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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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hatte Mathilda bei den Händen gepackt und sprang vor Begeisterung: „Das Kloster hat den Auftrag bekommen, kunstvolle Abschriften bekannter Bücher zu fertigen. Ab morgen bin ich dabei.“
    Mathilda verstand nicht. Statt zu kochen und zu sticken würde Katharina also Bücher abschreiben. Was war daran so Besonderes?
    „Verstehst du denn nicht?“, fragte die da auch schon nach. „Ich werde nachmittags auch drüben arbeiten. Im Skriptorium.“
    „Das ist ja wunderbar!“ Das war wirklich eine gute Nachricht. Mathilda strahlte und begann mit Katharina zu hopsen.
    „Du wirst also ganz in meiner Nähe arbeiten.“
    „Vielleicht sehen wir uns ab und zu“, bestätigte Katharina glückstrahlend.
    „Und wir können gemeinsam hinübergehen“, ergänzte Mathilda, ganz praktisch denkend. „Im Finsteren Gang müssen wir uns dann nicht fürchten.“
    In der Atemluft vor ihren Mündern waren kleine weiße Wölkchen entstanden, die sich nur zögernd auflösten. Katharina hauchte demonstrativ: „Bei dir scheint es auch nicht wärmer zu sein als bei mir.“
    „Ich friere die ganze Nacht.“ Mathilda fielen ihre kalten Hände wieder ein, sie schlang die Arme um sich. „Reichen dir deine Decken denn?“
    „Ach was“, schüttelte Katharina den Kopf.
    „Heißt das, wir müssen jetzt den ganzen Winter über frieren?“
    „Oder uns gegenseitig wärmen“, ergänzte Katharina.
    „Zuhause haben wir das immer getan“, bestätigte Mathilda sofort. „Wenn es zu kalt war, kamen heiße Ziegel ins Bett. Und wir haben zu mehreren beieinander geschlafen. Das war dann wirklich schön warm.“
    „So war das bei mir zuhause auch. Meine Schwestern und ich haben in einem gemeinsamen Bett geschlafen“, seufzte Katharina und griff nach einer der Decken. „Komm, lass uns uns ein wenig wärmen.“
    Eng nebeneinander auf dem Bett sitzend, breiteten sie die Decken über sich und unterhielten sich leise.
    „Wieso hat Elisabeth sich selbst angeklagt?“, fragte Mathilda. „Seid ihr ertappt worden?“
    „Nein.“ Katharina seufzte. „Es ist bei ihr so, dass alles nur eine Weile geht. Wenn wir zusammen sind, bekommt sie Angst, keine gute Nonne sein zu können. Dann klagt sie sich selbst an, bekommt eine Strafe und wir treffen uns eine Weile nicht. Aber irgendwann packt sie dann wieder die Sehnsucht und sie kommt wieder. So war das schon immer.“
    „Das ist ja furchtbar.“ Mathilda überlegte einen Moment, ob sie das fragen dürfte: „Will sie denn überhaupt mit dir zusammen sein?“
    „Sie will alles“, nickte Katharina bitter. „Ich habe sie gefragt, ob es ihr lieber wäre, uns gar nicht mehr zu treffen. Aber das erträgt sie dann auch nicht.“
    „Was ist mit dir?“, fragte Mathilda. „Würdest du es ertragen?“
    Katharina reckte ihr Kinn trotzig nach vorn, senkte gleichzeitig das Gesicht. „Ich habe mich entschieden. Da wo sie ist, will auch ich sein.“
    „Selbst wenn sie dich nicht will?“
    „Sie will mich doch“, flüsterte Katharina. „Aber sie will sich auch an die Regeln halten.“
    Mathilda überlegte. Katharina und sie konnten nur deshalb miteinander befreundet sein, weil sie eben beide bereit waren die Regeln zu missachten. „Das schließt sich doch aber aus.“
    „Eben“, seufzte Katharina. „Das sag ich auch immer.“
    „Dann hat sie sich also nicht entschieden?“
    „Naja, schon.“ Katharinas Stimme klang mit einem Male brüchig. „Aber sie wirft ihre Entscheidung immer wieder um.“
    Unentschlossenheit, Wankelmut, Feigheit, Mathilda konnte nicht entscheiden, was auf Elisabeth wohl zutreffen mochte.
    „Sie hat einfach nur Angst“, flüsterte Katharina. „Schließlich können wir ja auch nicht einfach aus dem Kloster raus.“
    Das war es wohl. Elisabeth konnte sich nicht für Katharina entscheiden, weil dies bedeutet hätte, das Kloster verlassen zu müssen. Wahrscheinlich hatte sie keinen anderen Platz auf Erden. Mathilda nickte. Wie sie selbst ja auch. Das konnte sie verstehen. Sie dachte darüber nach, was sie wohl machen würde, wäre sie an Elisabeths Stelle. Oder an Katharinas.
    Das wäre ganz furchtbar, entschied sie schließlich. „Meinst du, Elisabeth ist froh, dort oben im Krankenflügel zu sein?“
    „Im Moment schon“, sagte Katharina bestimmt. „Und zumindest noch für eine Weile. Bis sie halt wieder Sehnsucht bekommt.“
    „Aber was tut sie dort? Wozu muss sie dort wohnen?“, fragte Mathilda. „Es ist doch niemand krank.“
    „Oh doch. Schwester Glaubrechtin liegt dort

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