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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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logischerweise noch nicht auf Georg einlassen. Und so musterschülerhaft, wie der vorhin über die göttliche Liebe doziert hatte, musste sie ja eine Wiederholung ihres Traumas befürchten! Warum hatte der Junge denn nicht die Gelegenheit ergriffen und klargestellt, wie er zu diesem Thema stand? Stattdessen spuckte er große Töne – um Mathilda jetzt schon wieder schmachtende Blicke zuzuwerfen. Ihm fehlte wirklich der Schneid!
    Und er zwang Arno damit, sich an seiner Stelle mit Mathilda zu plagen. Dabei hatte er überhaupt keine Lust, derjenige zu sein, welcher mit Gräfin von Finkenschlag über die Liebe diskutierte. Er hatte es satt. Gründlich satt!
    Zu allem Überfluss saß sie noch immer da wie ein Häufchen Elend und wartete darauf, dass er sie tröstete. Hielt ihn hier fest, obwohl er den Raum schon längst wieder verlassen haben wollte.
    „Pater Arno?“ Und jetzt fing sie schon wieder an zu reden!
    Widerstrebend wandte er sich ihr zu.
    Sie senkte die Stimme, bedeutete ihm so, dass sie ihn näher wünsche. Er blieb in angemessenem Abstand.
    „Glaubt Ihr, dass ich es lernen kann?“
    Herr im Himmel, warum fragte sie das? Ihn! Der ihr die Antwort nicht geben durfte.
    „Es steht mir nicht zu, das zu wissen“, wand er sich heraus.
    Doch sie ließ nicht locker. Durchbohrte ihn mit ihrem Blick. Sie wollte es hören. „Glaubt Ihr es?“
    Nein! Und das glaube ich nicht nur, das weiß ich!
    „Entweder Ihr wollt es, oder Ihr wollt es nicht. Man kann alles wollen, was man will“, fuhr er sie an. DU NICHT, ABER ICH! ICH KANN DAS! WARUM FRAGST DU DAS AUSGERECHNET MICH?  
    Das seinen Worten folgende Schweigen war so massiv, als hätte er wirklich gebrüllt.
    Georgs auf dem Pergament schabende Feder vermochte die Stille im Raum nicht anzukratzen. Der Junge hatte alles mitangehört. Und wenn er noch so krampfhaft auf seine Aufzeichnungen starrte, Arno zweifelte keinen Augenblick daran, dass auch er wahrnahm, wie sich Mathildas Züge jetzt verzerrten. Wie sie hastig hinuntersah, sich die Augen wischte. Sie weinte – oder kämpfte dagegen an. Und er, Arno, stand wie versteinert, hilfloser, als er sich je in seinem Leben gefühlt hatte. Doch unfähig wegzulaufen, sich zu entziehen, ihr, die er nicht weinen sehen konnte. Und Georg, der ihn so sah.
    Dann jedoch schwankte er, als Mathilda ihm ihr Gesicht zuwandte. Trocken. Ihr Mund fest, ihre Augen noch genauso traurig wie eben – und doch musterten sie ihn mit ungebrochener Energie. „Ihr könnt das, nicht wahr?“
    Sie war überhaupt nicht bitter. Im Gegenteil. Es war nur ein Hauch zuerst, doch dann, immer stärker anwachsend, eindeutig ein Lächeln. Greifbar, sich über alles andere legend, die Atmosphäre im Raum verändernd, Arnos Atem.
    Was gab es da zu lächeln? Es war zum Weinen. Und geweint hatte sie! Er starrte sie an. Ihr Lächeln ... Es lag in diesem Lächeln. Stolz. Dieses Mädchen war stolz auf ihn. Hustend drehte er sich weg und strebte aus dem Raum.

Freundliches Misstrauen
     
     
    Es war nicht auszuhalten! Dass er sich immer wieder in die Enge treiben ließ, immer wieder in die Falle geriet, in ein Gespräch, dessen er nicht Herr war. Den Ärger darüber in seine Schritte ableitend, polterte er die hölzerne Treppe zum Skriptorium hinauf, seine Hand im Takt seiner Füße am Handlauf rüttelnd ...   
    „Na, Freund Wayden! Hast du schon wieder Sehnsucht nach uns?“ Heussgen.
    Arno hinderte sich mühsam daran rückwärts zu taumeln. Die nächste Falle. In Form der misstrauisch verengten Augen seines Freundes.
    „Oder traust du mir nicht zu, deinen Schüler fachgerecht zu unterrichten?“
    Ver ... dreht noch mal, wie hatte er so dämlich sein können! Heussgen hatte recht. Er, Arno, kam zurzeit ständig hier herauf. Weil er ständig weglief. Aus dem Klassenzimmer floh. Und dann natürlich keine andere Anlaufstelle hatte als seinen einzigen Ausweichschüler. Was schon als solches gefährlich war – neuerdings jedoch noch viel mehr, weil dieser bei Heussgen lernte. Jetzt hatte Arno die Quittung.
    „Ich wollte mich für heute abmelden“, presste er hastig hervor. „Ich habe schreckliche Kopfschmerzen und würde mich gern bis Vesper hinlegen. Könntest du Nona übernehmen? Nur wenn es geht, natürlich ...“
    Heussgens Blick war weniger mitfühlend, als Arno sich gewünscht hätte. Vielmehr blieb er unverkennbar nachdenklich.
    „Aber gern doch“, antwortete er desungeachtet. „Wenn deine beiden da unten nichts dagegen haben, von einem von

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