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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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konnte. Er würde seinen Status als stellvertretender Prior ausnutzen, um potentielle Partner zu ihr in die Bibliothek zu schleusen. Vielleicht könnte er Sandizell in der Rekreationszeit dort vorlesen lassen? Und alle infrage kommenden Chorherren einladen. Bei der Örtlerin Bildung für ihre Chorfrauen durchzusetzen, erschien ihm durchaus denkbar. Das dabei unumgängliche Klausurgitter würde gegen erste Blicke zwischen Mann und Mathilda nichts ausrichten.
    Doch, da ließe sich schon etwas drehen ... Entschlossen zog Arno sein Nachthemd aus und machte sich daran, sich zu waschen.
    Auch ansonsten, das sollte er zumindest nicht gänzlich aus den Augen verlieren, hatte er noch einen Trumpf im Ärmel. Heussgen selbst war selbstverständlich viel zu alt für Mathilda. Doch dessen Beziehungen zu Lutheranern und deren Nonnen-Heiratsvermittlung könnte Arno nutzen. Das nur als letzten Ausweg. Mathilda mit einem wildfremden Mann zu verheiraten, widerstrebte ihm doch sehr.
    Aber hier im Kloster waren doch einige junge Mönche, die er sich durchaus als Ehemann vorstellen könnte. Benjamin zum Beispiel. Oder Simon. Simpert, der sehr gut aussah mit seinen hellblauen Augen und breiten Schultern, schätzte Arno als zu sicher in seinem Leben für Gott. Und wenn Georg sich an den wandte, war das wirklich ein Zeichen dafür, dass auch dieser auf seinem geistlichen Weg verbleiben würde.
    Was ist mit Hartwig?, fiel Arno plötzlich ein. Der passte vom Alter her doch am besten zu Mathilda. Warum hatte er den eigentlich von Anfang an außen vor gelassen?  
    Arno selbst hatte sich immer eher mit dem jungen Intellektuellen identifiziert. Wenn er es sich recht überlegte, wäre der junge Novize in der gleichen Situation wie er zu Aurelias Zeit: Beide durchdrungen von einem intensiven Gefühl geistlicher Berufung – plötzlich konfrontiert mit der Versuchung in Gestalt einer verlockenden jungen Frau. War es nicht gerade Hartwigs Verhalten, welches ihn, Arno, viel eher interessiert hatte, als er das Forschungsprojekt gestartet hatte?  
    Würde sich Hartwig ebenso entscheiden wie seinerzeit der junge Arno und seine Berufung aufgeben? Wovon hing es ab, was stärker war: Geist oder Körper?
    Das war es. Arno würde dafür sorgen, dass die beiden Turteltäubchen seiner Albträume voneinander getrennt würden – und das Unterfangen Heiratsmarkt starten. Innerhalb dessen auch Hartwig seine Gelegenheit bekäme. Wahrscheinlich gleich heute.
    Beschwingt suchte Arno seine Kleidung zusammen und zog sich rasch an. Er hatte die Sache wieder im Griff. Und würde siegreich daraus hervorgehen!

Erlöse uns von dem Übel
     
     
    Erst im Laufe des Tages war ihm klargeworden, dass es womöglich gar nicht so leicht würde. Denn wie sollte er vorgehen?
    'Georg, Ihr hegt sündige Absichten, daher muss ich Euch von Mathilda trennen!' In seinem Zaudern hatte der Junge sich keiner Verfehlung schuldig gemacht. Da konnte Arno ihn doch nicht strafen. Und sonst?
    'Mathilda möchte nicht mit Euch zusammen sein, weil sie nicht in Euch verliebt ist.' Er schnaubte ein sarkastisches Lachen.
    Das einzige vielleicht einigermaßen Praktikable wäre, Heussgen einzuspannen. 'Pater Heussgen fragt sich, ob es Euch in Mathildas Gegenwart womöglich nicht gut gehe. Daher versetze ich Euch hoch ins Skriptorium.'
    Dass Hartwig seinen Platz im Klassenraum an Mathildas Seite einnehmen würde, verkomplizierte die ganze Sache obendrein.
    Kurz: Es war alles nicht so einfach, und Arno hatte sich entschlossen, vorerst abzuwarten, bis sich eine passende Gelegenheit böte.
    So war er in keinerlei Alarmbereitschaft, als er am heutigen Tag die Bibliothek durchschritt und die Tür zum stillen Unterrichtsraum öffnete. Und im folgenden Moment erstarrte. Das konnte jetzt nicht ... Was geht hier vor?  
    Die Köpfe Georgs und Mathildas berührten sich fast. Georg stand neben ihr, hinter ihr, seinen Oberkörper nach vorn, fast über sie gebeugt. Ungebührlich nah. Die beiden waren ganz still. Kein Lachen, kein angeregtes Gespräch. Und Georgs Hand ... hatte sich an ihre Schulter gelegt.
    Arno stand steif. Alles was er tun konnte, war, nach Luft zu schnappen.
    Was sollte das? Was bezweckte Mathilda plötzlich damit? Galt all das, was sie ihm, Arno, in den letzten Tagen gesagt hatte, nicht mehr? Das war ...
    ... in jedem Fall zu einfach!
    „Ich muss Euch beide ernsthaft ermahnen“, riss Arno sich aus seiner Starre.
    Der Junge ruckte hoch, beider Köpfe zu ihm herum – und in seinem eigenen

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