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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Arno ihr aus dem Weg ging? Was zugegebenermaßen wirklich überhaupt nichts brachte.
    Sie wandte den Kopf zu Arno. Der sah schnell weg.
    Er würde also das Übel – sie – an der Wurzel packen müssen, um es auszumerzen. Ihr wurde schlecht und die weiteren Worte Heussgens verwischten sich zu undeutlichem Wirrwarr.
     
     
    „'Wer nur so von außen Versuchungen aus dem Wege geht und nicht an die Wurzel an sich die Axt anlegt, der richtet im Grunde wenig aus; denn die Versuchungen werden nur desto schneller wieder zu ihm kommen.'“
    Alarmiert schossen Arnos Augen zu Heussgen. Wohin driftete dieses Gespräch?
    „Das besagt doch, dass das Böse in uns ist, ein Teil von uns. Dass wir einen Teil von uns selbst ausmerzen müssten, um es loszuwerden.“
    Gut, Heussgen kehrte zum Allgemeinen zurück.
    „Ja.“ Arno nickte mit Nachdruck. „Den schlechten Teil von uns!“
    „Den Gott geschaffen hat – ebenso wie den guten Teil.“
    Nein, so darf man das nicht sehen! Er kam nicht dazu, den Mund zu öffnen, weil Heussgen schon weitersprach:
    „Indem wir die böse Seite abspalten, machen wir den Menschen erst unvollkommen. Und damit folglich auch Gott als dessen Schöpfer. Gott aber ist vollkommen.“
    Schon wieder zerrte er diese dumme Münze aus der Tasche und hielt sie herausfordernd in die Höhe. „Egal, wie ich sie drehe: Gott ist überall, er ist alles, jenseits aller Dualität. Es kann also nicht heißen: 'Gott oder Teufel' – sondern alleinig: 'gut UND böse'. Und zwar in einer einzigen Münze, untrennbar zu einem Ganzen vereint.“
    Logik, das war pure Logik – aber das Göttliche war doch viel mehr! Gott ließ sich doch nicht auf eine dermaßen simple Überlegung zurückführen. Erbost hatte Arno sich auf die Tür zu bewegt, um dieses Gespräch endlich zu beenden, als Heussgen sich ihm in den Weg stellte.
    „Du willst das Böse im Menschen ausmerzen, hast du gesagt?“
    „Ja“, schoss Arno zurück.
    „Kennst du einen Menschen auf der Welt, der das geschafft hat?“
    Ich. Beinahe. Vor ... jetzt. Mathildas Schatten schwer auf seiner Brust.
    „Nein. Weil das nämlich unmöglich ist. Das Negative steckt in allem, Arno! Jedes Ding aus Gottes Schöpfung hat zwei Seiten. Das Böse auszumerzen, würde meinen, die Hälfte der Welt zu vernichten, die andere Hälfte des Seins.“
    Er sollte ihn endlich in Ruhe lassen! „Dann frage ich mich, wieso du zu Luther überläufst“, griff Arno ihn direkt an. „Wenn du die böse Seite der Kirche so wunderbar integrieren kannst, könntest du dir doch genauso gut ein paar Kardinäle kaufen und selbst Papst werden.“
    Von Heussgen bekam er dafür nur ein sehr breites Grinsen. „Da sprichst du eine sehr interessante Frage an, über die ich zurzeit intensiv nachdenke.“
    Arno konnte bloß den Kopf schütteln. „Verschone mich damit.“
    „Wogegen sträubst du dich eigentlich so sehr, Freund Wayden?“
    „Dass du der Sünde Tür und Tor öffnen willst! Anstatt sie zu bekämpfen, wie es die Pflicht jedes guten Christenmenschen ist.“
    „Du täuschst dich, Arno. Ich habe nur den Verdacht, dass es umgekehrt ist, dass ...“
    „Es ist unsere Aufgabe, die Sünde zu eliminieren!“ Das musste anscheinend wirklich noch einmal klargestellt werden. „Zu diesem Zweck sind wir aus dem Paradies auf diese Welt geschickt worden, und dazu sind wir Gottes Diener. Und natürlich ist das schwer, etwas anderes hat niemand behauptet – wir müssen unser ganzes Leben und unsere ganze Kraft dazu aufwenden, diesen Kampf zu führen.“
    „Ja, ja, 'unser ganzes Leben ist ein immerwährender Kampf', ich kenne diese Argumentation. Und in diesem Buch geht es im Grunde um nichts anderes, nicht wahr?“
    Schon wieder schwenkte Heussgen diesen dämlichen Kempen aufreizend durch die Luft, ehe er ihn aufschlug und darin herumsuchte.
    „Hier steht es: 'Der Mensch ist nie ganz sicher vor Versuchungen, solange er hier lebt. Denn wir tragen den Keim der Versuchung in uns selber, weil wir in Begehrlichkeit geboren sind. Ist eine Versuchung oder Trübsal überstanden, so kommt eine zweite ...'“
    „Es hilft doch nichts, Heussgen.“ Und es reichte einfach. Arno mochte nicht mehr.
    Doch als ob sein Freund ihn absichtlich quälen wollte, las der weiter, und diese Stelle ging wirklich zu weit!
    „'Anfangs ist es ein einfacher Gedanke, der dich angreift; hernach kommt eine lebhafte, mächtige Vorstellung dazu; zur Vorstellung gesellt sich die Lust, zur Lust die Begierde ..'’“
    Und das vor Mathildas

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