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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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begannen ihre Schultern zu beben, und während Hartwigs leise Stimme zu ihr herüberwehte, schlug sie die Hände vors Gesicht.
     
    „Schwester Finkenschlag?“
    Sie war vollends zu Boden gesunken und schluchzte noch immer.
    „Mathilda?“
    Das war Pater Heussgens Stimme. Zögernd hob sie den Kopf und sah direkt in seine dunklen Augen. Besorgt kniete er vor ihr.
    „Ich darf Euch doch so nennen?“
    Sie nickte, richtete sich langsam auf.
    „Geht es wieder?“
    Wieder nickte sie und sah sich um. „Wo ... wo sind denn die anderen?“
    Der Raum war leer, bis auf Pater Heussgen und sie. Weder Georg noch Hartwig waren noch hier.
    „Sie sind zur Fortsetzung ihrer Aufgaben nach unten gegangen“, lächelte Heussgen sie an. „Allerdings muss ich zugeben, dass sie das nicht freiwillig getan haben. Sie wären lieber hiergeblieben. Die Idee jedoch fand ich nicht allzu gut. Ich hoffe, das war in Eurem Sinne.“
    Unter leisem Stöhnen richtete er sich auf, seine Knie knackten, als er sie streckte. Dann reckte er ihr seine Hand entgegen.
    „Darf ich bitten?“
    Er führte sie sogleich zu einem der Tische. Dankbar setzte sich Mathilda auf den zurechtgerückten Stuhl.
    „So, jetzt erst einmal das hier“, er reichte ihr ein Tuch. „Für die Augen – und die Nase“, sagte er lächelnd. Dann stellte er einen Becher vor sie und schüttete aus dem Krug Wasser hinein. „Das wird jetzt wohl auch nicht schaden.“
    „Wie lange bin ich – so gewesen?“ Mathilda wagte ein verrutschtes Lächeln und wies mit dem Kinn auf den Boden, wo sie soeben noch gelegen war.
    „Nun ja.“ Heussgen neigte seinen Kopf zur Seite und sah in Richtung Türe. „Sagen wir mal so. Nona ist schon eine Weile her. Nicht mehr lange und es wird zum Kapitel läuten.“
    Er klatschte in die Hände, holte sich einen Stuhl und setzte sich Mathilda gegenüber an den Tisch. „Für ein kleines Gespräch wird die Zeit schon noch reichen, denke ich.“
    „Nicht nötig, es war ja nichts“, wehrte Mathilda ab. Jetzt war es ihr peinlich, sich so gehengelassen zu haben. Sie erhob sich. „Am besten, ich arbeite auch unten weiter.“
    „Wie Ihr wollt.“ Heussgen nickte, blieb aber sitzen. „Ihr kennt den Weg.“
    Sie hatte die Türe schon geöffnet, war schon fast draußen, als ihr Blick auf die Fensterbank fiel. Pergamente, Federkiele und ein Tintenfass standen dort.
    „Oh.“ Sie blieb stehen.
    Pater Heussgen war ihrem Blick gefolgt. „Braucht Ihr etwas?“
    „Ja“, sagte Mathilda sofort. Doch schon im nächsten Moment schüttelte sie den Kopf. „Nein. Es hat keinen Sinn.“
    „Ihr sprecht in Rätseln“, sagte Heussgen. „Wollt Ihr etwas aufschreiben?“
    „Einen Brief für meinen Vater“, antwortete Mathilda matt. „Ich habe, seitdem ich hierhergekommen bin, nichts mehr von ihm gehört. Er“, sie zögerte, entschloss sich dann aber weiterzusprechen, “er war sehr krank.“
    „Nur zu.“ Pater Heussgen wies mit der Hand auf die Fensterbank. „Bedient Euch.“
    „Ich darf nicht“, sagte Mathilda verzweifelt. „Solange ich nicht geweiht bin, darf ich keinerlei Außenkontakte haben.“
    Heussgen sah sie verständnislos an. „Was ist denn das für eine Vorschrift?“
    „Irgendeine Klosterregel“, flüsterte Mathilda. „Ich weiß es auch nicht so genau.“
    „Wisst Ihr was?“ Pater Heussgen machte einen energischen Schritt auf die Fensterbank zu, holte Pergament, Feder und Tinte und warf die Sachen geradezu auf den Tisch. „Ihr setzt Euch jetzt hierher und schreibt. Klosterregel hin, Klosterregel her. Immerhin ist Euer Vater krank gewesen und Ihr müsst wissen, wie es ihm geht.“
    „Aber wie soll ihn der Brief erreichen?“, fragte Mathilda. „Ich kann ihn ja wohl kaum an der Pforte abgeben.“
    „Nein, das geht unter diesen Umständen nicht.“ Heussgen lächelte plötzlich und fuhr fort: „Aber Ihr könntet ihn mir geben. Ich kann ihn ohne Probleme aus dem Kloster bringen.“
    „Das würdet Ihr tun?“, fragte Mathilda und fühlte schon wieder Tränen nahen. Diesmal allerdings vor Erleichterung. „Ich hatte ja eigentlich Pater Arno fragen wollen ...“
    „War das der Grund, warum Ihr über sein heutiges Fehlen so entsetzt wart?“
    „Nein“, schüttelte Mathilda den Kopf. „Eigentlich wollte ich schon lange, es ... nun ja, ich weiß nicht, wie ich sagen soll, aber Pater Arno ...“ Sie holte tief Luft, dann brach es aus ihr heraus. „Er ist anders in letzter Zeit. Ungeduldiger, unwilliger. Immerzu ist er weg. Ich glaube, er

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