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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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das, was sie eigentlich empfand, verschlafen zu können: Angst. Bodenlose, lähmende Angst. Dass die einzige Hoffnung auf ein erfülltes Leben, die es für sie gab – ihre Liebe zu Arno, die Tatsache, dass er diese erwiderte, die Möglichkeit, zusammen mit ihm glücklich zu werden – vergebens sein könnte.
    „Sie hat geweint“, stieß Katharina zwischen harten Schluchzern hervor. „Sie hat mich angefleht, ich solle ihr glauben. Dass sie nicht könne. Dass es unmöglich sei. Dass sie mich liebe, aber dass ich das nicht von ihr verlangen dürfe. Aber das sind Ausflüchte. Denn wenn sie mich liebte, dann würde sie mitkommen. Sie liebt mich nicht, verstehst du? Sie liebt mich nicht!“
    In einem neuerlichen Weinanfall klammerte Katharina sich an Mathilda. Deren eigene Wangen nass von Tränen waren. Das war so traurig für Katharina. Wie konnte Elisabeth ihr das antun?
    „Wir müssten jeweils heiraten“, sprach Katharina weiter. „Und sie sagt, das könne sie nicht, weil sie doch mit Jesus verheiratet sei. Sie hat Angst, ihr Gelübde zu brechen. Sie hat Angst vor der Welt da draußen. Sie hat Angst vor Männern. Sie hat vor allem Angst!“
    „Aber du wolltest doch auch unter keinen Umständen heiraten“, war Mathilda plötzlich eingefallen. „Du müsstest Kinder bekommen. Deinem Mann gehorchen. Und ...“
    „Aber wenn ich dafür endlich mit Elisabeth zusammen sein könnte“, rief Katharina leidenschaftlich.
    „Was alles andere als sicher wäre, oder?“, wandte Mathilda, ausdrücklich flüsternd, ein in der Hoffnung, die viel zu laute Freundin auf diese Weise zu dämpfen. „Womöglich würdet Elisabeth und du Meilen voneinander entfernt leben. Und ob eure Männer euch erlaubten, euch ab und an zu treffen ...?“
    „Das hat sie auch alles gesagt.“ Katharina, noch immer in normaler Lautstärke, blickte Mathilda so intensiv an, dass diese deren misstrauisches Stirnrunzeln körperlich spüren konnte. „Verstehst du sie etwa?“
    Mathilda war darüber selbst erstaunt – aber ja, sie verstand Elisabeth. Und sie verstand Arno. Sich für ihre irdische Liebe zu entscheiden, bedeutete für beide, dass sie ihr ursprüngliches Leben opfern müssten – obwohl sie sich beide dazu von Gott berufen fühlten.
    Plötzlich spürte sie den Trost, den das beinhaltete. Für sie selbst und für Katharina, die jetzt starr und steif neben ihr lag. „Elisabeth liebt dich.“ Und Arno liebte sie, Mathilda. Auch wenn er sie alleingelassen hatte. Er liebte sie trotzdem. „Ich weiß, dass Elisabeth dich liebt. Aber sieh doch“, fuhr sie auf Katharinas Schnauben hin fort, „ihrer Liebe nachzugeben, zwingt sie dazu, alles aufzugeben. Alles, was ihr Leben ausmacht, alles, was ihr immer wichtig war. Ihre Liebe zu Jesus und zu Gott. Ihre sichere Zukunft. Das ist sehr, sehr viel verlangt, oder?“
    „Wie kannst du so was sagen?“ Katharina rappelte sich auf, beinahe um sich schlagend, während sie wütend über Mathilda hinwegkrabbelte. Sie riss die Kerze an sich, stampfte durchs Zimmer, ohne sich um Mathildas Flehen, doch bitte leise zu sein, zu kümmern, rüttelte ungeduldig am klemmenden Riegel. „Sie ist ein riesengroßer Feigling, sie kann mich nicht lieben. Sie hat mich die ganze Zeit über angelogen, mit mir gespielt. Während ich sie geliebt habe! Und du nimmst sie auch noch in Schutz!“
    Ehe sie die Tür hinter sich zuknallen konnte, war Mathilda dort und fing sie auf. Blickte voller Mitleid der so verzweifelten Freundin nach, die mit raschen Schritten den Korridor in Richtung ihrer Kammer entschwand.
    Katharina liebte Elisabeth über alles, und es war schrecklich hart für sie, dass Elisabeth dies offenbar so nicht erwidern konnte. Elisabeth war vollkommen anders gewebt, nicht nur, was die Liebe anging. Sie war nicht so mutig und trotzig, sie fürchtete sich davor, bestehende Regeln zu übertreten. Doch davon abgesehen, war sie aus Überzeugung ins Kloster eingetreten, hatte sich bewusst für die göttliche Liebe entschieden, diese dann mit echter Leidenschaft ausgelebt. Sie war hier glücklich gewesen. Um sich dann sozusagen 'aus Versehen' in einen Menschen zu verlieben.
    Und da löste sich alle tröstliche Erleichterung, die Mathilda erfüllt hatte, mit einem Schlag in Nichts auf. Elisabeth ist wie Arno. Das war es, was sämtliche Hoffnungen, die sie sich hätte machen können, zunichte machte. Elisabeth hatte Katharinas Einladung abgelehnt. Obwohl sie sie wirklich liebte, das hatte Mathilda mehrmals unzweifelhaft

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