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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Innern etwas, das sich wie echtes Entsetzen anfühlte. Sie weint. Sie liebt ihn doch. Sie hat gelogen, sie hat mich angelogen. War es zu spät? Was sollte er tun, wenn es schon zu spät war, die beiden zu trennen?  
    „Ich beobachte Euch beide seit einer Weile mit Besorgnis“, begann er ohne weitere Umschweife, „und bin zu dem Schluss gekommen, dass es notwendig ist, Euch daran zu erinnern, was Ihr jeweils geloben wollt.“  
    Georg war über und über rot geworden. Hatte den Kopf gesenkt und nestelte hektisch am Kreuz auf seinem Mantel.
    Mathilda dagegen blickte Arno direkt ins Gesicht. Wäre sie dessen fähig, wenn sie tatsächlich ...?
    Arno war es, der angesichts dieser Vorstellung seine Augen schleunigst von ihr abwenden musste. Oh mein Gott, bewahre mich!    
    „Ich hoffe inständig, dass keiner von Euch sich etwas hat zuschulden kommen lassen“, argwöhnte er laut.
    Atmete auf, als er den Jungen heftig den Kopf schütteln sah.
    Mathilda sah ihn nur an, wie genau, das konnte er jetzt nicht analysieren.
    „Ich denke jedoch, dass es notwendig ist, Euch erst einmal voneinander zu trennen“, fuhr er fort.
    Georg nickte ergeben. Leistete nicht den geringsten Widerstand. War bereit, sie, kaum dass er ihr einen Schritt nähergekommen war, wieder aufzugeben.
    Und Mathilda – machte sie wirklich keinen enttäuschten Eindruck? Offenbar hatte sie aufgehört zu weinen. Das hätte sie doch nicht, wenn ...?
    Warum war Arno wieder so ... involviert?
    Ich fühle mich für ihr Seelenheil verantwortlich, erklärte er sich schnell. Ich bin ihr Priester, und ihr Schicksal lässt mich nicht kalt.  
    Genau deswegen griff er ja ein. Weil Georg nicht der Richtige für Mathilda war. Er würde ihr das gleiche antun wie ihr Sebastian. Das hatte sie nicht verdient.
    Nun hatte Georg seinen Platz neben Mathilda verlassen und war auf Arno zugekommen. „Darf ich bei Euch beichten?“, fragte er demütig, seine Stimme verstohlen gesenkt. „Ich bin sehr froh, dass Ihr mir zu Hilfe kommt. Ich will Priester werden. Ein guter Priester, wie Ihr.“
    Oh Gott, hilf mir, das zu sein!
    „Ich werde Euch helfen“, versicherte Arno, ob des offensichtlichen Leidens des jungen Mannes wieder voll der Zuneigung für ihn. „Wir werden diese Form des Unterrichts aufgeben. Es ist nicht notwendig, zusammen zu lernen, Ihr könntet ebenso gut ...“
    Rumms! Arno fuhr herum. Mit einem unvermittelten Ruck war Mathilda aufgesprungen und hatte ihren Stuhl umgeworfen. Nun war sie schon in der Bibliothek.  
    Sie liebt ihn doch? Und wird zum zweiten Mal auf diese Art verletzt.  
    Sein Impuls, ihr nachzustürzen, größer als der, sich selbst in Sicherheit zu bringen.
    „Mathilda! Kommt sofort zurück!“
    Er rannte. Stolperte. Fiel. Klammerte sich fest. Fest an ihr. Die da gestanden hatte. Im Weg. Seine Hände in die Luft reißend, sprang er zurück, weg von ihr, die ihn entgeistert anstarrte.
    „Ich ...“ Sie.
    „Verzeihung, ich ...“ Er.
    „Alles in Ordnung?“ Georg.
    „Danke.“ Arno zu ihm herumgefahren. „Erwartet mich in der Kirche. Ich komme gleich nach.“
    „Ja.“ Der junge Mann nickte, quetschte sich an ihm vorbei in die Bibliothek. Seine Augen auf Mathilda, hinter Arno. Erneut nickend. Zerstreut. Zur Treppe. Arno hatte sich mit gedreht, ihm nachsehend, bis er nach unten verschwunden war.
    Dann sah er nur Mathildas Hände, die noch immer in der Luft standen. Zwischen ihnen.
    Er musste etwas sagen. Räusperte sich. „Wollt Ihr auch beichten?“
    „Ich muss nichts beichten.“ Heftig. Voller Trotz.
    Er glaubte ihr. Aber ... „Warum seid Ihr dann weggelaufen?“
    „Weil ich ...“ Sie holte Luft. Ihr Gesicht voller Angst. „Heißt das, dass der Unterricht gestrichen wird? Dass ich jetzt ... nicht mehr zu Euch kommen darf?“ Sie hatte Angst. Aber nicht, ihren Liebsten zu verlieren.
    „Ich muss kommen“, sprach sie rasch weiter, um ihn nicht zu Wort kommen zu lassen. „Ich lebe nur für unseren Unterricht. Ohne das hier“, sie wies auf ihren Arbeitsplatz, „würde ich es drüben nicht überleben.“
    „Ihr könnt nicht hierfür leben.“ Warum sagte er ihr das? „Ihr dürft die Regeln, die drüben gelten, nicht aus den Augen verlieren, indem Ihr hier zu ... frei seid.“ Das war doch richtig, was er da von ihr verlangte. Auch wenn sie das nicht würde leisten können und sich stattdessen verlieben.
    „Aber ich brauche das“, begehrte sie auf. „Das, was wir hier tun. Das Lernen. Unsere Gespräche. Dass wir offen

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