    Die Worte erreichten Gott nicht. Nicht einmal Arno selbst. Aber vielleicht lag das auch daran, dass die Glocke zum Kapitel zu läuten begonnen hatte. Wie lange schon? Und wie war es möglich, dass seine Denkzeit so schnell vergangen war?
    Hastig raffte er seinen zerknitterten Mantel vom Bett und eilte los, ihn im Gehen überziehend. Er würde später weiter zu beten versuchen.

Non Probleme
     
     
    Er kam sie nicht holen! Das Geläut zu Nona war schon längst verklungen, aber Pater Arno war noch immer nicht aufgetaucht.
    „Hat er uns vergessen?“, fragte Mathilda und sah zu Georg hinüber.
    Doch der schüttelte den Kopf. „Das wäre das erste Mal.“
    Mit bewunderungswürdiger Entschlusskraft stand er auf und ging auf die Türe zu: „Wir gehen hinauf und sehen selbst nach.“
    Mathilda folgte ihm umgehend.
     
    „Ach, die beiden Schüler haben von alleine hier heraufgefunden?“
    Es war die Stimme Pater Heussgens, die ihnen entgegenscholl, kaum dass sie die Türe zum Skriptorium geöffnet hatten.
    „Gerade wollte ich Bruder Hartwig hinunterschicken, Euch zu holen“, erläuterte der große dunkelhaarige Pater freundlich. „Wir waren so in die Lektion vertieft, dass wir ein bisschen überzogen haben.“ Er sah sich demonstrativ im ansonsten leeren Raum um, senkte dennoch verschwörerisch die Stimme. „Zum Glück ist niemand hier, der verraten könnte, dass wir die Non ein wenig verschieben.“
    „Wo ist Pater Arno?“, erkundigte sich Georg.
    „Er lässt sich entschuldigen“, erwiderte Pater Heussgen. „Er fühlt sich nicht gut.“
    „Ist er – krank?“ So plötzlich? Mathilda hob den Kopf. Gerade war er doch noch ... Aber natürlich! Das war des Rätsels Lösung. Er hatte sich heute schon die ganze Zeit schlecht gefühlt und war deshalb so unwirsch gewesen. Sie warf Georg einen wissenden Blick zu, den der prompt erwiderte. Auch wenn Mathilda das deutliche Gefühl hatte, er meinte damit etwas ganz anderes. Warum sonst sollte er dabei erröten? Das konnte sie jetzt aber wirklich nicht brauchen. Hastig richtete sie ihre Augen wieder auf Pater Heussgen und ihre Gedanken auf Pater Arno.
    Vor

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