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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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räumen. Sonst wäre das nie passiert“, hatte ihn die Örtlerin nach Laudes, verzweifelt die Hände ringend, empfangen. „Ausgerechnet in einer Nacht wie der gestrigen, in der alles ohnehin schon drunter und drüber gegangen ist. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen, und wir müssen retten, was zu retten ist, und zwar auf der Stelle. Ich habe beide Mädchen eingeschlossen – getrennt natürlich – und werde sie heute Nachmittag im Kapitel richten. Morgen können sie dann zur regulären Freitagsbeichte zu Euch kommen – zu Euch, Pater Arno, ich möchte nicht, dass Pater Palgmacher durch seine Art alles noch schlimmer macht.“
    Die Örtlerin war außer sich gewesen, und sie hatte ja allen Grund dazu. Wenn das wirklich wahr war, dann ...
    Es kann nicht wahr sein. Denn wenn ... Nein, es war ausgeschlossen. Mathilda war nicht so!  
    Katharina sehr wohl, kein Zweifel. Aber die liebte doch Elisabeth! Sie konnte doch nicht Mathilda als billigen Ersatz ... Nein!
    Sich frustriert durch die Haare fahrend, zwang Arno sich endlich stehenzubleiben. Seinen Blick aus dem Fenster zum Brunnenhaus zu lenken. Nachzudenken.
    Selbst Katharina und Elisabeth hatten – so sie in der Beichte die Wahrheit gesagt hatten – nie etwas wirklich Schlimmes getan. Allerdings hätte Elisabeth mehr auch nicht zugelassen. Mathilda dagegen, jung und unschuldig – was hätte sie einer Frau wie Katharina entgegenzusetzen, wenn die sich nahm, was sie ...?
    Neiiin! Nein, nein, nein!
    Er konnte nicht stillstehen. Musste sich bewegen. Stampfen. Die Lehne des Beichtstuhls greifen. Sich von der Wand abstoßen.
    Warum hatte er Katharina und Elisabeth getrennt? Wenn Katharina Elisabeth hätte erreichen können ...
    Er musste herausfinden, was passiert war. Ob die Todsünde abwendbar war. Ob Mathilda gerettet werden konnte. Deshalb hatte er die sofortige Beichte angeordnet. Jetzt. Sofort.
    Und warum in Gottes Namen kommen sie nicht?
     
    Die Seitentür. Schritte. Mehrere Beinpaare, die beiden Sünderinnen wurden offenbar von mehreren Nonnen gebracht. Um die Ecke zum Beichtplatz dann nur eine Person. Katharina.
    Arno holte Luft und setzte sich. Zerrte erst dann Palgmachers Kissen unter sich hervor und schleuderte es von sich.
    Die junge Frau sagte nichts.
    „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, sprach er für sie, und es fiel ihm schwer, im selben Atemzug in der normalen Liturgie zu antworten.
    Sie verweigerte auch das „Amen“.
    Arnos Zorn darüber ließ ihn die Etikette dann endgültig vergessen. „Was habt Ihr getan?“, fuhr er sie an.
    Katharina kniete ihm gegenüber, doch ohne ihn anzusehen. Sie schien den unteren Rand des Beichtgitters zu betrachten. Keineswegs demütig oder angstvoll. Sondern vollkommen ruhig und mit einem Panzer aus Trotz um sich herum, der Arno beinahe dazu trieb, dieses Gitter zwischen ihnen aus der Wand zu reißen, um diese Unruhestifterin an der Gurgel zu fassen und so lange zu drücken, bis sie ...
    „Nichts.“
    „Was?“ Er musste sich kurz orientieren. „Ihr seid mit Mathilda im Bett erwischt worden. Was habt Ihr mit ihr getan?“
    Noch immer weigerte sie sich, hoch zu sehen. Ihr ganzer Körper vibrierte vor Widerstand.
    „Nichts.“
    „Gott wird Euch strafen, Katharina! Habt Ihr eine Ahnung, was Eurer Seele geschieht, wenn Ihr Euch einer Todsünde ...?“
    „Gott weiß, dass es nichts zu strafen gibt“, fiel sie ihm ins Wort. „Nichts von dem, was ich tue, empfindet er als Sünde. Nichts!“  
    Diese Selbstverständlichkeit! Diese Überzeugung! Diese ... Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Allein für sich entscheiden zu können, was Gott strafte und was nicht?
    „Ihr seid verrückt, vollkommen irregeleitet! Ihr habt Euch verrannt, habt den Kontakt zu Gott doch völlig verloren. Ihr müsst mir sagen, was passiert ist, damit ich für Euch mit Gott ...“
    Ihre Stimme war leise, und die Gleichmut darin gab ihm den Rest. „Ich kann allein mit Gott reden, danke.“
    „ABER DOCH NICHT FÜR MATHILDA“, verdammt noch mal!  
    Arno war erstarrt. Das hatte jeder in der Kirche hören müssen.
    Katharinas Blick lag auf seinem Gesicht.
    Er hatte ... oh Gott, aber er hatte den Fluch doch nur gedacht, oder?
    Katharina sah ihn an. Als sie sich langsam erhob, ohne ihn aus den Augen zu lassen, legte sie nachdenklich den Kopf schief. Dann wandte sie sich ab und schritt aus seinem Blickfeld.
    Himmel, Vater, Gott, bitte, steh mir bei, bitte hilf mir, ich ...
    „Im Namen des Vaters

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