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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Mathilda. Bedrückt, doch dann – als er sich zwang, sie anzusehen – lächelte sie. Wie immer, sie lächelt wie immer, wie kann sie ...?  
    „Was hast du nur getan, Mathilda?“
    Er sah ihre Augenbrauen in die Höhe schnellen. Zog seine automatisch zusammen.
    „Ich verstehe nicht, weshalb ich hier bin“, sagte sie ehrlich verwundert. „Ich habe eine Klosterregel überschritten, nun, zwei – doch das gehört ins Kapitel.“
    „Ihr habt mit Katharina im Bett gelegen“, klagte er sie an.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Das konnte sie doch nicht abstreiten!
    „Sie hätte nicht kommen dürfen, das stimmt. Aber sie war schrecklich traurig. Sie vermisst Elisabeth so. Sie ist meine Freundin, ich hätte sie doch nicht abweisen können. Ich weiß, wir dürften keine Freundinnen sein, das ist verboten – aber doch nicht vor Gott, das habt Ihr selbst gesagt, Pater Arno.“
    „Ich habe nie gesagt, dass Ihr miteinander im Bett liegen sollt!“ Sie konnte doch jetzt nicht behaupten ...
    „Uns war kalt. Es ist furchtbar kalt in den Zellen. Aneinandergekuschelt ist es wärmer. Unter vier Decken.“
    Sein Mund stand offen. Rasch presste er die Lippen aufeinander. „Ihr habt Euch ...“
    „... gewärmt“, vollendete sie. „Das ist doch etwas ganz Normales. Zu Hause haben wir das immer so gemacht.“
    Da war sie wieder. Ihre Naivität. Und doch waren die beiden miteinander unter einer Decke – unter vieren sogar – gewesen! Und hatten sich ...
    Er musste es wissen. „Was genau habt Ihr getan, Mathilda?“
    „Wie? Ich sagte doch ...“
    „Wart Ihr“, noch einmal schlucken, „hattet Ihr ... Eure Nachthemden an?“ Er hustete.
    Während Mathilda – lachte?
    Pure Wut schoss in ihm hoch. Da saß er hier und mühte sich verzweifelt ab, ihr zu helfen, ihre Seele zu retten – und sie lachte ihn aus?
    „Wir haben gefroren wie die Schneider. Wir hatten alles an, was wir finden konnten, glaubt mir. Sogar die Schuhe.“
    „Wie?“
    „Katharina und ich haben nur einfache Wolldecken. Da hilft es nicht einmal, wenn wir unsere wollenen Mäntel noch dazunehmen. Alles, was wir besitzen, ist zu wenig, uns zu wärmen. Und deshalb ...“
    „Und Ihr beschwert Euch nicht? Es gibt genug Decken im Konvent.“
    „Mutter Örtlerin hat uns keine bewilligt.“
    „Das ...“ ... konnte nicht wahr sein. Ausgerechnet einer so unberechenbaren Frau wie Katharina auf diese Weise eine Ausrede zu verschaffen, andere Nonnen in ihren Betten zu besuchen!
    Aber hieß das nicht, dass es wirklich so war, wie die beiden behauptet hatten? Dass wirklich nichts passiert sein konnte? Wenn sie ...
    „Hattet Ihr Eure Kutten an?“, vergewisserte er sich lieber noch einmal.
    Mathilda blickte sehr irritiert drein. „Ja. Das sagte ich doch. Ich verstehe nicht, was das hier soll.“
    „Ihr habt mit Katharina Greulich im Bett gelegen!“ Auch wenn es vielleicht wirklich ...
    „Was gegen eine Klosterregel verstößt, ja.“
    Sie verstand ihn nicht. Das war ein gutes Zeichen – wenn sie sich nicht verstellte.
    „Katharina ist eine Frau, die – anders ist“, begann er einen letzten Vorstoß.
    „Katharina ist eine wundervolle Person, und sie ist meine Freundin“, stellte Mathilda mit Inbrunst fest. Mit liebevoller Inbrunst.
    „Katharina liebt Frauen“, stieß er hervor.
    Mathilda blinzelte. „Sie liebt Elisabeth, ja.“
    Sie war wirklich so unbedarft. Sie würde ihm nichts vorspielen. Oder?
    Er könnte es auf sich beruhen lassen. Ihr vertrauen.
    „Habt Ihr Euch ...“ Sonst würde er ständig darüber nachgrübeln. „Hat Katharina Euch – berührt?“
    Verständnisloses – und allmählich genervtes Kopfschütteln. „Natürlich haben wir uns berührt. Wir haben uns im Arm gehalten und gewärmt.“ Sie bewegte ihre Hände unter dem Skapulier.
    Wo waren Eure Hände? Wo waren ihre Hände?
    Ein Teil der in seiner Brust aufgestauten Luft entwich, leider nicht lautlos.
    „Was ist denn los?“ Mathilda schien jetzt ganz und gar verzweifelt. „Ich verstehe einfach nicht, worauf Ihr hinaus wollt. Ich meine – wir sind zwei Frauen. Was sollen denn zwei Frauen beichten, wenn sie in einem Bett gelegen haben?“
    Arno hatte schon wieder zu atmen vergessen, doch jetzt ließ er seine gebeutelten Lungen los. Gott sei Dank! Gott sei Dank, dass sie ihre Unschuld bewahren konnte. Gott sei gedankt.  
    Ihr Blick, mit dem sie ihn dann verließ, war sehr nachdenklich.
     
    Arno saß auf dem Beichtstuhl und wartete. Es

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