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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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miterlebt.  
    Und auch Arno konnte Mathilda noch so sehr lieben, Heussgen konnte ihm noch so viel Mut machen, könnte ihm eine Einladung dieses Eber-Ritters auf dem Silbertablett servieren: Auch Arno würde sich nicht für Mathilda entscheiden.
    In sich zusammengesackt war sie, noch immer den Griff der offenen Tür umklammernd. Viel zu laut schlug sie sie hinter sich zu – um dann nicht einmal mehr die Kraft übrig zu haben, den Riegel wieder vorzuziehen. Nur noch müde jetzt, taumelte sie zu ihrem Bett zurück. Unendlich müde. Könnte sie doch einfach für immer schlafen!

Samstag, 14. Januar 1522
    … und Versöhnung
     
    Versuche zu begreifen und daran zu denken, daß der Mensch stets danach strebt, das zu tun, was für ihn das Beste ist. Trifft er dabei das Richtige, ist es gut; irrt er aber, ist es schlecht, weil Leiden auf solche Fehler folgt.
    Epiktet
     
     
    „Es tut mir leid, dass ich dich gestern so angefahren habe.“ Katharina hatte, ihren Nachttopf in der einen, den Wasserkrug in der anderen Hand, wie gewohnt an Mathildas Tür angehalten und legte nun bittend den Kopf schief.
    Die schenkte ihr ein seufzendes Lächeln, während sie mit dem freien Ellenbogen ihre Tür hinter sich zuklappen ließ und sich in Bewegung setzte. „Du warst durcheinander“, murmelte sie aus dem Mundwinkel. „Leise, die Öflerin kommt!“
    Sie warf einen Blick in den Korridor, an dessen anderem Ende gerade die Priorin aufgetaucht war, und setzte sich neben Katharina in Bewegung.
    „Du glaubst wirklich, es ist nicht ausgeschlossen, dass sie mich liebt?“, fragte die verstohlen. Hastig liefen sie auf die nächste Ecke zu, die sie wieder außer Sicht bringen würde. „Ich meine, es ist natürlich wirklich schwer für sie. Denkst du, es ist egoistisch von mir, das von ihr zu verlangen?“
    Egoistisch? Mathilda sog Luft ein, um zu verhindern, dass sie aufschluchzte. „Liebe ist immer auch egoistisch, oder? Also irdische. Göttliche vielleicht nicht.“
    Hatte Arno das nicht ständig angedeutet? Dass er die irdische Liebe für schwach und unzureichend hielt? Hatte er ihr nicht ständig den Egoismus der sündigen Frau vorgeworfen?
    „Aber wenn sie mich verlässt, weil sie bei ihrem Gott bleiben will? So wie dein Sebastian sich gegen dich entschieden hat? Geht es für sie nicht darum, sich zwischen zwei Möglichkeiten für die zu entscheiden, die sie glücklicher macht? Und das ist ebenso egoistisch!“
    Aber Arno leidet doch, begehrte es in Mathilda auf. Es war ihm so offensichtlich schlecht gegangen, während er ihr all die Zeit mit bestimmt nicht nur Kopfschmerzen aus dem Weg gegangen war. Als er mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Balkon über dem Beichtplatz zurückgetaumelt war. Als sie ihn mit ihrer Anwesenheit im Skriptorium konfrontiert hatte. Als er sie schließlich doch losgelassen hatte, nachdem er sie ...  
    Ich habe doch gespürt, wie sehr er mit sich hat kämpfen müssen. Weil er mich festhalten wollte. Weil er da glücklich war!
    Und Elisabeth? In Phasen, wo sie sich erlaubt hatte, Katharina nah zu sein, war ihr Gesicht viel weicher gewesen, sie hatte gelächelt. Auch sie war glücklich gewesen mit Katharina.
    Warum nur wählten die beiden ein Leben mit Schmerz – und wenn es tausendmal ein göttlicher war – statt auf irdische Weise glücklich zu werden? Was war das für ein Gott, dem die beiden dienten? Sie selbst, Mathilda, konnte gut auf einen solchen Gott verzichten!
    „Was ist mit dir? Tut dir etwas weh?“ Besorgt hatte Katharina, bereits am Abtritt angekommen, sich zu ihr umgedreht.
    „Schwester Finkenschlagin, selbst mit Bauchschmerzen dürfte es Euch zuzumuten sein, Euer Geschäft zu erledigen, damit ich meines tun kann“, griff die Öflerin schon von hinten an.
    „Es geht schon, danke.“ Rasch leerte Mathilda Nachttopf und Blase, während sie die Priorin Katharina ebenfalls zur Eile gemahnen hörte.
    Es wäre ohnehin nicht recht, wenn Mathilda sich Katharina anvertrauen würde, oder? Ihr würde es sehr viel besser gehen, sich einmal alles von der Seele reden zu können, doch Arnos Konflikt ging Katharina eindeutig nichts an. Und so gern sie die Freundin hatte und so sehr sie auf sie zählen konnte, wenn es um ihre gemeinsamen Regelübertretungen und deren Bestrafung ging: Konnte Mathilda ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass Katharina ihr Wissen für sich behalten würde? Niemals würde sie sie absichtlich verraten. Dennoch war es nicht ausgeschlossen, dass Katharina in ihrem oft

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