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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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oder?“
    „Ihr wollt hier mit Logik nachweisen, dass Gott von der Dualität aus genommen ist“, fiel Arno ein.  
    Mathilda nutzte die Gelegenheit, sich endlich zu ihm umzuwenden. War sein Gesicht vor kurzer Zeit noch vor Ärger verzogen gewesen, so wirkte es jetzt hochkonzentriert. Schon noch angespannt, aber mit einem gewissen Eifer gepaart. Er hatte die Augenbrauen eng zusammengezogen und dachte angestrengt nach.
    „Dieser Argumentation zufolge wäre Gott die ganze Münze“, schloss er dann.
    „Wenn Gott allmächtig und unfehlbar ist – wie wir ihn uns ja wünschen – wäre das nur konsequent, oder?“ Heussgen blickte triumphierend in die Runde.
    „Aber das Böse existiert!“ Überrascht von Arnos fast bitterer Heftigkeit fuhr Mathilda erneut zu ihm herum. „Ein allmächtiger Gott schafft nichts Unvollkommenes. Das Böse jedoch ist unvollkommen. Und das beweist, dass das nur der Teufel geschaffen haben kann.“
    Im ersten Moment schwiegen alle.
    „Das klingt logisch, oder?“ Heussgen, ganz leise. „Was meint Ihr anderen? Ist das so?“
    Erwartungsvoll suchte Mathilda Arnos Gesicht. Warum erwiderte er nichts? Er musste das doch wissen. Warum starrte er nur vor sich hin, als wäre er mit den Gedanken meilenweit weg?
    „Ja, was ist mit dem Bösen?“, fragte sie zaghaft in seine Richtung. „Die Münze vor Augen, müsste der Teufel doch in der Kälte sein, im Hass, in der Dunkelheit.“
    „Aber ist er das wirklich?“, hakte Heussgen nach und lenkte damit schon wieder Mathildas Augen von Arno weg. „Ist die Dunkelheit, die uns die Nacht zur Ruhe beschert, nicht auch Gottes Wille? Oder der kalte Winter, der uns den Frühling und Sommer umso wunderbarer empfinden lässt? Sollte das etwa Teufelswerk sein?“
    „In vielem auf den ersten Blick Negativen kann man etwas Positives finden.“ Da war Arno zurück.
    Mit freudigem Lächeln war Mathilda zu ihm herum geruckt – doch er sah an ihr vorbei, zu Heussgen.
    „Aber dabei habt Ihr den Hass vergessen. In dem steckt nur Böses - und damit der Teufel.“ Seine Stimme ganz tief, fast grollend.  
    Mathilda erschauerte.
    „Wirklich?“, fragte Heussgen in betont arglosem Ton zurück.
    „Sicher“, beharrte Arno. „Der Teufel ist die Versuchung, die Verführung, der Hass. Nichts davon kann göttlichen Ursprungs sein – und ist damit des Teufels. Der bekämpft werden muss.“
    „Aber hat das denn einen Sinn?“, fragte Heussgen mit lauerndem Gesichtsausdruck.
    Mathilda konnte deutlich erkennen, dass er ein bestimmtes Ziel anstrebte, ohne dass sie es jedoch erfassen konnte.
    „Es ist doch unsere Pflicht, das Böse zu bekämpfen!“ Hartwig sah empört auf den älteren Priester.
    „Aber wer definiert denn das Böse als 'böse'?“, fragte Katharina und reckte ihr spitzes Kinn trotzig nach vorn.
    „Gott“, erwiderte Arno heftig. „Gott steht über allem! Auch über dem Bösen.“ Jedes Wort wie ein Schlag.
    „Das sagst du so.“ Plötzlich machte Heussgen ein völlig ratloses Gesicht. „Aber wie konnte Gott dann etwas so Unvollkommenes erschaffen wie uns Menschen? Warum lässt er uns zu schwach sein, das Böse nachhaltig zu bekämpfen? Warum lässt er uns immer wieder Böses tun?“
    „Das zu unterlassen, ist unsere Aufgabe!“
    Arno. Mit harter Stimme, die Mathilda erneut schaudern ließ.
    Er war so anders geworden. Hart und streng und ... ja, beinahe böse.
    „Wir müssen das Böse auf der Welt und in uns selbst bekämpfen, wir müssen stark genug werden, es endgültig zu überwinden, den Teufel in uns zu überwinden!“ Auf einmal klang er nur noch schmerzhaft verbissen, fast verzweifelt.
    Er kämpft, erkannte Mathilda plötzlich. Darum, stärker zu werden und nichts Böses zu tun. Die ganze Zeit kämpft er dagegen an – und wenn er gewinnt, dann ... Sie musste schlucken. Sah ihn an und spürte am ganzen Körper, wie schrecklich das wäre, wie sehnlichst sie sich wünschte, dass er ...  
    „’Den Teufel in uns’, du sagst es.“ Pater Heussgen hatte den Kopf schief gelegt und sah Arno hintergründig an. „Wie lautet es noch in diesem Buch?“ Heussgen langte über den Tisch und nahm es Mathilda aus der Hand, schlug die Seite auf, in der ihr Lesezeichen lag.  
    „'Wer nur so von außen Versuchungen aus dem Wege geht und nicht an die Wurzel an sich die Axt anlegt, der richtet im Grunde wenig aus; denn die Versuchungen werden nur desto schneller wieder zu ihm kommen.'“
    Mathilda starrte ihn an. 'Versuchungen aus dem Wege gehen'? So wie

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